Fleischlose Ernährung

Wie gesund leben Vegetarier und Veganer wirklich?

Immer mehr Menschen bevorzugen als Vegetarier oder Veganer eine fleischlose Ernährung. Oft werden jedoch Bedenken geäußert, ob eine ausgewogene Ernährung ohne tierische Lebensmittel überhaupt möglich ist.

von Leben - Fleischlose Ernährung © Bild: Liddy Hansdottir - Fotolia

Der Anteil der Vegetarier und Veganer nimmt in Österreich deutlich zu

Der Anteil der vegetarisch oder vegan lebenden Menschen steigt in Österreich seit Jahren deutlich an. Während Vegetarier Nahrungsmittel pflanzlichen Ursprungs sowie Produkte vom lebenden Tier verzehren, verzichten Veganer auf sämtliche Nahrungsmittel, die von Tieren stammen.

  1. Nach einer repräsentativen Umfrage des Wiener Instituts für empirische Sozialforschung (IFES), die im Jahr 2013 durchgeführt wurde, erklärten neun Prozent aller Befragten (10 Prozent der Frauen und 8 Prozent der Männer), dass sie vegetarisch oder vegan leben.
  2. Bei einer Einwohnerzahl von 8,6 Millionen (Jänner 2015) ernähren sich demnach 775.000 Österreicher vegetarisch, darunter geschätzte 40.000 bis 80.000 vegan.
  3. Bei den unter 40-jährigen Befragten erreichte der Prozentanteil der Menschen mit einer fleischlosen Ernährung sogar 17 Prozent.
  4. In 15 Prozent aller österreichischen Haushalte lebt mindestens ein Veganer oder Vegetarier.

2005 hatten sich bei einer IFES-Befragung lediglich 3 Prozent der Bevölkerung zu einer fleischlosen Ernährungsweise bekannt. Bei einer Umfrage 2006/2007 ermittelte Statistik Austria, dass sich 2,9 Prozent der Österreicher vegetarisch ernährten, davon 0,2 Prozentpunkte vegan.

Warum steigt die Anzahl der Veganer und Vegetarier in Österreich?

Die Gründe für den steigenden Anteil der Vegetarier und Veganer an der Bevölkerung sind vielfältig. Zahlreiche Vegetarier und Veganer ernähren sich aus moralischen Gründen fleischlos, andere aus gesundheitlichen. Eine nicht immer artgerechte Massentierhaltung, der Einsatz von Antibiotika bei der Tieraufzucht und Gammelfleisch-Skandale haben etliche Menschen veranlasst, auf tierische Produkte ganz oder teilweise zu verzichten.

Leben Veganer und Vegetarier wirklich gesünder?

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte und Schlaganfälle sind in den Industriestaaten die häufigste Todesursache. Unmittelbare Ursache dieser Erkrankungen sind Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose). Das gesundheitsschädliche LDL-Cholesterin und ungesättigte Fettsäuren, die zur Entstehung von Gefäßverkalkungen wesentlich beitragen, befinden sich vermehrt in Fleisch- und Wurstwaren sowie in Vollmilch-Produkten.

Weltweit weisen Ernährungswissenschaftler auf die Vorteile einer ausgewogenen vegetarischen Ernährung hin:

  1. Eine fleischlose Lebensweise wirkt sich positiv auf Blutdruck, Blutgefäße, Cholesterinspiegel und Körpergewicht aus.
  2. Vegetarier verfügen über ein geringeres Risiko, an bestimmten Krebsarten zu erkranken.
  3. Vegetarier nehmen geringere Mengen von LDL-Cholesterin und gesättigten Fettsäuren auf. Zudem ernähren sich Vegetarier meistens gesundheitsbewusst und berücksichtigen bei der Zusammenstellung ihrer Nahrung, dass ihnen aufgrund des Fleischverzichts wichtige Nährstoffe fehlen.
  4. Das Weglassen von Fleisch in Speisen eröffnet vielen Vegetariern einen Zugewinn an kulinarischen Genüssen, da sie bisher kaum verwendete alternative Lebensmittel in ihren Speiseplan einbeziehen. Vegetarische Rezepte finden sich in zwischen wie Sand am Meer - gute Anregungen dazu liefert auch GuteKueche.at.
  5. Außerdem zeichnen sich Vegetarier überdurchschnittlich oft durch einen gesunden Lebensstil aus. Durch regelmäßigen Sport senken sie die Werte des "schlechten" LDL-Cholesterins.

"Pudding-Vegetarier": Die Ausnahme von der Regel

Sogenannte "Pudding-Vegetarierer" verzehren zwar kein Fleisch. Da sie jedoch ansonsten wenig auf gesunde Ernährungsgewohnheiten achten und häufig zu Süßigkeiten oder Fertigprodukten greifen, leben sie letztlich nicht gesünder als ihre nichtvegetarischen Mitbürger.

Vegetarier sollten auf ihre Eisenwerte achten

Aufgrund der fleischlosen Ernährungsweise liegen die Eisenwerte von Vegetariern häufig im unteren Normbereich. Daher ist es wichtig, dass Vegetarier auf eine ausreichende Eisenzufuhr in den Speisen und Rezepten achten. Die Aufnahme des Spurenelements Eisen kann optimiert werden, indem ergänzend zum Verzehr eisenreicher pflanzlicher Nahrungsmittel (beispielsweise Blattgemüse, Linsen, Bohnen und Nüsse) stets Lebensmittel mit einem hohen Vitamin-C-Gehalt (Beispiel: Orangensaft) aufgenommen werden. (Hinweis: Eier und Milchprodukte hemmen die Aufnahme von Eisen.)

Für Vegetarier empfohlen: ovo-lacto-vegetarische Ernährung

Die Ernährungswissenschaft ist sich einig, dass die bei einer vegetarischen Ernährungsweise fehlenden Nährstoffe durch andere Lebensmittel kompensiert werden können. Die ovo-lacto-vegetarische Ernährung, bei der auch Milch und Eier im Speiseplan enthalten sind, wird von Ernährungswissenschaftlern als Dauerkost für Vegetarier empfohlen.

Vorsicht ist während der Kindheit und während einer Schwangerschaft geboten

Unterschiedliche Auffassungen vertreten Ernährungswissenschaftler darüber, ob eine vegane Lebensweise ausnahmslos für alle Lebensabschnitte zu empfehlen ist.

Die Verbände der US-amerikanischen und kanadischen Ernährungswissenschaftler halten sowohl die vegetarische als auch die vegane Ernährung für empfehlenswert, soweit eine ausgewogene Ernährung eingehalten wird. Diese Einschätzung treffe auch für Schwangerschaften und Stillzeiten sowie für die Kindheit zu. Voraussetzung sei allerdings die Verwendung von entsprechend angereicherten Lebensmitteln oder von Nahrungsergänzungsmitteln.

Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) hält eine vegane Lebensweise bei Erwachsenen für vertretbar, soweit auf eine ausgewogene Ernährungszusammenstellung geachtet wird. Eine vegane Ernährung spiegle nicht zuletzt eine bestimmte Lebenseinstellung, die mit verschiedenen Vorteilen verbunden sei.

Die österreichischen und deutschen Ernährungsgesellschaften halten jedoch eine vegane Ernährung während einer Schwangerschaft oder einer Stillzeit sowie während der gesamten Kindheit und Jugendzeit für nicht geeignet, um eine ausgewogene Versorgung mit Nährstoffen sicherzustellen.

  1. Die vegane Ernährungsform berge erhebliche gesundheitliche Risiken – beispielsweise für die Entwicklung des Nervensystems von Kindern.
  2. Vor Beginn einer veganen Ernährung sei daher eine fachärztliche Beratung dringend zu empfehlen.
  3. Während einer Schwangerschaft und während der Stillzeit sei Veganern zumindest die Zuführung von ergänzenden Mikronährstoffen anzuraten.

Eine streng vegane Ernährung kann in den genannten Lebensabschnitten zu einer nicht ausreichenden Versorgung mit Proteinen, n-3-Fettsäuren, den Vitaminen A, B2, B12 und D, Kalzium, Zink und Jod führen, sodass Wachstums- und Entwicklungsstörungen auftreten können.

Der Ausgleich fehlender Nährstoffe bei Veganern

Bei ausschließlich pflanzlicher Ernährung ist auf die Aufnahme fehlender Nährstoffe zu achten.

  1. Für eine ausgewogene Ernährung ist jedoch nicht nur die Menge eines zugeführten Nährstoffs von Bedeutung, sondern auch seine Verwertbarkeit durch den menschlichen Körper.
  2. Proteine aus tierischen Nahrungsmitteln besitzen eine höhere Wertigkeit, da sie der Körper leichter als pflanzliche Proteine in körpereigenes Eiweiß umwandeln kann. Um eine angemessene Proteinzufuhr sicherzustellen, sollten Veganer verschiedene pflanzliche Nahrungsmittel wie Soja, Hülsenfrüchte und Tofu sowie Getreide und Nüsse in den Rezepten und Speiseplänen kombinieren.
  3. Eine Unterversorgung mit dem Vitamin B12 stellt bei veganer Ernährungsweise ein besonderes Risiko dar, da das Vitamin fast nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Mangelerscheinungen machen sich erst nach Jahren bemerkbar, können sich dann aber als Störungen bei der Zellteilung und bei der Blutbildung bemerkbar machen.

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