Vier bisherige Präsidenten des ÖGB: Benya mit 24 Jahren an Spitze Längstdienender

Fritz Verzetnitsch übernahm Amt im Oktober 1987

Nach 19 Jahren als ÖGB-Präsident im Amt sind Fritz Verzetnitsch die Karibik-Geschäfte der Gewerkschaftsbank BAWAG zum Stolperstein geworden. Der vierte Gewerkschaftschef seit der Gründung des ÖGB im Jahr 1945 galt eigentlich immer als zögerlich, war er doch als Nachfolger des legendären Gewerkschaftsbosses Anton Benya ein Kompromisskandidat. In den letzten Jahren hatte er aber sein Profil geschärft und galt sogar als Anwärter auf das Vizekanzleramt in einer allfälligen schwarz-roten Koalition.

Vier bisherige Präsidenten des ÖGB: Benya mit 24 Jahren an Spitze Längstdienender

Nach seinem Alleingang bei der Haftungsübernahme für Verlustgeschäfte der BAWAG mit Gewerkschaftsgeldern wurde Verzetnitsch jedoch für den ÖGB untragbar. Rudolf Hundstorfer, Chef der Gemeindebediensteten, wird den ÖGB bis zum außenordentlichen Kongress im Juni interimistisch führen. Dass die Affäre dem schon mit Mitgliederschwund kämpfenden ÖGB nicht nützlich ist, liegt auf der Hand. Die Zahl der Mitglieder ist seit Jahren im Abnehmen und lag Ende 2004 - neuere Zahlen sind nicht verfügbar - bei 1,357.933.

Bereits am 13. April 1945, jenem Tag, an dem die Schlacht um Wien zu Ende gegangen ist, waren die Gründerväter des ÖGB in einer Wohnung im siebten Wiener Gemeindebezirk erstmals zusammen getroffen. Zwei Tage später wurden die Statuten beschlossen, und am 30. April 1945 erteilte die sowjetische Militärkommandantur die Genehmigung zur Gründung des ÖGB.

Höchststand an Mitgliedern im Jahr 1981
Der Zuwachs bei den Mitgliedern war rasant. Bereits Ende 1946 hatte der Gewerkschaftsbund mehr als 900.000 Mitglieder. 1950, dem nächsten Jahr, für das Zahlen vorliegen, waren es bereits fast 1,3 Millionen. Den Höchststand an Mitgliedern hatte der ÖGB im Jahr 1981 mit 1,677.265 erreicht. Seit den neunziger Jahren geht die Mitgliederzahl laufend zurück und ist Ende 2003 erstmals wieder unter 1,4 Millionen und damit auf einen Stand aus den fünfziger Jahren gesunken.

Den Vorsitz führten von Anfang an Sozialdemokraten. Erster Präsident wurde Johann Böhm. Der gelernte Maurer war bereits in der Zwischenkriegszeit gewerkschaftlich tätig gewesen. In der provisorischen Staatsregierung nach Kriegsende war er auch Staatssekretär für soziale Verwaltung.

Olah der Untreue beschuldigt
Nach dem Tod Böhms übernahm Franz Olah im Jahr 1959 die Gewerkschaft. 1963 gab er das Amt nach seinem Wechsel an die Spitze des Innenministeriums ab. Olah wurde später der Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern beschuldigt, mit denen er die Gründung der "Kronenzeitung" und die FPÖ unterstützt hatte.

1963 bis 1987 stand dann Anton Benya an der Spitze des Gewerkschaftsbundes. Gemeinsam mit Wirtschaftskammer-Präsident Rudolf Sallinger galt er jahrelang als Inbegriff der Sozialpartnerschaft.

Seit 1987 führte Verzetnitsch den ÖGB. Ihm wurde oftmals vorgeworfen, sich nicht scharf genug zu positionieren. Im Jahr 2003 konnte er sein Profil aber schärfen: Der ÖGB rief zum Protest gegen die Pensionsreform und Einsparungen bei den ÖBB auf. Sein Angang ist allerdings weniger rühmlich. Noch am Sonntag hatte er beteuert, nicht zurücktreten zu wollen.

Die Präsidenten des ÖGB seit 1945:
Johann BÖHM
1945 bis 13.5.1959

Franz OLAH
25.9.1959 bis 27.9.1963

Anton BENYA
27.9.1963 bis 9.10.1987

Fritz VERZETNITSCH
9.10.1987 bis 27.03.2006

Rudolf HUNDSTORFER
27.03.2006

(apa)