Unüberbrückbare Differenzen

von Julia Schnizlein © Bild: Ian Ehm

Überraschend war sie nicht, die Nachricht, die am Dienstag per Aussendung daherkam: "Dr. Alexandra Föderl-Schmid, Chefredakteurin und Co-Herausgeberin, beendet nach 27 Jahren ihre Tätigkeit für den ‚Standard‘.“ Dass die 46-Jährige, die das lachsrosa Blatt seit zehn Jahren leitet, neue journalistische Wege gehen könnte, wurde in der Branche länger spekuliert. Noch im Februar hatte Alleingeschäftsführer Alexander Mitteräcker Trennungsgerüchte gegenüber News dementiert: "Wir sind gerade dabei, den Vertrag zu verlängern.“

Dazu kam es nicht, auch wenn Mitteräcker bis zuletzt gehofft haben soll, Föderl-Schmid werde doch noch unterschreiben. Dass ihm die Vollblutjournalistin diesen Gefallen nicht tun konnte, dürfte vor allem an grundlegenden Auffassungsunterschieden über die Zukunft des "Standard“ gelegen haben - kulminierend in der Frage: Was ist uns echter Journalismus wert? Wird der "Standard“ der Zukunft, egal ob in Print oder digital, noch ein journalistisches Produkt sein, oder wird zunehmend User-generated Content im Vordergrund stehen?

Seit Jahren herrscht in der "Standard“-Redaktion ein rigider Sparkurs zugunsten neuer, nicht journalistischer Digitalprojekte. Auf seiner Suche nach tragfähigen Geschäftsmodellen im Netz sollen journalistische Inhalte für Mitteräcker, Sohn von "Standard“-Gründer Oscar Bronner, jedenfalls keine Priorität gehabt haben. Während Bronner sr. seinen Sohn gewähren lässt, wollte Föderl-Schmid diesen Weg nicht mehr mitgehen.

Also hat sie sich einen Neuen gesucht: "Meine neue journalistische Heimat ist die ‚SZ‘, ich freue mich“, teilte Föderl-Schmid auf Twitter mit. Mit 2018 wird die Oberösterreicherin Israel-Korrespondentin der "Süddeutschen Zeitung“, die bis 2008 auch Miteigentümerin des "Standard“ war. Dass Mitteräcker von Föderl-Schmids Entscheidung letztendlich doch etwas überrascht worden sein dürfte, zeigt die Tatsache, dass ihre Nachfolge ungeklärt ist. Um Zeit für die Suche zu gewinnen, hat er die scheidende Chefin gebeten, noch zwei Monate über Vertragsende hinaus zu bleiben.

Bis Ende August muss ein "Neuer“ her, der den Redaktions-Sparkurs mitträgt. Das Namedropping hat bereits begonnen. Neben den üblichen Verdächtigen wie "Falter“-Chefredakteur Florian Klenk, "Presse“-Chef Rainer Nowak wird diesmal auch Gerold Riedmann vom Vorarlberger Medienhaus genannt. Wahrscheinlicher ist aber eine hausinterne Lösung - dann wohl mit Chef vom Dienst Eric Frey.