Verbissener Exzentriker: Über Pörtschach-Star Lleyton Hewitt scheiden sich die Geister

Australier verfügt über keinen großen Fan-Anhang Mann ohne Schwächen, aber auch ohne Win-Schlag

Auf dem Platz ist er ein Kämpfer, der auch nicht davor scheut, den Gegner mit Mätzchen aus dem Konzept zu bringen. Abseits des Courts ist Lleyton Hewitt, Superstar des Hypo Group International in Pörtschach, zweifacher Grand-Slam-Sieger und ehemalige Nummer eins der Welt, wesentlich ruhiger. Sein Beliebtheitsgrad unter den Spielerkollegen hält sich in Grenzen, für das Publikum ist der Weltranglisten-10. aber eine der wenigen Attraktionen.

Hewitt ist beinahe jedes Mittel recht, um zum Sieg zu kommen. Für ihn gibt es das Wort Aufgabe nicht, und mit seinen lautstarken "come on"-Rufen in für den Gegner oft sehr unangenehmen Momenten hat er so manche Spieler schon zur Weißglut gebracht. Besonders mit Spielern aus Argentinien hatte Hewitt in der Vergangenheit vielfach Probleme. So geschehen im Daviscup-Viertelfinale 2005 in Sydney gegen die "Gauchos": "Außerhalb des Platzes ist es etwas anderes, aber auf dem Platz könnte ich ihn wirklich umbringen", meinte Guillermo Coria, auch ein Schlitzohr, damals über Hewitt.

Kein Publikumsliebling
Selbst das überaus faire australische Publikum steht nicht geschlossen hinter dem Exzentriker. "Wir haben Briefe von Australiern bekommen, die uns geschrieben haben, dass wir gewinnen sollen. Die wollen den Hewitt nicht. Aber er ist ein Streetfighter, ich find' ihn okay, aber er ist halt eine 'Gretz'n'", hatte ÖTV-Daviscup-Kapitän Thomas Muster beim Daviscup Österreichs im März vergangenen Jahres in Sydney gemeint.

Für die Tennis-Szene ist Hewitt aber allemal eine Bereicherung, er ist neben einem Roger Federer, Rafael Nadal und Altstar Andre Agassi vielleicht noch der Einzige, der wirklich Leute in die Stadien lockt. Zwar verfügt der Mann aus Adelaide über keine richtige Waffe, aber auch Schwächen hat er kaum. Seine Kampfkraft und sein Siegeswille sind ein echtes Markenzeichen geworden. Ebenso sein nervöses Zupfen an Leibchen und Kapperl vor Aufschlag oder Return.

Privat hat sich 2005 einiges getan beim US-Open-Sieger 2001, Wimbledonsieger 2002 und zweifachen Masters-Cup-Sieger: Im Juli hat der Ex-Freund von Kim Clijsters die australische Schauspielerin Rebecca Cartwright geheiratet, seit 29. November sind die beiden stolze Eltern von Töchterchen Mia Rebecca. "Wenn man außerhalb des Courts glücklich ist, wird das Tennisspielen viel einfacher. Man ist dann viel ausgeglichener."

"Business as usual" trotz Vaterschaft
Sein Verhalten im Wettkampf hat sich deshalb aber nicht gewandelt: "Ich habe mich überhaupt nicht verändert. Sobald ich auf dem Platz bin, heißt es business as usual. Egal, ob ich trainiere oder ein Match spiele, das Adrenalin stellt sich ein und ich kämpfe so hart ich kann. Dann hat mein Racket das Sagen." Doch Hewitt, dem heuer nach Finalteilnahmen in San Jose (Niederlage gegen Andy Murray) und Las Vegas (James Blake) der insgesamt 25. Turniersieg noch nicht gelungen ist, kann auch etwas anderes, als mit geballten Fäusten zu provozieren.

"Er hat dieselbe Intensität, wenn es notwendig ist, ruhig und relaxed zu sein. Er hat die natürliche Gabe, Momente eines Matches zu erkennen, in denen es am besten ist, entspannt zu sein", meinte sein Trainer Roger Rasheed über seinen Schützling, der erstmals nach Österreich kommt.

Weniger bekannt ist, dass Hewitt mehrere wohltätige Organisationen für Kinder in Australien, unter anderem die Starlight-Stiftung und McGuinisses-McDermott Krebs-Stiftung unterstützt. Weiters arbeitet er auch intensiv mit der Organisation "Special Olympics" zusammen. Privat verbindet ihn auch eine Freundschaft mit Golf-Superstar Greg Norman, dem er im Dezember 2003 bei einem australischen PGA-Turnier sogar einmal als Caddie zur Verfügung gestanden war.
(APA/Red)