Vor allem der sogenannte "Super-Sunday" mit gleich zwei Abfahrten wurde beinahe zur totalen Blamage für Österreich. Nur Überraschungs-Starterin Nicole Hosp konnte mit einer Bronze-Medaille die Ehre der Österreicher retten. Sowohl Renate Götschl bei den Damen, als auch Michael Walchhofer, Fritz Strobl, Mario Scheiber und Hermann Maier bei den Herren, konnten mit der Weltspitze nicht mithalten. Mario Scheiber wurde als bester Österreicher gar nur Achter. Das war das schlechteste WM-Ergebnis seit 14 Jahren. In Morioka 1993 wurde Patrick Ortlieb ebenfalls als bester ÖSV-Starter Achter.
Wetter-Chaos und Super G
Aber auch in den Bewerben zuvor wollte es nicht richtig laufen: Das unbeständige mittelschwedische Wetter sorgte gleich zu Beginn für ordentliche Verschiebungen. Erst am Dienstag konnten die für Samstag und Sonntag geplanten Super G-Bewerbe stattfinden. In der internen Herren-Quali war zwar Michael Walchhofer der Schnellste, die Trainer ließen aber trotzdem Fritz Strobl das letzte Ticket zukommen. Eine glückliche Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte. Denn er konnte sich hinter Überrschungssieger Patrick Staudacher aus Italien auf Platz 2 klassieren. Bei den Damen galt Renate Götschl als große Favoritin. Nach einer Fahrt mit kleineren Fehlern, musste sie sich allerdings mit Platz 3 begnügen. Anja Pärson bewies schon im ersten Rennen ihre - im Weltcup heuer noch nicht gezeigte - Überform. US-Girl Kildow durfte sich über Bronze freuen. Nicole Hosp schrammte mit ein paar Hundertstel an der Bronzenen vorbei.
Traumwetter und Super-Kombi
Nach dem Wetterchaos der ersten Tage präsentierte sich Aare von seiner besten Seite. Zwar fielen die Temperaturen auf bis zu -25°/-30° Celsius, aber es herrschte strahlender Sonnenschein. Die Super-Kombi der Herren stand einmal mehr im Zeichen eines Überraschungssiegers. Der Schweizer Daniel Albrecht brachte sowohl in der Abfahrt als auch im Slalom eine solide Fahrt ins Ziel und siegte knapp vor Benjamin Raich, der bereits in der Abfahrt die Gold-Medaille verspielt hatte. Auf Platz 3 landete mit Marc Berthod der nächste Schweizer. In der Kombi-Abfahrt untermauerten Miller, Svindal und Walchhofer ihren Favoritenstatus für die Spezialabfahrt. Aber sowohl Miller als auch Svindal verbremsten ihre Slalom-Läufe und landeten im Endeffekt nur auf Rang 5 bzw. Rang 6. Michael Walchhofer (der durch den Verzicht von Mario Scheiber überhaupt erst ins Kombi-Team gerutscht war) wurde der Slalomhang überhaupt zum Verhängnis. Er wurde ausgehebelt und zog sich eine leichte Hüftverletzung zu.
Die Damen-Kombi stand erneut im Zeichen einer überragenden Anja Pärson. Sie dominierte die Abfahrt eindrucksvoll und holte auch mit einem Sicherheitslauf im Slalom die Goldene. Auch Marlies Schild ließ die Goldene bereits am Abfahrtshang liegen. Ihr Rückstand auf Pärson war bereits nach dem ersten Teil uneinholbar. Die Raich-Freundin musste sich im Finale auch noch dem US-Girl Julia Mancuso geschlagen geben und holte somit nur Bronze.
Umstrittene Quali-Entscheidungen
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Auf die Quali fürs Super G-Team folgte auch eine Ausscheidung um den letzten Startplatz in der Abfahrt. Während Christoph Gruber im Training die Bestzeit aufstellte, entschieden sich die Trainer letztendlich doch für den erfahrenen Hermann Maier. Der Poker ging in der Abfahrt dann allerdings nicht auf. Maier belegte nur den 13. Platz. Den Anti-Motivationssager schlechthin lieferte dazu allerdings ÖSV-Präsident Schröcksnadel, der den Trainer-Entscheid mit den Worten "Gruber hat es bei Großereignissen immer vermasselt" verteidigte.
Was bringt die zweite WM-Hälfte?
Nach sechs Disziplinen hält das ÖSV-Team noch bei keiner einzigen Gold-Medaille. Sollte das auch nach dem Team-Bewerb so bleiben, dann darf man das getrost als absolutes Debakel für die Ski-Nation Österreich bezeichnen. Marlies Schild, Mario Matt und Benjamin Raich haben aber im Slalom noch die besten Chancen, das ersehnte Edelmetall zu holen. Wobei man auf die beiden Lokalmatadore Anja Pärson und Jens Byggmark nicht vergessen darf. Im RTL kann Pärson in ihrer jetzigen Überform vermutlich auch nur ein Ausfall oder zwei Superläufe von Hosp oder Zettel stoppen. Im Herren-RTL dürfte der Sieg auch nur über Aksel Lund Svindal gehen, außer Benni Raich explodiert noch. Im abschließenden Teambewerb hat Österreich durch das junge Schweizer Team und durch die US-Mannschaft ebenso eine ebenbürtige Konkurrenz gefunden. Es bleibt also nur zu hoffen, dass den ÖSV-Läufern noch der Knopf aufgeht. (red)