Was den Österreichern angesichts des Ukraine-Kriegs wichtig ist

Aufgrund des Ukraine-Kriegs befürwortet eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung eine Aufstockung der finanziellen Mittel für das Bundesheer, erachtet die Neutralität als besonders wichtig und ist gegen einen NATO-Beitritt Österreichs.

von Umfrage - Was den Österreichern angesichts des Ukraine-Kriegs wichtig ist © Bild: iStockphoto.com

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs werden für Österreich immer spürbarer -nicht nur, weil laufend zahlreiche Flüchtlinge ins Land kommen und die Preise für Energie und Lebensmittel spürbar gestiegen sind. Je länger der Krieg dauert und je näher er an die Außengrenze Europas rückt, desto größer werden auch die Bedenken der österreichischen Bevölkerung, so eine Umfrage des Instituts für Demoskopie und Datenanalyse (IFDD) für News. Demnach sorgen sich 64 Prozent um die Sicherheit Österreichs - wobei der Anteil bei den Frauen gar bei 68 Prozent liegt. Immerhin 33 Prozent fürchten eine Ausweitung des Ukraine-Krieges auf die umliegenden Länder, 26 Prozent eine auf ganz Europa - und 21 Prozent gar die Ausweitung auf die ganze Welt.

Mehr Geld fürs Heer

Vor diesem Hintergrund verwundert es wenig, dass 70 Prozent der Befragten es für richtig halten, dem Bundesheer in Österreich mehr Geld zur Verfügung zu stellen, um für künftige Bedrohungen gewappnet zu sein. Selbst bei den Grünen ist eine Mehrheit von 54 Prozent dieser Meinung; Bei Frauen sind es sogar 72 Prozent.

Österreich habe zwar den Vorteil, von NATO-Ländern umgeben zu sein (außer die Schweiz, Anm.), der Ukraine-Krieg habe das mögliche Bedrohungsszenario aber verdeutlicht, sagt dazu IFDD-Chef Christoph Haselmayer: "Die Menschen wissen genau, dass das Bundesheer in den vergangenen Jahren totgespart wurde -egal, von welcher Regierung -und dass es zwar als Katastrophenschutzeinheit funktioniert, aber nicht wirklich zur Landesverteidigung." Aus dieser Erkenntnis erklärt sich für den Meinungsforscher auch, dass 34 Prozent der Befragten dagegen sind, Österreich im Krieg stark pro Ukraine zu positionieren - im Gegensatz zu 23 Prozent, welche die gegensätzliche Position vertreten. Mehrheitlich würde man das Land offensichtlich gerne als "Insel" sehen, die sich von den aktuellen Entwicklungen möglichste abschotten solle, so der Meinungsforscher: "Das Gefühl der Menschen und die Aktionen von Politik und Medien liegen hier offenbar weit auseinander."

Neutralität und EU-Außenpolitik

Dazu passt: 73 Prozent sind der Meinung, dass die Neutralität Österreichs zur Sicherheit im Land beiträgt. Und 60 Prozent, dass Österreichs Neutralitätsstatus künftig noch an Bedeutung gewinnen wird. 30 Prozent glauben dies in Bezug auf ein europäisches Berufsheer und eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik. Auffallend in dem Zusammenhang ist, dass letzteres Thema bei Grünen und Neos besonders im Fokus steht, bei FPÖ-Anhängern dagegen am wenigsten. Für diese ist der Neutralitätsstatus besonders wichtig. Eine besonders deutliche Antwort gibt es hingegen auf die Frage, ob Österreich der NATO beitreten und die Neutralität aufgeben sollte: Nur elf Prozent sind für einen NATO-Beitritt.

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Quelle: IFDD - Institut für Demoskopie und Datenanalyse GmbH, Umfragezeitraum 7. 3. bis 11. 3. 2022, 800 Online-Interviews, repräsentativ für die wahlberechtigte österreichische Bevölkerung ab 16 Jahren, max. Schwankungsbreite ± 3,5 %, Umfragezeitraum = Feldzeit.

IFDD ist Mitglied im Verband der Marktforscher Österreichs und handelt nach den gültigen Normen und ethischen Grundsätzen von ESOMAR.Laut aktuellen Werten der Statistik Austria nutzen 93 % der 16- bis 74-Jährigen das Internet. Die Digitalisierung hat speziell bei älteren Personengruppen aufgrund der Coronapandemie zugenommen.

Der Beitrag erschien ursprünglich im News 11/2022.