Modekette Vögele
meldet Insolvenz an

Die Modekette Charles Vögele Austria konnte ausstehende Gehälter und andere hohe Verbindlichkeiten nicht bedienen und musste deswegen Insolvenz anmelden. Bis zu 760 Mitarbeiter sind von der Pleite betroffen. Seit der Insolvenz der Schweizer Konzernmutter Ende Mai wird ein Investor für die Österreich-Tochter gesucht.

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Kleidung - Modekette Vögele
meldet Insolvenz an

Die Insolvenzursachen liegen für Kreditschützer Gerhard Weinhofer von der Creditreform in Umsatzeinbrüchen und in der Insolvenz der schweizerischen Muttergesellschaft. Im Rahmen des Sanierungsverfahrens will der Bekleidungshändler "die sehr weit fortgeschrittenen Verhandlungen" über eine Investorenlösung fortsetzen und "eine nachhaltige, Arbeitsplätze sichernde Sanierung" ermöglichen. "Gegenüber der Zerschlagung des Unternehmens und Abgabe der Filialen an viele Einzelabnehmer, wie in den letzten Wochen immer wieder kolportiert, sehen wir im eingeleiteten Sanierungsverfahren die beste Chance zur Fortführung der Gesellschaft", so der Vögele-Österreich-Chef in einer Aussendung.

Die Schweizer Modekette Charles Vögele wurde nach dem Börsengang 1999 einer der größten Bekleidungshändler in Europa mit bis zu 760 Filialen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Belgien, Niederlanden, Slowenien und Ungarn. Im Herbst 2016 kaufte die italienische Investmentgruppe Sempione Fashion um OVS die kriselnde Vögele-Gruppe und wollte damit den deutschsprachigen Markt aufmischen. Die Schweizer Vögele-Filialen wurden nach der Übernahme in OVS umbenannt und komplett umgebaut. Auch in Österreich sollten die Filialen nach und nach auf OVS umgeflaggt werden, 30 Charles-Vögele-Geschäfte wurden seit Jahresbeginn im Zuge des Umbrandings geschlossen.

Sortimentswechsel ließ Umsätze weiter einbrechen

Der Sortimentswechsel ließ die Umsätze weiter einbrechen und brachte am Ende die Insolvenz. Die Filialen in Deutschland und der Schweiz sind schon geschlossen. Viele Filialen in Deutschland wurden 2017 von den Mitbewerbern Kik und Tedi übernommen. Neben Österreich (83 Vögele & 13 OVS-Filialen) wird auch noch ein Investor für die 26 Standorte in Ungarn und 11 in Slowenien gesucht.

Das Vermögen zu Liquidationswerten von Charles Vögele Austria beträgt laut Creditreform rund 28,4 Mio. Euro. Die gesamten Insolvenzpassiva dürften sich auf ca. 48,5 Mio. Euro belaufen. Der Kreditschutzverband KSV kommt auf Insolvenzschulden (Passiva) von rund 32,9 Mio. Euro und Vermögenswerte (Aktiva) von rund 12,9 Mio. Euro. Den Gläubigern wird eine Quote von mindestens 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Über 700 Mitarbeiter betroffen

Die Arbeiterkammer und Gewerkschaft zählt 760 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer bei Charles Vögele Austria, die Creditreform kommt auf 711. Die Vögele-Mitarbeiter in Österreich können ihre ausstehenden Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass die Forderungen bei Gericht angemeldet und bei der IEF-Service GmbH (Insolvenzentgeltfonds ) beantragt werden. "Budgetär ist vorgesorgt", sagte IEF-Geschäftsführer Richard Fuchsbichler zur APA. "Wir sind vorbereitet", betonte Fuchsbichler. Die Bearbeitung der Ansprüche werde so schnell wie möglich abgewickelt. Die Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) will gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Arbeiterkammer die Vögele-Beschäftigten in österreichweiten Betriebsversammlungen über die nächsten Schritte informieren.

Hoffen auf rettenden Investor

Mitarbeiter und Kunden der insolventen Modekette hoffen noch auf einen rettenden Investor für die Österreich-Tochter. Bei einem Lokalaugenschein in einer Wiener Vögele-Filiale ist die Stimmung sichtlich gedrückt. Die Mitarbeiter wissen wenig über die prekäre Lage der Firma. Man habe heute lediglich vom eingeleiteten Sanierungsverfahren erfahren, sagte eine Mitarbeiterin zur APA.

Die erste Gläubigerversammlung findet am 13. August statt, die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde für den 1. Oktober festgelegt, teilte der Kreditschutzverband KSV1870 in einer Aussendung mit. Zum Insolvenzverwalter wurde die Grazer ScherbaumSeebacher Rechtsanwälte GmbH, vertreten durch Dr. Norbert Scherbaum, bestimmt.

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