War es Mord?

Neue Biographie des genialen Malers stellt die These auf, dass Van Gogh ermordet wurde

Der niederländische Maler Vincent van Gogh (1853-1890) hat sich nach Ansicht zweier US-Autoren möglicherweise doch nicht selbst getötet. Der weltberühmte Künstler könnte vielmehr von Jugendlichen erschossen worden sein, meinen die angesehenen Publizisten Steven Naifeh und Gregory White Smith in ihrem Buch "Van Gogh: The Life" (Van Gogh: Das Leben). Es erscheint an diesem Dienstag in Englisch. Niederländische Van-Gogh-Experten winkten allerdings ab: Die These sei nicht ausreichend durch Fakten gestützt.

von Vincent van Gogh - War es Mord? © Bild: Corbis

"Da schließen wir uns nicht an", sagte am Montag der Kurator des Van Gogh Museums in Amsterdam, Leon Jansen. "Es bleiben nach wie vor viele Fragen unbeantwortet." Naifeh und Smith, die 1991 einen Pulitzer-Preis für eine Biografie des US-Malers Jackson Pollock gewonnen hatten, stützen ihre These auf überlieferte Äußerungen französischer Jugendlicher.

Diese Angaben deuten ihrer Meinung nach darauf hin, dass der psychisch kranke Van Gogh möglicherweise von einen 16-Jährigen, der ihn oft zum Narren hielt, angeschossen wurde. Für denkbar halten die Autoren auch, dass der Künstler unbeabsichtigt durch einen Schuss aus einer Pistole getroffen wurde, mit der zwei Bauernjungen herumspielten.

Selbst in die Brust geschossen
Bisher geht die Fachwelt überwiegend davon aus, dass Van Gogh sich im Juli 1890 auf einem Feld beim Dorf Auvers-sur-Oise selbst in die Brust schoss und etwa 30 Stunden später an den Folgen der Verletzung starb.

Nach Ansicht des Amsterdamer Experten Jansen stützen sich die beiden US-Autoren zu einseitig auf damals protokollierte Äußerungen des 16-Jährigen. Diese seien der Fachwelt bekannt, nun aber von Naifeh und Smith neu gedeutet worden.

Völlig zweifelsfrei hatte der mutmaßliche Selbstmord Van Goghs nie geklärt werden können - auch weil die Waffe nicht gefunden wurde. Der verletzte Künstler hatte sich noch allein zu einem Gasthof geschleppt.

Jansen bescheinigte den Autoren von "Van Gogh: The Life" eine insgesamt solide Arbeit. Sie hätten zwar keine neuen Fakten entdeckt, jedoch alle bekannten auf den Prüfstand gestellt und seien so zu interessanten neuen Perspektiven und Überlegungen gekommen.