Bürgerinitiative kritisiert Umbaupläne für Wiener Reumannplatz

Wirtschaftskammer und Bezirksvorstehung wünschen sich Gastro-Pavillion

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"Der Reumannplatz ist das letzte Refugium, wo man sich hinsetzen kann ohne permanenten Konsumzwang", sagte Alice Fehrer, Mitglied der Initiative, bei einem Pressegespräch am Freitag. Auch ihr Kollege Georg Kö sprach sich für einen "für alle offenen Platz, der nicht sozial segmentiert" aus und kritisierte die geplante "Kommerzzone".

Im vergangenen Jahr beauftragte die Stadt ein Planungsbüro damit, einen Beteiligungsprozess durchzuführen und die Ergebnisse in ein Gestaltungskonzept einzuarbeiten. Dieses Konzept, das mehr Grünflächen und keine wirtschaftliche Nutzung vorgesehen habe, werde nun über Bord geworfen, kritisiert die Initiative.

Denn eine Gruppe lokaler Unternehmer, zu denen unter anderem Eissalonbesitzer Kurt Tichy zählt, fordert einen Gastronomiebereich zur Belebung des Platzes. Nach ihren Vorstellungen soll am Ort der früheren Straßenbahnhaltestelle ein Gastro-Pavillon mit rund 400 Quadratmetern entstehen. Das Bauwerk solle "luftig und modern gestaltet" sein, mit je Hundert Sitzplätzen innen und außen Platz für mehrere Anbieter bieten und öffentlich zugängliche Sanitärräume beinhalten, hieß es in der Aussendung der Wiener Wirtschaftskammer.

Auf dem Rendering, das die Kammer Anfang September veröffentlichte, sind die vielen Sitzbänke, die den Reumannplatz derzeit auszeichnen, nicht zu sehen. Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) habe im Gespräch mit der Initiative dagegen zwar versichert, dass die konsumfreien Sitzmöglichkeiten sogar noch ausgebaut werden sollen, räumte Fehrer ein, glauben will sie das aber nicht.

Die im Rahmen des Beteiligungsprozesses erstellte Sozialraumanalyse habe gezeigt, dass die Bevölkerung den Platz eben deshalb schätze, weil er für alle offen und keine Kommerzzone sei, so Kö. Eine "Prosecco-Bar" mit gehobener Gastronomie werde nicht lange funktionieren und das Gebäude bald leer stehen, glaubt er.

Rund um den Platz gebe es außerdem bereits ausreichend Gastronomie, findet Oswald Kuppelwieser, ebenfalls Mitglied der Initiative und ehemaliger Klubobmann der Grünen in Favoriten. "Das Argument, es gäbe hier keine Möglichkeit, sich mit Essen und Trinken zu versorgen, ist hanebüchen." Stattdessen wünscht sich die Initiative Raum zur Vernetzung verschiedener Kultureinrichtungen, einen Gemeinschaftsgarten und mehr Grünflächen.

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