Billig Uber alles

Die Konkurrenz für Wiener Taxler könnte es bald auch in anderen Austrostädten geben

Fahrdienste in Wien werden immer günstiger. Das US-Start-up Uber macht mit seinen Mietwagenbetreibern den Taxis Konkurrenz. Bald könnte es auch in anderen österreichischen Städten Uber-Dienste geben

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Fakten - Billig Uber alles

Angenommen, Sie wollen von A nach B kommen und buchen eine Fahrt bei Uber, jenem Fahrdienst, der seit voriger Woche Billigfahrten in Wien um drei Euro pro Fahrt von der Herrengasse bis ins AKH feilbietet. Sie öffnen die Tür, und es gibt keinen Fahrer, weil das Auto selbstfahrend ist. Der Billigtarif ist Realität, aber der Selbstfahrer ist noch Zukunftsmusik. Und der Ärger der Wiener Taxiinnung spricht dafür, dass die niedrigen Preise zulasten der Fahrer und der Konkurrenz gehen werden.

Was in Wien noch nicht in greifbarer Nähe scheint, ist es im Konzern sehr wohl. Nahezu gleichzeitig mit der Bekanntgabe der um 20 Prozent gesenkten Wien-Tarife von Uber berichtete das "Manager Magazin", Daimler-Chef Dieter Zetsche und Uber-Gründer Travis Kalanick hätten sich auf einen Deal geeinigt, wonach Uber 100.000 Mercedes-S-Klasse-Autos kaufen will. Ein S-Modell, das es freilich am Markt noch nicht gibt: Es ist autonom gesteuert und erst 2020 aus dem Werk des Stuttgarter Autobauers lieferbar.

Hierzulande ist das amerikanische Startup Uber seit zwei Jahren präsent. Das Geschäft laufe super, sagt Österreich-Chef Andreas Weinberger. Dass die Preise noch einmal kräftig gesenkt werden sollen, spricht für den Unternehmergeist des nunmehr bärenstarken Start-ups, das in ganz Europa auf heftige Ablehnung stößt -nicht bei den Kunden, aber bei den Mitbewerbern. Die Taxiinnungen sind in den meisten Ländern zentral organisiert und waren es jahrzehntelang nicht gewohnt, Konkurrenz zu haben.

Das hat sich geändert. Mit dem Markteintritt Ubers fühlen sich die Vertreter der Taxiunternehmen massiv bedroht. Andreas Weinberger kann dem wenig abgewinnen. "Ich sehe uns als Erweiterung des Angebotes", sagt er. "Mit uns fahren Leute, die sonst selten bis nie Taxi fahren. Das ist eine komplett neue Zielgruppe."

Weniger Verkehr

Der gebürtige Bayer gerät ins Schwärmen: "In San Francisco sind schon mehr als 50 Prozent der Fahrten mit Uber Poolfahrten. Das sorgt für weniger Verkehr." In Europa ist alles schwieriger. So streikten in Paris, London und Budapest die Taxifahrer, um ihre alten Rechte gegen die neuen Billiganbieter zu verteidigen.

Weinberger hingegen beklagt die Probleme, die Uber gemacht werden. "Es ist schwierig, Mietwagen-Unternehmer zu werden. Sie brauchen nach aktueller Rechtslage drei Jahre Erfahrung als angestellter Fahrer und bis zu 18.000 Euro finanzielle Leistungsfähigkeit pro Fahrzeug." Trotzdem scheint Uber genug Fahrer gefunden zu haben. Mit genauen Zahlen geizt der freundlich lächelnde Mann. Nur so viel: Man wolle die derzeitigen Wartezeiten von acht auf fünf Minuten beschränken. Und man sei um mindestens 30 Prozent günstiger als die anderen; mit dem neuen Superrabatt um weitere 20 Prozent. Stellt sich die Frage, was für den Fahrer übrig bleibt. "Wir verrechnen eine Service Fee von 20 Prozent, der Fahrer bekommt 80 Prozent", sagt Weinberger.

Dass es auch viele höhere Preise bei Uber gibt, leugnet er nicht. Nach Weihnachten sind in einem Fall 166 Euro für eine Fahrt, die üblicherweise 25 Euro kostet, in Rechnung gestellt worden. "Es ist wichtig, zu verstehen, dass die Preisdynamik in absoluten Spitzenzeiten ein Garant dafür ist, schnell und zuverlässig ein Fahrzeug zu bekommen", sagt Weinberger. "Das genannte Beispiel war eine absolute Ausnahme zu Silvester, als die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches überstieg. Wie 96 Prozent aller Nutzer in der Silvesternacht hat auch diese Nutzerin innerhalb weniger Minuten ein Fahrzeug bekommen. Sie hat genau gesehen, wie viel die Fahrt kostet, und auch aktiv auf ihrer App das Einverständnis für den erhöhten Preis gegeben."

Grundsätzlich ist ein derartiger Vorfall zu Zeiten der Knappheit also wieder möglich. Worauf die Kunden achten müssen: Per Klick geben sie auf dem Smartphone ihr Einverständnis. Das kann in Feierlaune auch schnell erfolgen und am nächsten Tag zur Ernüchterung führen.

Was macht Uber genau? Im Ursprungsland Kalifornien nehmen auch private Uber-Fahrer Gäste per Mitfahrgelegenheit mit. So weit wird es in Wien schon allein aus rechtlichen Gründen nicht kommen. Uber hat aus dem Fehler gelernt, den es in Deutschland gemacht hat: Dort wollte das Unternehmen mit der Brechstange Tatsachen schaffen, die lokale Administrationen per Beschluss zunichtemachten. Also gibt es in Wien nur die Schiene des Mietwagenanbieters mit Mietwagenfahrern, und das in verschiedenen Klassen.

Wie macht Uber das überhaupt, dass es so viel günstigere Fahrten anbieten kann? "Bei uns muss der Kunde keine Leerzeiten mitzahlen. Als Beispiel: In Hamburg stehen Taxis etwa 72 Prozent ihrer Zeit. Das heißt: Die restlichen 28 Prozent müssen für 100 Prozent der Zeit zahlen", erklärt Weinberger. Außerdem habe Uber die höhere Auslastung. Was nicht so ganz dem neuen Dumping-Vorstoß zu entsprechen scheint.

"Der größte Teil der Nutzer ist lokal", sagt Weinberger. Aber auch Touristen nutzen das Angebot. Sie nutzen Uber meist schon in ihrem Heimatland. "Besonders für Vielreisende bietet sich der Service an, da die App in der ganzen Welt funktioniert. Man muss nicht einmal die örtliche Währung bei sich haben", sagt Weinberger, der auch in Salzburg und Graz Uber-Potenzial ortet. "Wir bekommen regelmäßig Anfragen vor allem von unseren internationalen Nutzern, die unseren Dienst gerne auch dort verwenden würden."

In Wien plant Uber, heuer noch die Mannschaft aufzustocken. Ganz ausschließen, dass eines Tages auch private Anbieter für Uber Mitfahrangebote machen könnten, will Weinberger nicht. Schließlich funktioniere das in vielen Ländern sehr gut. "Denkbar wäre ein Pilotprojekt mit einer österreichischen Stadt, natürlich unter der Voraussetzung, dass alles in Abstimmung mit den Behörden verläuft." Und immer wieder betont er, dass ein amerikanisches Start-up "kaum lokaler geht, als es Uber in Wien ist - mit lokalem Know-how". Schließlich arbeite man mit Mietwagenfahrern, die seit Jahren fahren. Diese sind selbstständig, Uber bietet nur die Vermittlung per Plattform. Und ja, natürlich, gibt Weinberger zu: "Wir müssen auch etwas verdienen." Zahlen gibt es nur konzernweite. Darin sind Start-ups mindestens ebenso konservativ wie große Traditionsunternehmen.

Transparenz gegenüber den Uber-Kunden ist offenbar wichtig, diese sollte auch bis in die Zahlen der einzelnen Länder vor Ort wirken. Bleibt abzuwarten, ob das die Firmenleitung durchsetzen kann. Und will.

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