"In der Kirche herrscht
ein Bürgerkrieg"

Laut Papst-Biograf Marco Politi steht die katholische Kirche derzeit im Krieg mit sich selbst.

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Vatikankenner Marco Politi - "In der Kirche herrscht
ein Bürgerkrieg"

"Im Moment herrscht in der Kirche ein Bürgerkrieg im Untergrund zwischen den Reformfreudigen und den Konservativen", sagte Politi laut Vorabmeldung in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt". Papst Franziskus stehe in der zweiten Halbzeit seines Pontifikats unter dem Druck der konservativen Kräfte.

"Deshalb macht der Papst jetzt einen Schritt vorwärts und einen zurück", so Politi. In der vergangenen Woche hatte der Papst überraschend das Vorhaben der Deutschen Bischofskonferenz gestoppt, die Kommunion für protestantische Ehepartner zu öffnen. Franziskus spüre, dass er auf Weltebene nicht genügend Bischöfe für eine generelle Reformlinie hinter sich habe.

»Der Vatikan hat Angst vor Spaltung, es ist seine größte Angst«

"Der Vatikan hat Angst vor Spaltung, es ist seine größte Angst", meinte der in Rom lebende Journalist und Buchautor. Zuletzt veröffentlichte er die Biografie "Franziskus unter Wölfen: Der Papst und seine Feinde“.

Liao Yiwu hält Franziskus für den schlechtesten Papst der Geschichte

Der Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels, Liao Yiwu, kritisierte Papst Franziskus scharf dafür, dass er ein Abkommen mit Chinas Regierung anstrebt. Er sei "der bisher schlechteste Papst der Geschichte", sagt der chinesische Schriftsteller in der selben "Zeit"-Beilage.

Der Vatikan ist seit längerem mit der Pekinger Regierung in Verhandlungen zum Status der katholischen Minderheit im Land. Damit bringe Franziskus "die nicht staatlich reglementierten Christen in Bedrängnis". Papst Johannes Paul II. habe den verfolgten Christen in den kommunistischen Systemen immer Hoffnung gemacht.

Aus Sicht der Staatsführung Chinas seien alle Christen, die sich nicht registrieren und überwachen ließen, Feinde des Systems, sagt Liao Yiwu. Mit dieser Regierung dürfe der Papst nicht zusammenarbeiten: "Wer mit dem Teufel eine Vereinbarung trifft, befleckt seine weiße Weste."

Liao Yiwu, Jahrgang 1958, ist einer der bekanntesten Dissidenten Chinas. Er lebt in Berlin. 2012 wurde Liao mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Kürzlich erschien im Fischer-Verlag das Buch: "Drei wertlose Visa und ein toter Reisepass", in dem er seine Flucht aus China beschreibt.

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