Unwissenheit ist ein Segen

Yilmaz Gülüm über die neue Funktion Twitter Analytics und was man dadurch erkennt

von Yilmaz Gülüm © Bild: NEWS

Twitter hat mal wieder eine neue Funktion eingeführt: Twitter Analytics heißt sie, und ist wahrscheinlich eh gut gemeint. Man kann sich jetzt anschauen, wie viele Menschen die eigenen Tweets gesehen haben und wie viele darauf reagiert haben. Eigentlich eine gute Sache, könnte man meinen. Tatsächlich sieht man damit aber vor allem eines: Wie unglaublich irrelevant die eigenen Tweets sind. Zurecht bezeichnet daher meine Kollegin Julia Schnizlein den ganzen Twitter-Spaß als Nischengezwitscher (Seite 47). Zum Beispiel mein Tweet zur letzten Sendung der legendären „Daily Show“ mit Jon Stewart. Stewart erklärt in seiner Satiresendung, woran man politische Schwachsinnigkeiten erkennt. Pointiert, grandios, muss man gesehen haben. Als pflichtbewusster Twitter-Junkie teilt man so etwas natürlich. 3.400 Follower habe ich. 3.400 Menschen also, die meine Schreiberei dort mehr oder weniger interessiert verfolgen. Zumindest dachte ich das. Aber nun sehe ich: Gerade einmal 14 Leute haben auf den Link zu Stewarts Show geklickt. Unwissenheit ist doch ein Segen. Früher konnte man sich noch einreden: Meine Tweets liest ganz Österreich, ach, der ganze Planet! 140 Zeichen, die die Welt verändern, dank grenzenlosem Internet. Jetzt weiß man: Das einzige, was grenzenlos ist, ist die eigene Naivität.

Was meinen Sie? Schreiben Sie mir bitte: gueluem.yilmaz@news.at

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