Victoria Swarovski:
"Ich mache mein eigenes Ding"

Fionas Nichte macht TV-Karriere in Deutschland

Die verschwiegene Kristalldynastie und der deutsche TV-Boulevard, geht das zusammen? Sängerin Victoria Swarovski wollte bei der RTL-Show "Let’s Dance" reüssieren und holte letztlich sogar den Sieg. Nicht dank, sondern trotz ihres Namens. News führte im Februar ein Interview mit der 22-Jährigen.

von Menschen - Victoria Swarovski:
"Ich mache mein eigenes Ding" © Bild: Stefan Gergely

Frau Swarovski, was schreiben Sie, wenn Sie auf Formularen Ihren Beruf angeben müssen?
Singer und Songwriter. Immerhin schreibe ich Songs, seit ich 13 Jahre alt bin, mittlerweile sind es mehr als 230. Ich verarbeite damit alles, was mich emotional berührt, Positives und natürlich auch Negatives.

War Ihre Jugend denn emotional so stark durchwachsen?
Nein, natürlich nicht, aber als Teenager belasten dich eben ganz andere Dinge. Der Tod meines ersten Haustiers, einer Wischlerhündin namens Emely, war für mich als Dreizehnjährige ein Weltuntergang. Da merkte ich, dass man Emotionen sehr gut verarbeiten kann, indem man sie als Song niederschreibt.

Vorgestern noch Los Angeles, gestern Hong Kong, heute schon Marbella, Vienna, Munich oder Kitz: Ihre Instagram-Galerie wirkt wie eine komprimierte Weltreise. Verstehen Sie, dass Normalos Ihren Lebensstil außergewöhnlich finden könnten? Und wie ist das nun mit dem großen Namen?
Zugegeben, ich trage einen Weltnamen, und ich bin sehr stolz darauf. Es wäre schlimm, wenn ich mich dafür schämen würde, was mein Urururgroßvater Daniel Swarovski aufgebaut hat. Natürlich ist mir bewusst, dass mein Leben außergewöhnlich ist. Ich bete auch jeden Abend, um mich beim lieben Gott zu bedanken.

© Stefan Gergely

Wofür konkret?
Dass ich mir über elementare Dinge wie ein Dach über dem Kopf und immer etwas zu essen zu haben keine Gedanken machen muss. Natürlich bin ich auch dankbar, andere Länder und Kulturen kennenzulernen - denn auch das bietet Stoff für neue Songs. Dass ich so viel herumkomme, ist nicht normal, das weiß ich schon. Auf Instagram und Facebook teile ich diese Erlebnisse dann mit meinen Freunden und Fans.

Wie sieht denn zum Beispiel diese Arbeitswoche aus?
Am Wochenende habe ich mit einem befreundeten Trainer ausgiebige Cardiotrainings gemacht, um mich auf die anstrengenden Wochen bei "Let’s Dance“ vorzubereiten, die nun bevorstehen. Am Sonntagabend bin ich zurück nach München geflogen, um Montagfrüh für ein Meeting nach Wien zu fahren. Nach dem Meeting ging es in mein künftiges Wiener Büro, das ich gerade einrichte. Am Abend hatte ich noch ein weiteres Meeting, sodass ich erst gegen 23 Uhr im Bett war. Dienstag bin ich um fünf Uhr aufgestanden, bin zu einem Meeting nach Innsbruck gefahren, und jetzt sitzen wir hier zusammen in Aurach. Und heute Abend fahre ich dann noch nach Hause nach München.

»Für meine musikalischen Anfänge habe ich mir mit 18 Jahren bei der Bank einen Kredit aufgenommen«

Und womit verdienen Sie Ihr Geld?
Im Moment verdiene ich mein Geld damit, Songs für andere Künstler zu schreiben. Früher waren es natürlich Liveauftritte, wie zum Beispiel als Headliner für Mario Barth im Berliner Olympiastadion vor 75.000 Menschen.

Den haben Sie angeblich zufällig im Supermarkt kennengelernt - gut erfunden oder wahr?
Stimmt, da war ich 15, die Mama und ich waren einkaufen. Ich habe ihn sofort erkannt und dann so laut zu summen begonnen, dass mich jeder hören konnte - da hat er sich direkt umgedreht und gesagt: "Hey, du hast Eier in der Hose, was machst du?"

In Ihrem Fall ein unkonventionelles Kompliment.
Mir war das völlig egal, ich sagte ihm nur, dass mein größter Traum ist, Sängerin zu werden. Er lud mich direkt ins Studio ein, um ihm richtig vorzusingen. Erst dort hat er von meinem familiären Hintergrund erfahren, vorher wusste er davon nichts.

Das ewige Familienthema?
Am Anfang hatte er ein wenig Bedenken. "Puh, das ist schwierig, die Leute werden dich sofort in eine Schublade stecken und womöglich vorverurteilen."

Victoria, das Luxus-Girl?
Er sagte mir, dass ich das Singer-Songwriter-Leben wirklich wollen und leben müsse und dass es keine fixen Arbeitszeiten gibt. Du gehst beispielsweise um vier Uhr nachmittags ins Studio und bist dann dort vielleicht bis vier Uhr Früh. Dann schläfst du vier, fünf Stunden, bevor der nächste Studiotag beginnt.

Und Ihre Eltern waren sofort hellauf begeistert?
Mein Papa sagte: "Victoria, du musst das Abitur machen, danach kannst du tun, was du willst." Also habe ich brav mein Abitur gemacht und bin direkt im Anschluss nach Los Angeles gezogen.

Als RTL Sie für "Let’s Dance" anfragte, wussten Sie da von Anfang an: Die meinen wirklich mich und nicht nur die Namensträgerin?
Diese Frage stelle ich mir einfach nicht. Wenn ich mir ständig darüber Gedanken machen würde, ob jemand etwas nur aufgrund meines Namens macht, würde ich nicht weiterkommen. Ich mache ja mein komplett eigenes Ding, womit mich die Leute dann am Ende des Tages assoziieren, überlasse ich jedem selber.

Für "Dancing Stars" im ORF hat keiner angefragt?
Nein, bisher noch nicht.

© Stefan Gergely

Sie bezeichnen Ihre Musik als "Glamour Pop" …
Ja, aber mittlerweile haben meine Songs einen Touch von Rhythm and Blues und Soul, was wohl daran liegt, dass ich die letzten Jahre in Los Angeles verbracht habe und dort mit einer Vielzahl von amerikanischen Künstlern und Produzenten zusammengearbeitet habe.

Sich im Pop-Biz eine Karriere zu kaufen - ginge das denn?
Nullkommanull Chance. In diesem Business zählt das Können. Die Songs müssen sehr gut sein, und man muss natürlich ein bisserl Glück haben.

Aber für den großen Einstieg in die Musikbranche braucht man schon auch ein wenig Kleingeld, oder?
Meine Eltern sagten mir immer: "Es ist nicht einfach, Geld zu verdienen." Für meine Anfänge habe ich mir mit 18 bei der Bank einen Kredit aufgenommen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt selbst ja noch gar nichts, aber ich brauchte einen Polster, um etwa das Mixing und Mastering im Studio zu bezahlen.

Wie viel haben Sie sich denn geborgt?
Für meine Verhältnisse war es sehr viel, gemessen an meinem Hintergrund vielleicht nicht. Aber ich brauchte zwei Jahre, bis alles zurückgezahlt war.

Und wenn das mit der Popkarriere nicht nach Wunsch funktioniert hätte?
Dann hätten mir meine Eltern wohl unter die Arme gegriffen, aber sicher nicht ohne Gegenleistung. Mein Vater ist ein sehr, sehr korrekter Mann, und dafür schätze ich ihn besonders. Damals dachte ich mir: Das ist ja so gemein, dass ich kein Geld kriege, aber heute danke ich es ihm. Denn heute kann ich super mit Geld umgehen und bin total gegroundet, weil ich weiß, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, auch meines nicht. Wenn ich Schuhe oder Taschen sehe, die mir gefallen, frage ich mich: Brauche ich das jetzt wirklich? Anderen ist das egal, die nehmen sich die Dinge, die ihnen gefallen, ganz einfach. Aber genau das sind die Vorurteile, mit denen man auch mir begegnet. Motto: Die hat doch ohnehin keine Probleme. Und da wird es dann schwierig, weil man als Musikerin natürlich sehr vom Wohlwollen des Publikums abhängig ist. Gerade in der Musikwelt muss man sich mit einem Namen wie meinem noch viel mehr profilieren. Klingt doof, ist aber definitiv so.

Die Plattenlabels haben Angst vor Ihrem Namen?
Nicht vor dem Namen, sondern wegen des Namens. Am Anfang haben viele Labels und Radiostationen so argumentiert: "Die Songs sind super, du schaust toll aus, aber der Name geht gar nicht.“

Weil sich die Leute denken: Die ist ohnedies so reich, warum sollen wir der auch noch eine Platte abkaufen?
Ja, das ist vielleicht eine der Befürchtungen. Die andere ist, dass alles viel schwieriger ist, weil das Publikum viel genauer hinschaut.

Weil man die G’stopften gerne fallen sehen möchte?
Ja, das könnte sein. Auch wenn ich hoffe, dass es nicht so ist.

»Ich glaube, jede Frau wäre stolz, eine Chanel-Tasche zu besitzen. Auch wenn die wirklich teuer sind - verdammt teuer«

Stichwort Neid: Bei der Durchsicht Ihrer Instagram-Fotos sticht ein pinkfarbenes Chanel-Täschchen ins Auge …
Wenn man hart für sein Geld arbeitet, darf man sich auch ab und zu etwas Schönes gönnen. Und ich werde mich auch nicht verstecken, wenn ich mir selbst etwas kaufe oder wenn ich einmal etwas von meinem Verlobten oder von der Mama geschenkt bekomme. Es wäre doch schlimm, wenn ich mich nicht mehr darüber freuen könnte. Und klar poste ich es, weil ich stolz darauf bin, etwas Besonderes zu tragen. Ich glaube, jede Frau wäre stolz, eine Chanel-Tasche zu besitzen. Auch wenn die wirklich teuer sind, verdammt teuer.

Empfinden Sie es als Beleidigung, wenn man Sie als "It-Girl" bezeichnet?
Nein, darüber freue ich mich. das ist ja nichts Schlimmes, ein Role Model für viele junge Mädchen zu sein. Wenn ich von anderen höre, dass sie sich ähnlich wie ich kleiden, dann habe ich das Gefühl: Ich habe etwas richtig gemacht. Ich selbst klicke mich ja auch durch Instagram und schaue, was zur Zeit en vogue ist, etwa die coolsten Bars oder die lässigsten Jeans bis hin zum Nagellack.

© Stefan Gergely

Was haben Sie aufgetragen?
Ich trage seit zwei Wochen Baby Blue, das ist ziemlich angesagt.

Wie viele Freunde haben Sie?
Genau fünf, von denen ich weiß, dass sie zu hundert Prozent hinter mir stehen.

Einer von Ihnen ist der Rapper Kay One?
Der ist für mich fast wie ein Bruder, ein großherziger, erdiger Mensch.

Einerseits feiern Sie mit dem coolen Rapper ab, andererseits sind Sie seit zwei Jahren mit dem Münchner Immobilieninvestor Werner Mürz verlobt - er ist 39, Sie 22. Pop gegen Bürgerlichkeit, wie passen diese Welten zusammen?
Wir sind ja schon zusammen, seit ich 18 war. Und wenn ich jemanden über alles liebe, bin ich superloyal. Eigentlich könnte nur er es verbocken: Wenn er mich betrügen würde, wäre ich weg - doch ich bin mir sicher, dass das nicht passieren wird. Er ist im Kopf so jung geblieben, dass ich mir manchmal denke, ich bin die Erwachsene von uns beiden und er das Kind. Und was das Abfeiern betrifft: Ich bin ja eigentlich eher ein Party Pooper, keine, die freiwillig in einen Club geht. Wenn ich wo gebucht bin, macht es mir zwar Spaß, aber dann ist es ja Teil meiner Arbeit. Für mich ist es viel schöner, wenn ich mich mit Freunden normal unterhalten und ein Flascherl aufmachen kann. Mein Gott, klinge ich denn jetzt total alt?

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