Warum Urlaub im Weltall
in den Sternen steht

Ab ins Raumschiff und dann mal schön im Pool am Mond relaxen? Weit gefehlt! Der lang gehegte Traum vom Urlaub im Weltall nimmt zwar verlockend reale Formen an, ist aber noch weit davon entfernt, eine Option für die nächste Pauschalreise zu werden.

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Reisen - Warum Urlaub im Weltall
in den Sternen steht

Wer abenteuerlustig ist und gerne reist, der dürfte beim Gedanken ins Weltall zu fliegen weiche Knie bekommen. Und tatsächlich: Was früher noch als wildes Gedankenspiel für kommende Generationen galt, ist heutzutage - mit Einschränkungen - sogar schon buchbar.

Von Milliardären für Millionäre

Die prominentesten Angebote für erdferne Ausflüge stammen derzeit von US-Unternehmen und sind allesamt das Spielzeug milliardenschwerer "Buben". "Virgin Galactic" von Wirtschaftsmagnat Richard Branson, "SpaceX" von High-Tech-Guru Elon Musk und "Blue Origin" von Amazon-Gründer Jeff Bezos haben sich in einem Wettlauf unabhängig voneinander das Ziel gesteckt, ihre Projekte heuer noch umzusetzen. Beim Kostenpunkt für einen Trip pro Person scheint man sich auch einig: Rund 250.000 Dollar (rund 205.000 Euro) sollten Interessenten auf Anfrage dafür einkalkulieren.

© MarsScientific/Virgin Galactic

Mit der Geldbörse eines Oligarchen könnte man auch einen russischen Weltraumausflug in Betracht ziehen. Der staatliche Raumfahrtkonzern Energia kündigte zu Jahresbeginn an, "komfortable" Reisen für 100 Millionen Dollar (rund 81 Millionen Euro) anzubieten. Einen konkreten Zeitplan müsse der Konzern allerdings noch nachreichen. Von einer Alternative zu Lignano oder Mallorca kann so oder so noch lange keine Rede sein.

Völlig losgelöst, von der Erde

Aber wofür zahlt man eigentlich? Das variiert von Angebot zu Angebot: Bei "Virgin Galactic" und "Blue Origins" soll der Weltraumtourist lediglich einen sogenannten Suborbitalflug - eine Art Parabelflug - erleben. Dabei wird man mit einem Raumschiff rund 100 Kilometer über die Erde hochgeschossen, um dort mehrere Minuten Schwerelosigkeit zu erleben und die Erde durch ein Fenster vor schwarzem Hintergrund von oben betrachten zu können.

»Wie unter Wasser am Kopf stehend leicht beschwipst Achterbahn fahren«

Dr. Gernot Grömer, Direktor des Österreichischen Weltraum Forums, hat insgesamt selbst schon eine halbe Stunde in der Schwerelosigkeit verbracht und erzählt von einem unvergleichlichen Erlebnis: "Man kann sich das ungefähr so vorstellen wie unter Wasser am Kopf stehend leicht beschwipst Achterbahn zu fahren." Nach einem vergleichsweise kurzen Höhenrausch geht's auch schon wieder ab nach Hause.

Zum Mond und wieder zurück

"SpaceX" von Elon Musk nimmt größere Ziele ins Visier. Bereits im letzten Jahr kündigte der Investor an, dass zahlende Weltraumtouristen in einer "Dragon"-Raumkapsel des Unternehmens sogar den Mond umrunden werden. Als ob das nicht kühn genug wäre, soll der Weltraumkatalog bei "SpaceX" ab 2024 um den Mars ergänzt werden. Immerhin hat der Milliardär seine Superrakete "Falcon Heavy" im Februar schon erfolgreich testen können. Nach jahrelanger Verzögerung. Dieser Maßstab dürfte auch für andere Weltraum-Projekte umzulegen sein.

Die optimistischen Zeitpläne der Anbieter werden nämlich noch von technologischen und regulativen Hindernissen zurückgehalten. Ein realistischer Zeitraum für den Beginn längerer Weltraumurlaube lässt sich daher schwer prognostizieren. "Wir stehen an der Schwelle zu einem nächsten Technologieschritt, wo kurze Suborbitalflüge genauso normal sein werden wie Flüge von Wien nach New York", sagt Grömer. "Mich würde es daher nicht überraschen, wenn mehrtägige Aufenthalte innerhalb der nächsten 10 Jahre passieren."

Das russische Angebot von Energia liegt der Vorstellung eines Urlaubs derzeit am nächsten. Eigens für Kosmos-Urlauber soll ein ISS-Modul gebaut werden, das mit Sojusraketen zur internationalen Weltraumstation transportiert wird und dort angedockt werden kann. Bis zu zehn Tage soll man so im All verbringen können.

Fit fürs All?

Man sollte aber vorgewarnt sein: Der Weg von der Buchung bis zum Raketenstart und den Glücksmomenten der Schwerelosigkeit wird nicht nur extrem teuer, sondern erfordert auch ein Training und Vorbereitung.

»Beim Suborbitalflug muss man nur im Sessel sitzen, einen Druckanzug anhaben und schön sein«

Die niedrigsten Hürden für Weltraumtouristen gibt es beim Suborbitalflug. "Da muss man nur im Sessel sitzen, einen Druckanzug anhaben und schön sein – und wenn‘s geht, sich nicht übergeben.", sagt Grömer. Je länger man die Aufenthalte plant, umso eher muss man sich der körperlichen und geistigen Fitness eines Astronauten annähern.

"Generell sollte das Herzkreislauf-System fit genug sein, um die Belastungen bei der Beschleunigung auszuhalten. Vorbereitung ist alles. Man sollte wissen, was man in welcher Flugphase machen muss und möchte", sagt Grömer. Der Weltraum-Experte gibt zum Schluss noch einen entscheidenden Tipp: "Im richtigen Augenblick sollte man die Kamera zur Seite legen, beim Fenster raussehen und das atemberaubende Gefühl inhalieren. Gute Fotos haben andere auch."

Wer sich jetzt schon auf Weltraum-ähnliche Szenarien einstimmen möchte, hat bei anderen Anbietern wie Space Adventures bereits die weitaus kostengünstigere Möglichkeit, Überschallflüge oder Astronauten-Trainingscamps zu absolvieren. Ein echter Urlaub im Weltall für Normalsterbliche mag also reale Formen annehmen, steht letztendlich aber leider noch immer in den Sternen.

Weiterführende Links:

Virgin Galactic
Space X
Blue Origins
Energia
Österreichisches Weltraum Forum
Astronauten-Training bei Space Adventures