Unaufhaltsame
Karriere im "La La Land"

Frank Loessers Musical "Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen" nahm bereits in den Sechzigerjahren das Trump-Zeitalter vorweg

Fast ein halbes Jahrhundert nach dessen Uraufführung mutet Frank Loessers Geschichte vom Fensterputzer Ponty, der es mittels eines Ratgebers zum Boss eines Goßkonzerns schafft, wie ein amerikanischer Albtraum aus lang vergangenen Zeiten an. Frauen sind Sekretärinnen und träumen von der Ehe mit einem Boss, Männer dienen dem Mammon.

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Volksoper - Unaufhaltsame
Karriere im "La La Land" © Bild: Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Es ist nicht einfach nach Gründen zu fahnden, warum man eine drei Stunden währende Produktion wie Frank Loessers Musical „Wie man Karriere macht, ohne sich anzustrengen“, ansehen soll. Die Story ist menschen-, vor allem frauenverachtend, die Musik belanglos und hitfrei. Zumindest, was die Musik anlangt, liegt der Vergleich mit dem Oscar-gwürdigten „La La Land“ nahe. Die Argumente aber liefert die Volksoper. Matthias Davids perfekt gefertigte Inszenierung und seine präzise Personenführung spiegeln die Gegenwart von Trumps Amerika wieder. Man dient einzig dem Kapitalismus. Die Figur des Fensterputzers Ponty (exzellent: Mathias Schlung), ein rücksichtsloser, ständig grinsender, aufstrebender Intrigant zeigt, das man es nur zu etwas bringen kann, wenn man skrupellos ist.

Mathias Fischer-Dieskaus Bühne stellt dafür das ideale Ambiente zur Verfügung, das Elemente aus Gemälden Magrittes mit Hollywood-Szenarien von braven Filmen aus dem Doris-Day-Zeitalter mit Fritz Langs Metropolis vermengt.

© Barbara Pálffy/Volksoper Wien

Gespielt wird ausgezeichnet: Neben Mathias Schlung in der Titelrolle, sorgt Volksoperndirektor Robert Meyer mit feinster Komik und bewegendem Spiel für die besten Momente des Abends. Lisa Antoni ist stimmlich und darstellerisch eine Idealbesetzung für die Sekretärin Rosemary. Ines Hengl-Pirker ist eine elementare Komödiantin. Von Marco die Sapia, Julia Koci, Regula Rosin und dem Rest des Ensembles lässt sich nur Bestes berichten.

Joseph R. Olefirowicz kann mit dem gut klingenden Orchester der Wiener Volksoper aus einem Nichts aus Musik auch nicht mehr machen. Aber, wie Darsteller und Orchester dieses inhaltliche Ärgernis bringen, ist eine sehenswerte Warnung vor möglich Drohendem.

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