Billige Nachfolger

Am 22.6. läuft das Patent für Viagra in Österreich aus. 76 neue Potenzmittel erwartet.

Lange Zeit galt Viagra als unumstrittener Marktführer in Sachen Potenzmittel. Nach 15 Jahren - genauer gesagt am 22. Juni - läuft nun das Patent des US-amerikanischen Unternehmens Pfizer in Österreich aus. Was bedeutet das für uns? Können/müssen wir mit einer Flut an Viagra-Nachfolgern, sogenannten Generika, rechnen? Und wie steht es dann um die Qualität, wenn theoretisch jeder Pharmakonzern Potenzmittel auf den Markt bringen kann? NEWS.AT fragte nach.

von Viagra © Bild: apa/dpa/Deck

"Die Liste der Unternehmen, die den Markt um weitere Potenzmittel bereichern wollen, liest sich wie das Who is Who der Generika-Firmen", so Dr. Christoph Baumgärtel, Leiter der medizinischen Arzneimittelzulassung der AGES. "Derzeit wurde rund 16 Firmen die Zulassung für insgesamt 76 Produkte erteilt", führt der Experte aus. Darunter etwa Genericon, das deutsche Novartis-Tochterunternehmen Hexal AG, die Schweizer Pharmafirma Actavis und der israelische Generikaproduzent Teva.

76 neue Produkte

16 Firmen - das hört sich ja noch recht überschaubar an. Aber 76 Produkte? Wie kann es zu so einer beträchtlichen Zahl an Generika kommen? Bei genauerer Betrachtung löst sich das Rätsel: "In der Regel wird das Produkt in drei Stärken angeboten, nämlich mit 25, 50 und 100 Milligramm Wirkstoff. Zudem kann es vorkommen, dass eine Firma ein und dasselbe Produkt aus strategischen Gründen unter verschiedenen Namen auf den Markt bringt. Ist das der Fall, hätten wir bereits bis zu sechs Produkte von nur einem Konzern." Dass tatsächlich alle 76 Produkte in den Handel kommen, bezweifelt der Experte.

Günstig und gut?

Wie wird es um die Qualität der Generika bestellt sein? "Was die Wirkung betrifft, sollte man keinen Unterschied merken", erklärt Baumgärtel. "Die einzelnen Produkte müssen alle gleich gut sein. Das ist ja auch der Sinn eines Generikums. Es darf weder besser noch schlechter sein als das Original - besser im Sinne von stärker." Der Käufer kann folglich ohne Bedenken aus einer Fülle an Generika frei wählen. Einziger Nachteil: Er hat die Qual der Wahl.

Laktosefreie Potenzmittel

Unterscheiden können sich die Potenzmittel maximal hinsichtlich gewisser Hilfsstoffe wie etwa Laktose oder Farbstoffe. "Das wäre ein Vorteil für Konsumenten, die auf spezielle Hilfsstoffe allergisch sind", erklärt Baumgärtel. Während Viagra Laktose enthält, kann man davon ausgehen, dass das eine oder andere Generikum auf Laktose verzichten wird. Ein für Personen mit Laktoseintoleranz interessanter Aspekt, wiewohl die Menge an Laktose in der Arznei so gering ist, dass sie im Fall einer Intoleranz kaum zum Tragen kommt, so der Experte.

Billigvariante von Pfizer

Prognosen zum Preis der Generika können bislang noch nicht abgegeben werden. "Hier herrscht freie Marktwirtschaft. Wie tief die Preise im Vergleich zu Viagra sinken werden, wissen wir noch nicht." In Slowenien etwa liegt der Preis der Generika deutlich unter der Hälfte des Originals. Interessantes Detail am Rande: Auch Pfizer wird eine Billigvariante von Viagra auf den Markt bringen.

Steigendes Angebot - steigende Nachfrage?

Wie wird sich wohl die Flut an alternativen Potenzmitteln auf das Konsumverhalten auswirken? "Möglich ist", so Baumgärtel, "dass Personen, die bisher ungeprüfte Produkte illegal über das Internet bestellt haben, in Zukunft legale, geprüfte Arzneimittel kaufen - sofern es der Preis war, der sie bis dato davon abgehalten hat, die Arznei auf legalem Weg zu erwerben." Was allerdings sämtlichen Generika ebenso wie dem Original gemein ist, ist, dass man sie nur unter Vorlage einer ärztlichen Verschreibung bekommt. Und der Weg zum Arzt stellt für viele Betroffene leider nach wie vor eine Hürde dar.

Kommentare