Passagier brutal
aus Flieger gezerrt

Flugzeug der Linie United Airlines war überbucht - Polizist schleifte Mann über Boden

Mit dem brutalen Rausschmiss eines Passagiers aus einem überbuchten Flugzeug hat sich die US-Fluggesellschaft United Airlines heftige Kritik in den Online-Netzwerken und Boykottaufrufe eingehandelt. Aufnahmen, die zeigen, wie der Passagier über den Boden geschleift wurde, wurden heftig im Internet diskutiert. Ein beteiligter Polizist wurde wegen der übertriebenen Gewaltanwendung beurlaubt.

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United-Airlines-Chef Oscar Munoz entschuldigte sich für den Vorfall vom Montag. Die Fluggesellschaft hatte nach eigenen Angaben mehrere Passagiere aufgefordert, die überbuchte Maschine zu verlassen, nachdem sich keine Freiwilligen gefunden hatten. Weil sich einer von ihnen geweigert habe, sei schließlich die Polizei eingeschritten.

Oscar Munoz erklärte auf der Unternehmenswebsite: "Das ist für uns alle ein erschütternder Vorfall." Sein Unternehmen werde den Fall untersuchen und bemühe sich darum, direkt mit dem betroffenen Passagier zu sprechen und "die Lage zu klären".

Videos zeigen, wie drei Polizisten vor dem Abflug aus Chicago nach Louisville im Bundesstaat Kentucky den offenbar asiatischstämmigen Mann aufforderten, seinen Platz zu räumen. Als er sich weigerte, warf ihn einer der Beamten zu Boden und schleifte ihn über den Gang zum Ausstieg. Der Passagier schrie laut und auch die anderen Insassen reagierten schockiert. "Oh, mein Gott, schauen Sie, was Sie mit ihm gemacht haben", rief eine Passagierin.

Passagiere an Bord "versört"

Tyler Bridges, einer der Passagiere, die ihre Videos ins Netz stellten, kommentierte: "Keine gute Art, einen Doktor zu behandeln, der zurück zur Arbeit will." Der Vorfall habe die Passagiere an Bord "verstört". "Kinder haben geweint", schilderte Bridges. Nach seinen Angaben blutete der Passagier nach dem Polizeieinsatz. Auf Bridges' Video war zu sehen, wie der Passagier hektisch und offenbar verwirrt den Gang im Flugzeug zurücklief und immer wieder "Ich muss nach Hause" sagte.

»Kinder haben geweint«

US-Fluggesellschaften dürfen laut Verkehrsministerium bei Überbuchung eines Flugs Passagiere auch gegen ihren Willen abweisen, wenn keine Freiwilligen gefunden werden. Diese Regelung gilt auch in der EU. Die Luftfahrtbehörde in Chicago erklärte am Montagabend (Ortszeit) allerdings, dass das Vorgehen der Flughafenpolizei "nicht in Übereinstimmung mit unseren Standards für die Einsatzprozeduren stand". Der Beamte, der den Passagier mit sich geschleift habe, sei mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Es werde eine "sorgfältige Überprüfung" des Vorfalls geben.

Vorfall schlägt hohe Wellen

Auf Twitter, Facebook und Google gehörte der Vorfall zu den meist diskutierten Themen. Auch im chinesischen Online-Netzwerk Weibo gab es Kommentare, viele Nutzer warfen United Airlines Rassismus gegen den womöglich chinesischstämmigen Mann vor. "Die chinesische Diaspora muss United Airlines boykottieren", schrieb ein Nutzer. Darunter auch der eine oder andere zynische Kommentar.

Die US-Fluggesellschaft hatte erst Ende März für einen Aufschrei in den sozialen Netzwerken gesorgt, weil sie zwei mit Leggings bekleideten Mädchen den Einstieg in eine Maschine verweigert hatte. Nach Angaben von United Airlines handelte es sich um Angehörige von Airline-Mitarbeitern, die kostenlos oder zu stark reduzierten Preisen fliegen können. Von diesen werde erwartet, dass sie sich an eine bestimmte Kleiderordnung hielten, rechtfertigte die Fluggesellschaft ihr Vorgehen. Normal zahlende Passagiere seien hingegen auch in Leggings willkommen.

Die Rechte von Passagieren bei überbuchten Flügen

Bei überbuchten Flügen sind in Österreich die Rechte von Flugreisenden durch eine EU-Verordnung geregelt. Diese greift, wenn Reisende von einem Flughafen innerhalb der EU abfliegen oder mit einer europäischen Airline in ein EU-Land reisen. Wenn eine Fluggesellschaft absehen kann, dass sie nicht alle Kunden befördern kann, muss sie zunächst nach Freiwilligen suchen, die vom Flug zurücktreten.

Airlines bieten dafür in der Regel attraktive Gegenleistungen, Fluggäste können aber auch selbst über diese verhandeln. Findet die Fluggesellschaft dennoch nicht genügend Freiwillige, kann sie sich entscheiden, bestimmte Reisende nicht zu befördern. Diese haben dann nicht nur Anspruch auf eine Erstattung des Ticketpreises oder einen Ersatzflug, sondern auch auf eine Schadenersatzpauschale, je nach Flugdistanz zwischen 250 und 600 Euro.

Außerdem müssen die Fluggesellschaften den Reisenden bei langen Wartezeiten Erfrischungen, Mahlzeiten und Kommunikationsmöglichkeiten bieten sowie gegebenenfalls für Übernachtungen aufkommen. Diese Rechte gelten aber nur für Kunden, die rechtzeitig und mit gültigem Ticket am Schalter sind.

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