Unilever verkauft Iglo-Tiefkühlsparte an Permira: Auch Fabrik im Marchfeld betroffen

Finanzinvestor soll angeblich 1,7 Mrd. Euro zahlen Verlauf, weil Sparte nicht genügend Gewinn abwarf

Der britische Finanzinvestor Permira übernimmt von Unilever die Tiefkühlkostsparte Iglo. Der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern gab am Montag bekannt, dass Permira für 1,725 Mrd. Euro den Zuschlag für große Teile seiner Tiefkühlsparte bekommen habe. Das Paket umfasst das Geschäft der Marken Iglo und Birds Eye. Nicht verkauft wird der Speiseeis-Bereich, etwa mit der in Österreich bekannten Marke Eskimo. Vom Verkauf betroffen sind europaweit rund 3.500 Beschäftigte.

Indirekt betrifft der Verkauf der Unilever-TK-Sparte auch das Iglo-Werk in Groß-Enzersdorf im Marchfeld, wo Unilever seit 35 Jahren Iglo-Produkte erzeugt. Das Werk steht nach dem Konkurs seit Ende 2005 in Besitz der ostdeutschen Frenzel-Gruppe, mit der es langjährige Produktionsverträge gibt.

Der Verkauf soll bis zum Ende des Jahres abgeschlossen sein, hieß es in der Mitteilung. In Italien werde Unilever selbst im Tiefkühlmarkt engagiert bleiben. Das Spanien-Geschäft hatte Unilever bereits vor zwei Monaten separat verkauft.

Nicht genügend Gewinn
Das Geschäft mit Tiefkühlkost macht Unilever schon länger Probleme. Seit Februar läuft die Suche nach einem Käufer, weil diese seit Jahren hinter den Zielvorgaben des Konzerns zurückgeblieben war. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz des Geschäftsbereichs um 4,5 Prozent. Der Umsatz der verkauften Unternehmensteile belief sich nach den Angaben im vergangenen Jahr auf 1,28 Mrd. Euro bei einem Gewinn von 174 Mio. Euro.

Permira-Partner Cheryl Potter zeigte sich erfreut über den Kauf der "Kultmarken" und kündigte an, sein Unternehmen werde sich für deren Wachstum einsetzen. "Der Lebensmittelmarkt sieht wenige Geschäfte dieser Größe, und es geht nur selten um Marken dieses Formats", sagte er. Die britische Beteiligungsgesellschaft setzte sich einem Bericht der "Sunday Times" zufolge unter anderem gegen das Angebot eines Konsortiums der Finanzinvestoren Blackstone und JP Morgan Partners mit dem irischen Lebensmittelkonzern Kerry Foods durch.

Verkaufspreis über Erwartungen
Der Verkauf brachte Unilever etwas mehr Geld ein als Branchenexperten erwartet hatten. Allerdings solle das Unternehmen die Einnahmen zur Senkung seiner Schulden nutzen oder sie an die Aktionäre ausschütten, anstatt sie für Zukäufe zu verwenden. Laut Paul Hofman vom Aktienhändler Van Lanschot sinken die Nettoschulden des Konzerns durch das Geschäft deutlich unter zehn Mrd. Euro. Möglich seien deshalb auch weitere Aktien-Rückkäufe. An der Amsterdamer Börse legte die Unilever-Aktie im frühen Handel 0,16 Prozent auf 18,40 Euro zu. Die Londoner Börse, an der das Papier ebenfalls gehandelt wird, war wegen eines Feiertags geschlossen.

In Österreich ist im Gegensatz zu anderen Ländern das TK-Geschäft sehr erfolgreich gelaufen. Nach Deutschland wurde hierzulande der zweithöchste Umsatz mit Iglo-Produkten erzielt. Unilever - drittgrößter Nahrungsmittelkonzern der Welt - bekam im Tiefkühlbereich aber den Preisdruck durch Billiganbieter und die Diskonter zu spüren.

In Österreich lag der Umsatz von Unilever im Vorjahr bei rund 400 Mio. Euro. Mit der Marke Iglo wurden etwa 100 Mio. Euro umgesetzt, der Marktanteil in Österreich mit Iglo-Tiefkühlprodukten liegt bei 80 Prozent.

Anfang des Monats hatte Unilever einen leichten Umsatzanstieg auf 3,9 Prozent im zweiten Quartal bekannt gegeben. Das Unternehmen versucht derzeit, mit höheren Verkäufen aus einer seit 2004 dauernden Krise zu kommen. Das Wachstum bleibt aber noch deutlich hinter den Zahlen der größeren Konkurrenten Procter & Gamble und Nestle zurück. Unilever ist im Nahrungsmittelsegment mit Marken wie Knorr, OMO, Rexona, Pfanni, Rama und Lipton vertreten.
(apa)