Darum feiern wir
heute den Vatertag

Warum feiern wir eigentlich den Vatertag? Im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit? Sprich: Weil wir auch die Mütter dieser Erde einmal im Jahr hochleben lassen? Nicht ganz. Der Vatertag hat seine eigene, ganz spezielle Geschichte. Und die hat ihren Anfang in Wien genommen.

von In Wien entstanden - Darum feiern wir
heute den Vatertag © Bild: iStockphoto.com

Als die Textilbranche 1955 in der Krise steckte, waren gute Ideen gefragt. Der Wiener Helmut Herz, damals Gloriette-Werbeleiter, wusste auch, welche: Der Vatertag sollte im Jahr darauf die Sommerzeit beleben und den Konsum ankurbeln. Damit die Idee greifen konnte, müsste man das Vorhaben allerdings firmenneutral gestalten und auch andere Unternehmen dafür begeistern.

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"Eine gemeinsame Torte wird schöner, größer und es können alle ein Stück davon haben", argumentierte Herz und lief damit bei den anderen Firmen offene Türen ein. Inserate mit dem von ihm getexteten Spruch "Vater sein ist vielfach Plag', drum leb' er hoch der Vatertag" erschienen, Plakate und Aufsteller in den Schaufenstern begannen die Menschen ab Jänner/Februar für die Idee zu begeistern. Ein Zeichen- und Malwettbewerb zum Thema "Bild oder Beruf des Vaters" war ein ungeheurer Erfolg und gewann die Herzen der Kinder.

»Vater sein ist vielfach Plag', drum leb' er hoch der Vatertag.«

In der damals überschaubaren Medienlandschaft kannte Herz praktisch alle Journalisten und bat sie um entsprechende Beiträge. Und Hermann Gmeiner, der Gründer der SOS-Kinderdörfer, ließ sich ebenfalls vor den Karren spannen.

Darum der zweite Sonntag im Juni

Auch das Datum, den zweiten Sonntag im Juni, bestimmte der Werbeprofi: "Ich dachte, da hätten die Frauen noch ein schlechtes Gewissen, weil sie etwas zum Muttertag bekommen haben." Zudem hoffte man, die aus Amerika stammende Mode der "Buschhemden", die über der Hose getragen wurden, in der ansonsten "toten" Zeit vermarkten zu können.

Skeptiker gab es wie üblich genug: "Das wird nix", hatte ein Sekretär der Wirtschaftskammer gemeint. "Wenn es wirklich nicht geklappt hätte, wäre mein Job an der Kippe gestanden", erinnerte sich Herz.

Der Erfolg gab ihm recht

Doch der Erfolg gab ihm recht. Als der Funktionär am Montag anrief und erzählte, dass ihn seine Kinder im Bett überrascht und gratuliert hätten, wusste er, dass er gewonnen hatte. Und der saisonale Umsatz von Gloriette hatte sich auch verdoppelt. Auch heute noch profitiert der heimische Handel von den weit über 100 Millionen Euro Umsatz, auch wenn der Vater- nicht ganz mit dem Muttertag mithalten kann.

»Mit meiner Idee habe ich eine ganze Menge Arbeitsplätze geschaffen.«

"Uns ist es in erster Linie um die Familie gegangen, aber der Handel braucht jeden Groschen", freute sich der Pensionist über den zusätzlichen Umsatz, der sich in den vergangenen 60 Jahren zu Milliarden summiert hat. "Mit meiner Idee habe ich eine ganze Menge Arbeitsplätze geschaffen, mehr als der Herr Stronach." Was war sein schönstes Geschenk? Das gemalte Bild seines damals achtjährigen Sohnes zum allerersten Vatertag.