Umfrage: Vertrauen in die Politik am Tiefpunkt

Die widersprüchlichen und oft nur schwer nachvollziehbaren Corona-Maßnahmen haben dem Ansehen der Regierung bei der Bevölkerung dramatisch geschadet. Insgesamt hat die Pandemie das Leben der Menschen stark beeinflusst.

von Menschen Maske © Bild: iStockphoto

Zwei Jahre Corona-Pandemie haben das Leben und das Verhalten der Österreicherinnen und Österreicher nachhaltig beeinflusst. Nichts ist mehr so wie es vor dem 13. März 2020 war, dem Tag, an dem der erste von mehreren Lockdowns verkündet wurde. Immerhin 67 Prozent der Bevölkerung geben an, dass sich ihr persönliches Leben in den zwei Jahren verändert hat, so das Ergebnis einer Umfrage des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) für News. Besonders stark trifft das auf Menschen unter 30 Jahren (75 Prozent) und Frauen - 71 Prozent gegenüber 62 Prozent bei den Männern -zu. Auch im städtischen Bereich sind die Veränderungen mit 72 Prozent gegenüber dem ländlichen Raum (61 Prozent) stärker ausgeprägt.

Am stärksten sind die Umstellungen im Sozialleben: Bei 41 Prozent der Befragten haben sich direkte persönliche Kontakte stark verringert, bei 37 Prozent immerhin noch leicht -zusammen also 78 Prozent. Generell trifft das quer durch alle Altersschichten, Ausbildungsgrade und Wohnorte zu, auffallend ist aber auch hier, dass 47 Prozent der Frauen ihre sozialen Kontakte besonders stark reduziert haben.

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Politik ist unten durch

Diese Veränderungen, die die Menschen erfahren, schlagen auch auf die Politik durch: Die -insbesondere die Regierungsparteien ÖVP und Grüne -hat die oft nur schwer nachvollziehbaren und manchmal sogar gegensätzlichen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zu verantworten. Bei 83 Prozent der Befragten hat das Vertrauen in die Politik wegen des teilweise chaotischen Corona-Krisenmanagements gelitten, und das unabhängig von der Parteienpräferenz. Besonders unten durch ist sind die Parteien bei den unter 30-Jährigen. "Wenn politische Aussagen bzw. Entscheidungen nicht halten oder sich binnen weniger Wochen sogar widersprechen, so vermittelt das das Gegenteil von Sicherheit, die sich die Menschen von den Verantwortungsträgern zu Recht erwarten", sagt IFDD-Chef Christoph Haselmayer mit Verweis auf unterschiedliche regionale Maßnahmen und Verbote, das Impf-Dilemma oder jüngst das Durcheinander bei der FFP2-Masken-Pflicht.

»Die Zuspitzungen haben auch mit der politischen Unkultur der vergangenen Jahre zu tun, die die Hemmschwellen immer mehr sinken haben lassen.«

Der Zickzackkurs der Regierung bei der Pandemiebekämpfung korreliere in gewissem Maß mit den unterschiedlichen Meinungen der Menschen zum Thema und dem daraus resultierenden Spannungsfeld und gesellschaftlichen Streitklima, so der Meinungsforscher. Das wird in der Umfrage ebenfalls abgebildet: 31 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher waren demnach schon selbst in Konflikte involviert. 28 Prozent haben davon im engerem Umfeld gehört, und bei 18 Prozent hat dies sogar zu Kontaktabbrüchen geführt. Lediglich elf Prozent haben kaum Konflikte erlebt bzw. davon gehört. Haselmayer: "Die Zuspitzungen haben auch mit der politischen Unkultur der vergangenen Jahre zu tun, die die Hemmschwellen immer mehr sinken haben lassen."

Einbußen beim Einkommen

Es zeigt sich zudem, dass 40 Prozent der heimischen Haushalte während der andauernden Coronakrise wegen Lockdowns, Kurzarbeit oder Jobverlust finanzielle Einbußen hinnehmen mussten. Mit 46 Prozent am stärksten betrifft das die Altersgruppe der 30-bis 50-Jährigen -und Frauen mehr als Männer. Nur 37 Prozent der Bevölkerung sind hier nicht betroffen.

Naheliegend, dass viele Befragte -konkret 21 Prozent -auch ihre beruflichen Zukunftschancen verringert sehen. Und auch jene ihrer Kinder werden zwiespältig - 31 Prozent positiv und 24 negativ -betrachtet. Interessant, dass Männer hier mit 37 Prozent zuversichtlicher sind als Frauen mit 27 Prozent. Überwiegende Einigkeit herrscht indes bei Meinung, dass die Coronakrise keinesfalls zu einer Ausbildungskrise werden dürfe. 86 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage zu.

79 Prozent der Bevölkerung sind im Übrigen der Meinung, dass man in absehbarer Zeit vom System einer detaillierten Überwachung abgehen und mit Covid-19 bald wie mit einer saisonalen Grippe umgehen wird. "Die Menschen haben einfach genug von der Pandemie und verhalten sich zunehmend entsprechend - vorausgesetzt, es tritt keine eine neue Virusvariante mit einem schwereren Krankheitsverlauf auf ", erklärt der IFDD-Chef: "Alles in allem offenbaren sich hier viele Sorgen, die die Politik ernst zu nehmen hat."