"Rückschläge machen mich stärker"

Nach „Let’s Dance“ zählt Moderatorin Victoria Swarovski zu den bekanntesten Nachwuchsstars in Deutschland. Dafür ist die 24-jährige Tirolerin durch eine harte Schule gegangen

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Victoria Swarovski - "Rückschläge machen mich stärker"

Bei diesem Tempo bekommt man Schwindel. 2016 gewann Victoria Swarovski als bei unseren Lieblingsnachbarn noch mäßig bekanntes aber gelenkes Tiroler Mädel den deutschen TV-Tanzwettbewerb „Let’s Dance“. 2017 heiratete sie mit großem Pomp ihren um 17 Jahre ­älteren Verlobten Werner Mürz. 2018 übernahm der Kristallclan-Spross mit dem schillernden Nachnamen den Moderatorenjob bei „Let’s Dance“ von der 40-jährigen Sylvie Meis, die durch sieben Staffeln geführt hatte. Dabei stammelte sie sich als Neuling im Moderationsfach an der Seite von Profi Daniel Hartwich bisweilen beunruhigend durch die Show. Nicht weiter verwunderlich, ist ja schließlich Learning by Doing. Dennoch kannte manch zusehender Couch-Potato keine Gnade – es hagelte Kritik massiven Ausmaßes ob der amateurhaften Performance. Da stellt sich die Frage: Warum tut sich das der anderweitig sehr begabte Twen überhaupt an? Wo sich doch im milliardenschweren Familienimperium eine durchaus ruhigere Kugel schieben ­ließe.

Der ambitionierten, jungen Swarovski kommt da wohl die angeborene Mischung aus Wissbegierde, Courage und Draufgängertum dazwischen. „Ganz ehrlich, wenn ich manches nicht öffentlich ausprobiert hätte, wäre die Chance vielleicht nie wieder gekommen. Manchmal im Leben kann man sich’s nicht aussuchen: Wenn die Chance da ist, muss man sie ergreifen“, interpretiert Swarovski die Wahrscheinlichkeitsrechnung. Das Risiko ist kalkuliert. Fehler mache schließlich jeder. „Konstruktive Kritik habe ich natürlich angenommen, mir auch zu Herzen genommen und versucht, Sachen zu verbessern. Keiner ist perfekt, schon gar nicht, wenn er etwas zum ersten Mal macht“, so das Fazit.

Nein zu Perfektion

Warum die Verantwortlichen bei RTL jemanden eine Live-Show im Hauptabend moderieren lassen, der noch nie in seinem Leben moderiert hat, erschließt sich nicht ganz. Fakt ist: Wenn die Unterhaltungschefs eine perfekt ausgebildete Moderatorin hätten haben wollen, hätten sie auch eine engagiert. Offenbar war aber erfrischende Authentizität mit ihren Stärken und Schwächen gefragt.

Die dienstliche Reise ins Ungewisse bereut Victoria Swarovski nicht. Nach drei Monaten Bildschirmpräsenz vor mehr als 3,5 Millionen Zusehern bilanziert die Auszubildende besonnen: „Ich bin stolz darauf, dass ich nach der anfänglichen Kritik losgelassen und nicht zu viel nachgedacht habe. So konnte ich mich im Staffelverlauf kontinuierlich verbessern.“ Dass sich die 24-Jährige selbst als sehr ungeduldig betrachtet, kam zum Entwicklungsprozess allerdings erschwerend hinzu. Dinge sollen in Victorias Weltbild am besten sofort passieren. Gut Ding braucht Weile? Das müsse sie erst verinnerlichen, sagt sie. „Auch wenn’s nicht nur positiv ist. Auch wenn man dafür ins kalte Wasser springen muss. Man lernt aus Fehlern, und aller ­Anfang ist schwer.“ Dass der für Victoria nicht zu herausfordernd wurde, dafür sorgte der engste Kern, ihr Angetrauter und die Familie. „Ich hab eine wahnsinnig liebe Schwester, die immer mit mir mitgereist ist und mir total viel geholfen hat. Ohne sie hätte ich das so nicht geschafft.“

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Diesbezüglich hat die Kristallerbin auch schon einen Plan. „Ich fahre jetzt nach dem ,Let’s Dance‘-Finale zusammen mit meinem Mann, seiner Schwester und ­meiner Familie in den Urlaub nach Frankreich.“ Nach nur fünf freien Tagen geht es danach allerdings schon wieder ins Studio, ihre nächste Single wartet auf die Fertigstellung. Das bevorzugte Genre: Pop, R ’n’ B und Soul. Und hier ist der kreative Kopf auch in seinem Element: In Los Angeles textete Swarovski bereits für amerikanische Künstler, als die Stadt der Engel dreieinhalb Jahre lang ihr Zuhause war.

Kosmopolitin wider Willen

Als Inspiration für ihre Texte dient ihr ­Leben. Mit ihren 24 Jahren ist sie bereits zwölf Mal umgezogen. Neben den heimischen Gefilden standen Chicago, München, Paris und Venedig auf dem Meldezettel. „Dadurch habe ich nie wirklich eine Homebase gehabt. Im Nachhinein sehe ich das positiv, denn ich habe auf diesem Weg viele Leute und viele Kulturen kennengelernt. Für mich als Kind war das aber erstmal nicht so schön. Kaum hast du neue Freunde in der Schule, ziehst du um und kannst wieder von vorne beginnen.“

Der funkelnde und international bekannte Name Swarovski fungiert bei Neuanfängen allerdings als Helfer. „Mein Nachname ist Fluch und Segen zugleich“, erklärt die gebürtige Tirolerin. „Positiv ist, manche Türen werden schneller geöffnet. Aber: Die Leute erwarten auch gefühlt viel mehr von dir. Es ist nicht so, dass ich irgendetwas geschenkt bekomme. Ich kämpfe auch dafür, um da zu sein, wo ich jetzt stehe.“ Als Vorbilder nennt sie Frauen wie Sängerin Beyoncé oder Influencerin Chiara ­Ferragni, die bei null angefangen haben und aus eigener Kraft im Musik- und Fashion-Business erfolgreich sind. „Meine Mama hat immer gesagt: ,Erfolg kann ganz schnell wieder vorbei sein, deswegen arbeite hart und sei als Frau unabhängig.‘ Das habe ich mir zu Herzen genommen.“ Die junge Frau, die Herausforderungen schätzt und in Südafrika mit weißen Haien zu tauchen zu ihren schönsten Erlebnissen zählt, hat schon die nächste Hürde im Visier: Den Metiers Musik, Design von Trachtenmode und Moderation möchte Swarovski auch die Schauspielerei in ihrem Portfolio hinzufügen. „Man hat Erfolg, wenn man Dinge mit Leidenschaft und Herz macht. Man wächst mit seinen Aufgaben, eventuelle Rückschläge machen mich stärker.“ Volle Kraft voraus also. Die ersten Castings sind gemacht. „Comedy wäre, glaube ich, total meins. Ich stehe auf Serien wie ,Grace and Frankie‘ mit Jane Fonda. Die bringt mich sehr zum Lachen!“ Bevor sich Victoria der Komödie verschreibt, wird noch ordentlich gefeiert – am 16. Juni der erste Hochzeitstag und am 16. August ihr eigener 25. Geburtstag. Ob es in ihrem glamourösen Leben noch offene Wünsche gibt? „Es klingt furchtbar altmodisch, aber ich wünsch mir viel Zeit mit meiner Familie, denn die lieb ich über alles!“

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Printausgabe 24 2018

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