Vögel füttern mit Stil: Vorarlberger
Baukunst designt Federtierbleibe neu

Federtierbleiben abseits der traditionellen Formen Vorarlberger Architekturgeschichte nachempfunden

"Wir haben uns für vier Klassiker entschieden, zwei aus der Anfangszeit und zwei aus den 1990er-Jahren", erklärt Heike Schlauch die Auswahl der Baukunst-Vorbilder. Sie hofft, so große und kleine Naturfreunde an die zeitgenössische Architektur heranführen zu können, denn "Architektur braucht viel Vermittlung". Die Vogelhäuser werden in Kleinserien aufgelegt und von einer Tischlerei in Lingenau (Bregenzerwald) produziert. "Das Holz entspricht dem Fassadenmaterial des Originals", betont die Architektin. Dem erstandenen Futterhaus liegen Informationen zum jeweiligen Vorbild-Gebäude bei. "Damit man weiß, was man da gekauft hat", so Schlauch.

Vogelhäuser gehen weg wie warme Semmeln
Die Vogelhäuschen sind begehrt und immer wieder einmal ausverkauft. Gerade vor Weihnachten seien die Futterstationen als Geschenke für Baukunstfreunde gut nachgefragt. Sie stehen inzwischen in privaten Gärten und Parks in Deutschland, der Schweiz, Russland, den USA, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden und in ganz Österreich. "Eins ging sogar nach Caracas", erinnert sich Heike Schlauch. Manch einem sind sie aber zu schade für den Garten: Sie landen als Designobjekt im trockenen Wohnzimmer.

"SU-SI"-Wohnsystembox in Shanghai vorgestellt
Das reale Vorbild für das Futterhaus "SU-SI" etwa ist eine 1998 von Johannes und Oskar Leo Kaufmann entworfene, individuell anpassbare Wohnsystembox. Das Original wird als idyllisches Feriendomizil oder Loft für den modernen Single angepriesen. "SU-SI" kann beliebig oft ab- und an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden. Das Raster für die Glasfront der Wohnbox wird bei "raumhochrosen" zur Öffnung für das Körnerfutter. Als Beispiel für die österreichische Holzbaukunst war das "SU-SI"-Vogelhaus auch bei der Expo 2010 in Shanghai vertreten.

"Haus Watzenegg": Überdacht und überwacht
Überdachte Futterplätze und ein großer Sämereien-Speicher stehen beim "Haus Watzenegg" zur Verfügung. Das Original aus dem Jahr 1963 mit seinem auskragenden Baukörper steht in Dornbirn und stammt von Gunther Wratzfeld. Es gilt als eines der ersten Häuser in Vorarlberg, das in seiner Formensprache den späteren Weg der Vorarlberger Architekturentwicklung andeutet. Beim Vogelhäuschen aus Fichtenholz ist das Dach abnehmbar. Über eine Plexiglassäule im Erdgeschoß kann der Füllstand überwacht werden, schmale Futterschlitze sorgen für Hygiene.

Weitere Paten
Ein 1999 entstandenes Wohnhaus in Schnepfau (Bregenzerwald) des Büros "Dietrich | Untertrifaller" stand Pate für ein weiteres Vogelhaus. Gefiederte Gäste können sich in dem schlicht gehaltenen Baukörper aus Lärchen- und Tannenholz auf zwei gegenüberliegenden Ebenen bedienen. Das vierte Haus der Serie ist ein Nistkasten, der dem 1965 errichteten "Würfelhaus" in Götzis (Bezirk Feldkirch) von Rudolf Wäger nachempfunden ist. Der Kubus mit großer Vorbildwirkung für die Vorarlberger Architektur habe in der Verkleinerung die optimale Größe für einen Höhlenbrüter-Nistkasten, fand man bei "raumhochrosen".

(APA/red)