Trump-Antipodin
Nancy Pelosi

Nach den US-Kongresswahlen könnte sie wieder zu einer der mächtigsten Figuren in Washington werden - und zur ständigen Plage für Donald Trump.

von US-Kongresswahl - Trump-Antipodin
Nancy Pelosi © Bild: Mark Wilson/Getty Images/AFP

Nancy Pelosi, Fraktionschefin der Demokraten im Repräsentantenhaus, strebt den Vorsitz der Kammer an. Es ist nach Präsident und Vizepräsident das dritthöchste Amt im Staat und fällt dem Chef der Mehrheitsfraktion zu.

Als erste Frau der US-Geschichte stand Pelosi bereits von 2007 bis 2011 dem Repräsentantenhaus vor. In ihren damaligen ersten Amtsjahren machte sie dem republikanischen Präsidenten George W. Bush das Regieren schwer. Sollte ihre Partei die Kongresskammer erobern, könnte sie dies mit Trump wiederholen.

Als Anführerin der Mehrheitsfraktion und Parlamentschefin hätte die inzwischen 78-Jährige es in der Hand, republikanische Gesetzesprojekte und damit wichtige Trump-Vorhaben zu blockieren, von möglichen weiteren Steuersenkungen bis hin zum Mauerbau an der mexikanischen Grenze. Und Pelosi könnte Trump noch viel schwerer zusetzen: durch ein Amtsenthebungsverfahren.

Trump stürzen?

Zwar spricht sie sich bisher gegen das "Impeachment" aus - weil das Thema geeignet sei, die republikanische Basis zum Schutz ihres Präsidenten zu mobilisieren. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass Pelosi ihre Position revidiert. Dies könnte etwa dann passieren, wenn konkrete Indizien für eine mögliche persönliche Beteiligung Trumps an illegalen Kungeleien mit Moskau während des Wahlkampfs 2016 auftauchen.

Das große Comeback Pelosis ist allerdings längst nicht ausgemacht. Zwar geben die Umfragen den Demokraten gute Chancen auf die Mehrheit im Repräsentantenhaus. Doch der Fraktions- und Parlamentsvorsitz wäre ihr damit keineswegs garantiert. Denn sie ist intern umstritten. Dutzende demokratische Kandidaten haben angekündigt, Pelosi nicht als Chefin zu wollen.

Der interne Widerstand hat großteils mit ihrer Unbeliebtheit in der Bevölkerung zu tun. Laut einer Umfrage vom August meinen fast drei Viertel der US-Wähler, die Demokraten sollten sich einen neuen Anführer im Repräsentantenhaus suchen.

Zumindest teilweise ist Pelosis schlechter Ruf das Ergebnis der jahrelangen Stimmungsmache von Rechts. Konservative porträtieren die Ehefrau eines millionenschweren Finanz- und Immobilieninvestors als Inkarnation einer abgehobenen linken Elite, welche die Bedürfnisse des US-Durchschnittsbürgers ignoriert.

Die "linke Buhfrau"

Auch im aktuellen Wahlkampf ist Pelosi eine bevorzugte Zielscheibe von TV-Spots und Reden der Konservativen. Sie wird etwa verdächtigt, die Steuern für Mittelschichtfamilien wieder hochschrauben wollen. Trump unterstellt ihr vor allem, sie wolle die Grenzen weit für die illegale Einwanderung öffnen.

Die "linke Buhfrau" vertritt seit mehr als 30 Jahren den Wahlkreis von San Francisco. Die kalifornische Metropole ist eine Hochburg der Linksalternativen und Homosexuellen und gilt vielen konservativen Wählern im Herzland der USA als Sündenpfuhl. Pelosi ficht etwa für die sexuellen Minderheiten und das Abtreibungsrecht.

Dass sich die fünffache Mutter und neunfache Großmutter seit inzwischen mehr als eineinhalb Jahrzehnten als Fraktionschefin hält, zeugt von ihrem Durchsetzungsvermögen. Die Politik hat sie im Blut. Die zierliche Frau entstammt einer italo-amerikanischen Familie aus Baltimore, die auf der Seite der Demokraten stand. Ihr Vater und ihr Bruder waren Bürgermeister der Ostküstenstadt.

Pelosi zog nach dem Politologie-Studium in Washington mit ihrem Mann nach San Francisco. Die Politik zu ihrer Hauptbeschäftigung machte sie aber erst im Alter von 47 Jahren, nachdem sie ihre Kinder großgezogen hatte. Nach ihrem Einzug ins Repräsentantenhaus 1987 arbeitete sie sich dann beharrlich hoch. 2003 wurde sie erstmals Fraktionschefin.

Über die Jahre hat es Pelosi geschafft, die Flügel ihrer Fraktion weitgehend zusammenzuhalten. Sie ist eine gewiefte Taktikerin und durch zahllose politische Kämpfe gestählt. Eine "Ritterrüstung" und die Fähigkeit, "einen Schlag wegzustecken", zählt sie zu ihren Jobbeschreibungen. Ihre Zähigkeit könnte ihr helfen, alle Widerstände zu überwinden und nach einem Wahlerfolg am Dienstag zur mächtigen Trump-Antipodin aufzusteigen.

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