Villacher Faschingssitzung boykottiert: LH Haider fand Ortstafel-Gag gar nicht lustig

Trotz BZÖ-Appell: "Nachzipfer" strich Pointe nicht Sozialminister Buchinger glänzte dafür als "Star"

Bei der Fernsehaufzeichnung der Sitzung der Faschingsgilde sorgte der Umstand, dass Landeshauptmann Jörg Haider das gesellschaftliche Highlight boykottierte, für einigen Gesprächstoff Ein Gag des "Nachzipfers" Hannes Höbinger hat den Landesvater schwer verstimmt. Seitens des BZÖ war noch im Vorfeld der TV-Sitzung ersucht worden, diese Pointe zu streichen, doch der Kabarettist blieb hart.

"Was ist der Unterschied zwischen Jörg Haider und den Ortstafeln?", fragte der "Nachzipfer" und gab gleich die Antwort: "Die Ortstafeln sind erst vor Kurzem verrückt worden." Er habe schon sehr viel eingesteckt und auch immer Sinn für Humor gehabt, doch das gehe zu weit, ließ Haider den Villacher Narren ausrichten.

Applaus und Buh-Rufe bei Ortstafel-Gag
Doch das war offenbar nur Wasser auf die Mühlen: Höbinger, der seit Jahren in seiner Schulnummer versucht, den Kärntnern ihre Sprache zu erklären, wartete eingangs mit der Feststellung auf: "Ich sehe in der Klasse schon wieder einige, die nicht da sind. Eines meiner Problemkinder schwänzt schon wieder, der kriegt eine Klassenbucheintragung." Als der "Nachzipfer" dann mit besagtem Ortstafel-Gag aufwartete, stieg der Lärmpegel im Saal deutlich: Applaus und Buh-Rufe hielten sich in etwa die Waage. Die BZÖ-Politiker Peter Westenthaler, Stefan Petzner und Gerald Grosz waren "not very amused".

Auch Lugner, Wrabetz und Gusenbauer nicht dabei
Haider war aber nicht der einzige Prominente, der diesmal "den Unterricht schwänzte": Stammgast Richard "Mörtl" Lugner dürfte von den Vorbereitungen auf seinen Opernballgast Paris Hilton derart in Anspruch genommen werden, dass er auf den Weg nach Villach verzichtete. Auch den neuen ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zog es nicht in den Süden, während seine Vorgängerin Monika Lindner sich bei den Faschingssitzungen immer köstlich amüsiert hatte. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer macht es seinem Vorgänger Wolfgang Schüssel nach und verzichtete ebenfalls auf die Villacher Narrengesellschaft, während seine Vorvorgänger Viktor Klima und Franz Vranitzky sich in Österreichs Faschingsmetropole stets wohl gefühlt hatten.

Buchinger als "Star" des Abends
Der "Star" des Abends - zumindest im Publikum - war diesmal eindeutig der neue Sozialminister Erwin Buchinger. Dieser ließ sich nicht nur von Manfred "Noste" Obernosterer zu einer Tanz- und Gesangseinlage auf die Bühne verführen, sondern heimste durchwegs Komplimente wegen seiner neuen Frisur ein. "Herr Minister, lassen Sie sich die Haare ja nicht mehr wachsen, so sind Sie viel fescher", riet etwa die Frau eines Journalisten dem SPÖ-Minister. Damit im Congress Center der großkoalitionäre Ausspruch von "EU-Bauer" Manfred Tisal "Die ÖVP hat in der neuen Regierung sämtliche Schüssel-Ressorts. Der SPÖ sind nur Zeichnen, Turnen, Werken und Geographie geblieben" auch auf schwarze Ohren stieß, sorgte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein.

"Beste Faschingssitzung seit Jahren"
Herzlich gelacht hat auf dem SPÖ-Ehrentisch von Langzeit-Bürgermeister Helmut Manzenreiter der steirische Landeshauptmann Franz Voves. Auch der Sager vom EU-Bauern "Unsere Politiker sind die Einzigen, die klein werden, wenn man sie unter die Lupe nimmt", konnte der guten Laune der Volksvertreter keinen Abbruch tun. Einhelliger Tenor aller von der APA befragten Gäste: "Es war die beste Faschingssitzung seit Jahren."
(red/APA)