Unangenehme Post: Böhmdorfer droht jetzt den Orangen der Bank Medici mit Klagen

Madoff-Betrugsfall mutiert zum Wirtschaftskrimi Anzeige der Staatsanwaltschaft liegt FORMAT vor

Der US-Betrugsfall Madoff mutiert zum Wiener Wirtschaftskrimi. Bank-Medici-Gründerin Sonja Kohn wird des Betrugs verdächtigt. Die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien liegt FORMAT exklusiv vor.

Unangenehme Post: Böhmdorfer droht jetzt den Orangen der Bank Medici mit Klagen

Seit rund zwei Monaten, seit dem Auffliegen der Malversationen von Finanzjongleur Bernard Madoff, kamen die Mitglieder des Vorstandes und des Kontrollgremiums der einst honorigen Bank Medici nicht mehr zur Ruhe. Jetzt wird die Sache aber auch für die Aufsichts­räte wirklich ernst. Denn Exminister und Anwalt Dieter Böhmdorfer hat sich der Causa an­genommen, und dieser gilt ja nicht gerade als zimperlich. Auch diesmal wird er seinem Ruf gerecht: In einem Schreiben, das FORMAT vorliegt, fordert er die Aufsichtsräte und Vorstandsmitglieder der Bank Medici auf, sich freizubeweisen, andernfalls werde er rechtliche Schritte setzen.

Frist von sieben Tagen
„Es stellt sich die Frage, in welcher Form Sie bei der Errichtung und Empfehlung der Fonds bzw. bei dem Management der Fonds und deren Kontrolle mit der Bank Austria zusammengearbeitet haben. Die Frage ist offen gestellt, ich ersuche um eine exakte und für die Anleger aufschlussreiche Beantwortung, zumal diese ja einen ­gesetzlichen Anspruch auf korrekte Beratung haben“, heißt es in dem Schreiben. Für die Beantwortung der ­Frage bekommen die zwölf Angeschriebenen, neben der Eigentümerin der Bank, Sonja Kohn, auch die Exminister Ferdinand Lacina und Hannes Farnleitner, gerade einmal sieben Tage Zeit.

Böhmdorfer, der zahlreiche vermögende Kunden der Privatbank vertritt, hat für die Zeit nach Ablauf der Frist bereits einen Plan: „Wenn mir die Damen und Herren nicht plausibel erklären können, dass sie auch zu den Getäuschten gehören, dann ­werde ich in die persönliche Haftung hineingehen.“ Nachsatz: „Dafür gibt es genügend Rechtsgrundlagen.“ Vor allem die Aufsichtsräte hat Böhmdorfer im Visier: „Viele glauben, das ist ein reines Ehrenamt.“

Mit der persönlichen Haftung der Organe will sich der Anwalt, der auch in der Causa Meinl aktiv ist, aber nicht zufrieden geben. „Ich halte es für meine Pflicht, auch strafrechtliche Vorwürfe aufzudecken“, erläutert Böhmdorfer weiter. Also werden wohl die Gerichte und Staatsanwälte in Kürze auch Post von ­Böhmdorfer bekommen.

Für eigene Zwecke
Aufsichtsratsvorsitzende Sonja Kohn geht aus dem Schreiben zweifellos als die Drahtzieherin hervor: „Es liegen mir Informationen vor, dass Frau Sonja Kohn das gesamte Unternehmen Bank Medici AG für ihre Zwecke einsetzte. So konnte es geschehen, dass sie indirekt oder direkt als Privatperson Management Fees bezog, die ausschließlich der Bank zukommen ­hätten müssen.“

Noch mehr Infos finden Sie im aktuellen FORMAT 06/09!