Warum Sie heuer nach Valletta
und Leeuwarden reisen sollten

Bezaubernde Dörfer am Wasser in Frisland und spektakuläre Schönheit im Mittelmeer

Valletta und Leeuwarden. Malta und die Niederlande. Das sind die diesjährigen Kulturhauptstädte Europas. Zahlt sich ein Besuch dort aus? Und ob!

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Kulturhauptstädte 2018 - Warum Sie heuer nach Valletta
und Leeuwarden reisen sollten

VALLETTA

Europas kleinste Hauptstadt ist spektakulär schön, hat dicke Festungsmauern mit Kanonen und viel Geschichte zu bieten. Maltas Kapitale dient regelmäßig für Hollywood-Filme als Kulisse, der Tourismus auf der Mittelmeerinsel boomt seit Jahren. Seit 1980 gehört die Stadt mit ihren knapp 6000 Einwohnern zum UNESCO-Kulturerbe. Als Europäische Kulturhauptstadt soll Valletta nun richtig groß rauskommen.

Ganze Insel so groß wie München

Das "größter Fest", das die Insel jemals gesehen hat, soll es werden, verspricht der Leiter von "Valletta 2018", Jason Micallef. Zur Eröffnung an diesem Samstag werden bis zu 100.000 Menschen erwartet - in einem Land, in dem insgesamt lediglich etwa 450.000 Menschen wohnen. Die Veranstaltungen finden nicht nur in Valletta, sondern auf der ganzen Insel statt, die gerade mal so groß wie München ist.

Bisher galt Valletta zwar nicht gerade als Platz für Kreative. Zwar hat der Stararchitekt Renzo Piano das alte City Gate durch zwei Betonquader ersetzt. Auch das neue Parlamentsgebäude hat der Italiener entworfen. Die im Zweiten Weltkrieg von deutschen Bomben zerstörte Oper hat er in ein Freilichttheater verwandelt. Doch die moderne Architektur hat Kritiker. Und nachts galt die Stadt als verwaist, das Nachtleben verlagerte sich ins nahe gelegene Sliema.

Neues Leben eingehaucht

Als Valletta 2012 den Titel für die Kulturhauptstadt zugesprochen bekam, sahen die Behörden das als perfekte Gelegenheit, der Welt die Schönheit der Stadt zu zeigen und ihr neues Leben einzuhauchen. "Wir haben die größten Investitionen seit Maltas Unabhängigkeit im Jahr 1964 gesichert, um die Stadt zu erneuern", sagte Micallef. Mehr als 50 Millionen Euro wurden seit 2013 in die Stadt gesteckt, 10 Millionen davon in den Kulturbereich. Ein neues Kunstmuseum soll Mitte 2018 öffnen. Stadtteile wie das ehemalige Rotlichtviertel Strait Street wurden herausgeputzt.

Spektakuläre Schiffs-Show

Etwa 1000 lokale und internationale Künstler werden zu "Valletta 2018" beitragen, 400 Events stehen an. Die Veranstaltungen von Musik, Theater, Kunst und Tanz sollen an verschiedenen Orten stattfinden, um die historischen Plätze der Stadt wiederzuentdecken, erklärt Micallef. Eines der Highlights soll im Juni die spektakuläre Schiffs-Show "The Peagant of the Seas" im Hafen werden.

Erwartet wird, dass die Kulturhauptstadt 2018 sieben Prozent Wachstum für den sowieso schon boomenden Tourismus bringt. Auch auf Kreuzfahrtschiffen, von denen immer mehr Valletta ansteuern, sollen Tickets für die Events verkauft werden.

Programm unter http://valletta2018.org

LEEUWARDEN

Viel weniger bekannt als das maltesische Valletta ist mitnichten die niederländische Kulturhauptstadt 2018: Leeuwarden. Die Hauptstadt der Provinz Friesland ist eine der eigenwilligsten Städte des Landes und stolz darauf.

Hier läuft alles ein bisschen anders als im Rest des Landes. Das fängt schon bei der Sprache an. Viele sprechen Friesisch, die offizielle zweite Landessprache. Und Friesen sind auch sehr stolz auf ihre eigene Fahne mit den sieben roten Seerosen-Blättern. Dennoch würde keiner ernsthaft an die Errichtung einer friesischen Republik denken. Schließlich sind Friesen ein nüchternes Völkchen.

International angesehenes "Fries Museum"

Das rund 100.000 Einwohner zählende Leeuwarden im hohen Norden am Wattenmeer ist nicht gerade eine hippe Kulturmetropole wie Amsterdam oder Rotterdam. Doch Friesen sollte man nie unterschätzen, denn Kultur endet sicher nicht am Deich. Das beweist allein schon das "Fries Museum", das seit einigen Jahren mit aufregenden Ausstellungen auch international Furore macht. Im Kulturjahr ehrt es zum Beispiel die berühmtesten Bürger der Stadt: Spionin Mata Hari und den Meisterzeichner der Illusion, M.C. Escher.

"In Leeuwarden kann man Europa fühlen und genießen", verspricht Jelle Burggraaff, einer der Organisatoren des Kulturjahres. Die Friesen wollen zeigen, wie sie mit Problemen ländlicher Regionen umgehen: Armut, Überalterung, Klimawandel, das Sterben der Dörfer. Leeuwarden will ein Labor sein für Europa, wie man die Zukunft eigensinnig, kreativ und mutig gestalten kann - friesisch eben. "Wir haben Europa viel zu bieten", sagt Burggraaff.

Malerische Gassen, Grachten und Giebelhäuschen

Unter dem Motto der "iepen mienskip", friesisch für offene Gemeinschaft, entstanden gemeinsam mit Tausenden Bürgern rund 60 Projekte für das Kulturjahr. Außerdem leisten noch über 300 Künstler aus aller Welt einen Beitrag. Und nicht nur das historische Leeuwarden mit seinen malerischen Grachten, Gassen und Giebelhäuschen ist Schauplatz. Ganz Friesland wird zur Bühne.

Superlative

Und was für eine: Hier ist die Erde platt, der Himmel weit, die Wolken dramatisch. Dörfer und Städte sind blitzblank und bezaubernd, an jeder Ecke steht eine Kirche, und fast überall ist Waser. Kanäle, Seen und das Wattenmeer, es gehört zum Weltkulturerbe.

Schnurgerade und kilometerlange Deiche prägen diese Wattenmeer-Landschaft. Sie sind Kulisse eines der spannendsten Projekte, "Sense of Place". Leeuwarden lag einst am offenen Meer, erzählt der künstlerische Leiter und Theatermacher Joop Mulder. "Dann kam der Deich, und wir kehrten dem Wasser den Rücken zu." Mit rund 50 Kunstwerken an der gesamten Küste soll der Wall durchbrochen und die Verbindung von Wasser und Mensch wieder hergestellt werden.

100 Meter langer Frauenkörper im Deich

An einer Stelle etwa wird in den Deich ein 100 Meter langer kurvenreicher Frauenkörper integriert. Auch bauen renommierte Künstler ihre Werke direkt ins Wasser. Einige werden für immer bleiben, andere mit der Zeit vergehen, sagt Mulder. "Das Salzwasser frisst sie schließlich auf."

Wasser ist auch die fast schon mythische Verbindung der elf friesischen Städte. Die legendäre "Elfstedentocht" ist das härteste und längste Eislauf-Rennen der Welt. 200 Kilometer lang ist die Strecke über Kanäle entlang der elf Städte. Doch zuletzt fand der mörderische Marathon 1997 statt - wegen des Klimawandels gibt es kaum noch strenge Winter.

Wenn das Eis uns nicht mehr verbindet, so dachten die Friesen, dann wird springendes Wasser es tun. Sie beauftragten elf internationale Bildhauer, für jede Stadt einen Brunnen zu entwerfen. Für Leeuwarden schuf der Spanier Jaume Plensa zwei meterhohe Köpfe, die über einem Ring von Nebel zu schweben scheinen: "Träume über die Zukunft".

Nichts für Zartbesaitete

2018 wollen die Friesen zeigen, wie sie das Leben feiern. Und das ist nichts für Zartbesaitete. Deiche, Wiesen, Städte wollen mit allen Sinnen erfahren werden: Zu Fuß, mit dem Boot, auf Schlittschuhen oder dem Fahrrad. "Man muss den Wind spüren, die salzige Luft", empfiehlt Joop Mulder. "Diese Landschaft muss man sich auch erstrampeln."

Programm unter https://www.friesland.nl/de/kulturhauptstad-2018/programm
Infos unter http://leeuwarden2018.nl/du/