Wohnungsmarkt in Wien: Eigentumswohnungen sind nahezu unerschwinglich

Die Nachfrage nach Wohnraum ist in Wien deutlich gestiegen – so auch die Preise für frei finanzierte Eigentumswohnungen. Um der Nachfrage gerecht zu werden, werden neue Wohnungen gebaut. Nach Einschätzung von Immobilien-Experten kann sich diese jedoch kaum einer leisten.

Wohnungsmarkt in Wien: Eigentumswohnungen sind nahezu unerschwinglich © Bild: Anna Hunko / Unsplash

Das Immobilienunternehmen EHL ermittelte, dass Immobilienkäufer im dritten Quartal 2019 rund 3,5 Prozent mehr für eine Eigentumswohnung bezahlen müssen als vergangenes Jahr. Es werden zwar neue Wohnungen in der österreichischen Hauptstadt gebaut, allerdings handelt es sich dabei nach Einschätzung der Immobilienexperten der Arbeiterkammer zum Großteil um Eigentumswohnungen, die sich die meisten Wiener nicht leisten können.

Frei finanzierte und geförderte Wohnungsneubauten

Rund 40 Prozent der neu gebauten Wohnungen in Wien entstehen als geförderter Wohnbau, der durchaus erschwinglich ist. Wer eine solche Wohnung kaufen möchte, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Zunächst einmal müssen die Käufer ihr 18. Lebensjahr vollendet haben. Darüber hinaus dürfen sie nicht mehr als 53.090 Euro netto im Jahr 2019 verdienen. Im Jahr 2020 liegt die Einkommensgrenze für eine Person bei 53.950 Euro. Wollen zwei Personen eine geförderte Wohnung gemeinsam kaufen, darf das Jahresnettoeinkommen nicht über 79.100 Euro im Jahr 2019 und 80.380 Euro im Jahr 2020 liegen.

Fast 60 Prozent der Wohnungsneubauten werden allerdings frei finanziert – doch nur 20 Prozent der Bevölkerung kann sich frei finanzierte Wohnungen in Wien leisten, da die Kaufpreise sehr hoch sind. Für eine frei finanzierte Eigentumswohnung müssen Interessenten in der Hauptstadt gut und gerne rund 500.000 Euro auf den Tisch legen.

Warum die Preise für Eigentumswohnungen in Wien so hoch sind

Für die hohen Wohnungspreise in Wien gibt es verschiedene Gründe. Zum einen kam es zu einem erhöhten Bevölkerungswachstum, sodass die Grundstückspreise zwischen 2008 und 2018 um 114 Prozent gestiegen sind. Im selben Zeitraum wurden neu gebaute Eigentumswohnungen um 60 Prozent und Bestandswohnungen um 98 Prozent teurer.

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Die teuren Grundstücke erschweren insbesondere den geförderten Wohnungsbau, der günstigere Immobilien auf den Markt bringen würde. Denn dieser darf nur auf Liegenschaften entstehen, die nicht mehr als 300 Euro je Quadratmeter kosten – was angesichts der weiterhin steigenden Grundstückspreise immer schwieriger wird.

Hinzu kommt, dass institutionelle Anleger in Wien viele große Neubauprojekte komplett aufkaufen. Als Folge davon kommen laut EHL mehr Mietwohnungen statt Eigentumswohnungen auf den Markt.

Schere zwischen Einkünften und Wohnkosten

Nach einer Berechnung der Wohnbau-Expertin der Nationalbank, Karin Wagner, geht die Schere zwischen Einkommen und Wohnkosten bei einem Viertel der Bevölkerung dramatisch auseinander. Das einkommensschwächste Viertel der österreichischen Bevölkerung zahlt mindestens 50 Prozent ihres Einkommens allein fürs Wohnen. Österreichweit liegt der aktuelle Marktpreis für Wohnungen im Schnitt 14 Prozent über dem realen Wert – in Wien sind es 26 Prozent.

Auch die Wiener Mietpreise steigen weiter

Angesichts der steigenden Kaufpreise für Wohneigentum kam es in Wien zwischen 2008 und 2018 auch zu einem Anstieg der Netto-Wohnungsmieten. Sie erhöhten sich bei neuen Verträgen im Privatbereich um fast 50 Prozent. Derzeit liegen sie laut EHL zwischen zehn und zwölf Euro pro Quadratmeter außerhalb der Wiener Innenstadt. In den kommenden Jahren rechnet das Immobilienunternehmen mit moderaten Mietpreissteigerungen innerhalb der Inflationsrate.

Arbeiterkammer fordert mehr geförderten Wohnbau

Um das Wohnen erschwinglicher zu machen, fordert die Arbeiterkammer eine konstant hohe Anzahl an geförderten Neubauwohnungen. Zudem will sie das Mietrecht reformieren. Sie möchte die Anzahl befristeter Mietverträge begrenzen und fordert Preisgrenzen für private Mietwohnungen, die über 30 Jahre alt sind. Ob sie sich mit ihren Forderungen durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.