"Männer wollen über ihre Fruchtbarkeit entscheiden"

Verhütungsexperte Fiala sieht die Politik in der Pflicht, denn Männer „sind nicht ignorant“

Für Männer gibt es kaum Möglichkeiten aktiv zu verhüten. Die Vasektomie ist sicherer als das Kondom, doch gerade einmal fünf Prozent der Männer geben an vasektomiert zu sein. Die Kosten sind zu hoch und die Unterstützung Spermien einzufrieren vom Staat nicht gegeben. Verhütungsexperte Fiala sieht hier die Politik in der Bringschuld und kann sich ein "Vasektomiefestival in der Hofburg" gut vorstellen.

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Vasektomie - "Männer wollen über ihre Fruchtbarkeit entscheiden"

Es ist bald sechzig Jahre her, dass die Antibabypille auf den Markt gekommen ist. Seit dem liegt die Kontrolle über die Verhütung zu einem großen Teil bei der Frau. Für sie gibt es mittlerweile die verschiedensten Möglichkeiten: Hormonspirale, Dreimonatsspritze, Kupferspirale oder halt die Pille – um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Bis die Pille für den Mann kommt, wird es noch lange dauern. Und somit bleibt das Kondom. Oder gibt es da noch mehr? Ja, das gibt es: Die Vasektomie, die allerdings häufig noch ein Tabu ist. Die Zahl, der Männer, die vasektomiert sind, steigt langsam. Derzeit sind dies etwa fünf Prozent. Dies ist ungefähr gleichauf mit Männern, die als Verhütungsmethode „Aufpassen“, also Coitus Interruptus, nennen und weit hinter den 45 Prozent, die Kondome verwenden.

© GynMed/Verhütungsreport

Der „Skandal“ um die Kosten

Dass Männer weniger Möglichkeiten zur Verhütung haben und die Frauen diese häufig übernehmen, hat nichts mit geringem Interesse des Mannes zu tun. Ganz im Gegenteil, erläutert Christian Fiala, Gründer des Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien: „Es ist nicht so, dass Männer ignorant wären“, so der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, „ sie wollen die Verantwortung gerne übernehmen. Es fehlen allerdings die politischen Rahmenbedingungen“. Dabei spielt der Mediziner darauf an, dass die Kosten für Verhütung grundsätzlich nicht von der Krankenkasse übernommen werden, was „ein Skandal“ sei. Eine Vasektomie kostet zwischen 600 und 800 Euro. Damit ist sie eine Investition, die sich nicht jeder leisten kann.

»Ich schlage vor, dass unser Bundespräsident ein Vasektomiefestival in der Hofburg zu seinem Geburtstag veranstaltet«
© Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch Christian Fiala ist Gründer des Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch

Vasektomiefestival in Thailand

In anderen Ländern ist die Zahl der Vasektomien höher als in Österreich. In Thailand findet jährlich, zum Geburtstags des Königs ein „Vasektomiefestival“ statt, bei dem Männer kostenlos und unangemeldet eine Sterilisation bekommen. „Ich schlage vor, dass unser Bundespräsident ein Vasektomiefestival in der Hofburg zu seinem Geburtstag veranstaltet“. Fiala ist überzeugt, dass dies die Verhütungsmethode populärer machen würde. Er sieht die Politik in der Pflicht, denn „Menschen wollen Kinder, aber sie wollen die Entscheidung selber treffen“.

Historisches Verbot Spermien einzufrieren

Es sind aber nicht nur die hohen Kosten die viele abschrecken, sondern auch die Endgültigkeit, die die Methode mit sich bringt. Die Vasektomie rückgängig zu machen ist nicht immer möglich, „außerdem hören Hoden nach fünf Jahren auf Spermien zu produzieren“. Die Methode eignet sich also nur, wenn kein Kinderwunsch mehr besteht außer die Spermien werden zuvor eingefroren. Die Möglichkeit Spermien zu konservieren, würde sicherlich vielen die Entscheidung erleichtern, allerdings ist dies in Österreich verboten. „Dieses Verbot kommt noch aus der Monarchie und aus dem Faschismus, als man noch wollte, dass möglichst viele Soldaten geboren werden“, erklärt der Verhütungsexperte. Wer seine Spermien einfrieren lassen möchte, muss dafür ins Ausland gehen.

© GynMed/Verhütungsreport

Vasektomie: Eine der sichersten Verhütungsmethoden

Die Vasektomie ist die sicherste Verhütungsmethode für Männer. Der Österreichische Verhütungsreport, herausgegeben vom GynMed Ambulatorium, ergab zudem, dass 94 Prozent der vasektomierten Männer mit der Methode sehr zufrieden sind. Der Eingriff selbst dauert nur fünf bis zehn Minuten und wird meist ambulant unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Dabei werden die Samenleiter im Bereich des Hodensacks durchtrennt. Der Einschnitt ist nur sehr klein und verheilt schnell. Geschlechtsverkehr kann man aus rein medizinischer Sicht direkt danach haben, allerdings dauert es etwa drei Monate bis alle Spermien ausgeschieden sind. Das heißt bis dahin muss zusätzlich verhütet werden. Grundsätzlich schränkt eine Vasektomie das Sexualleben nicht ein, laut einer Studie der Universität Frankfurt waren vasektomierte Männer sogar zufriedener damit und erlebten häufiger Orgasmen als Männer in Kontrollgruppen. Die Konsistenz des Ejakulates kann sich allerdings durch die fehlenden Spermien verändern.

Thema voller „urbaner Mythen“

„Es ist ein Gerücht, dass im Bereich der männlichen Verhütung nicht geforscht wird“, betont Fiala. Es sei deutlich schwieriger eine Verhütungsmethode für den Mann zu entwickeln, denn während man bei der Frau einen Eisprung pro Monat unterdrücken müsse, seien dies „täglich 100 Millionen Spermien“ beim Mann. Dass eine männlich geprägte Wissenschaft kein Interesse daran habe, dass Hormonpräparate für sie geschaffen werden, sei ein „urbaner Mythos“. Die Einführung der Antibabypille 1960 wurde unter anderem von der Frauenrechtlerin Margaret Sanger unterstützt, die damit Frauen die Kontrolle über ihren Köper geben wollte. Frauen konnten nun selbst entscheiden, wann sie schwanger werden. So ist die Pille für Fiala, aber gleichzeitig auch eine „Entmachtung der Männer“, welchen die Möglichkeit der Entscheidung nicht haben.

»Was soll man denn als Mann machen? Das ist nicht lustig! «

Männliche Mitbestimmung bei der Verhütung

Verhüten heißt auch Kontrolle über die eigene Fruchtbarkeit zu haben und mitbestimmen zu können. Verhütet nur die Frau, muss sich der Mann darauf verlassen und ihr vertrauen. Kein Idealzustand, wie Fiala empfindet: „Was soll man denn als Mann machen? Das ist nicht lustig! Und da muss man nicht wie ein Ex-Tennisstar heißen und Samenraub erlebt haben, um das zu verstehen“. Männer wollten schließlich auch über ihre Fruchtbarkeit entscheiden und so ist er überzeugt, dass in der Zukunft beide Geschlechter gleichberechtigt verhüten werden und sich dann auch gemeinsam entscheiden können, wann sie die Verhütung absetzen. „Wir legen uns ja auch gemeinsam ins Bett, warum sollten wir das nicht gemeinsam entscheiden können?“.

Kommentare

Ich mache € 91 pro Stunde von zu Hause aus. Ich war schockiert, als mein Nachbar mir sagte, dass er im Schnitt € 101 kostet, aber ich sehe, wie es jetzt funktioniert. Ich fühle so viel Freiheit, dass ich mein Chef bin ...

Das ist was ich tue ............>>>>>>>>>>>>>>>>>> ­w­w­w­.­H­a­n­d­e­l­9­0­.­c­o­m

Markus Wolf

"Vasektomiefestival in der Hofburg": Bursch, aufgehts! Morgen gemma in die Hofburg Hoden schneiden. Des wird a Hetz!

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