24: Jack Bauer ist
wieder "verdammt angepisst"

Neunte Staffel "Live Another Day" startet mit 12 statt 24 Episoden

Dieser Mann hat Stress. Im Kampf gegen böse Terroristen und intrigante Politiker hat er getötet und gefoltert. Er wurde selbst gefoltert und ein paar Mal fast getötet. Nach 24 Stunden zog er meist - von Agenten gejagt - allein weiter. Doch Jack Bauer wäre nicht einer der zähesten TV-Agenten jüngerer Zeit, könnte er sich nicht aus jedem Schlamassel befreien, und ab Mai tickt die Uhr wieder. Kiefer Sutherland schlüpft für "24: Live Another Day" wieder in seine Paraderolle. Und eines sei laut Sutherland klar: "Jack ist verdammt angepisst."

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TV-Serie - 24: Jack Bauer ist
wieder "verdammt angepisst"

Ab 6. Mai ist die neunte Staffel der erfolgreichen Serie einen Tag nach US-Start hierzulande auf dem Pay-TV-Sender Sky sowohl in synchronisierter Fassung wie im Originalton zu sehen. Das Grundkonzept bleibt dabei gleich: Bauer muss erneut die Welt retten, wobei die Zuseher in Echtzeit mitfiebern dürfen. Erstmals werden aber Zeitsprünge zugelassen, kommt "Live Another Day" im Gegensatz zu den vorangegangen Staffeln doch mit 12 statt 24 Episoden aus. Split-Screens, die tickende Uhr und reichlich Action stehen aber auch diesesmal an der Tagesordnung.

Überzeugendes Konzept

Zehn Minuten habe er überlegen müssen, ob die Wiederauflage der 2010 nach 192 Folgen und einem Fernsehfilm beendeten Serie Sinn macht, erläuterte Sutherland bei einem Setbesuch in London im Gespräch mit Journalisten. Das Konzept von Produzent Howard Gordon habe ihn überzeugt. "Die folgenden sechs Monate dachte ich dann nur: Verdammt, was hast du da nur angerichtet?", schmunzelte der US-Schauspieler. "Aber als die Dreharbeiten begannen, fühlte es sich wieder normal an. Mittlerweile wächst es und ich bin sehr aufgeregt, weil ich glaube, dass wir zwölf sehr starke Folgen fertigbringen werden, die einige Überraschungen bereithalten."

Bekannte Ausgangslage

Zumindest die Ausgangslage mutet bekannt an: Vier Jahre nach dem Ende von "Tag 8" befindet sich Bauer im Londoner Exil, wird von mehreren Geheimdiensten gejagt und überdies von der CIA verdächtigt, den US-Präsidenten James Heller (William Devane) ermorden zu wollen. Sukzessive schält sich ein terroristischer Plot heraus, der auch mit dem Einsatz von Drohnen zu Kriegszwecken verknüpft ist. So seien realpolitische Bezüge zwar vorhanden. "Aber wir sprechen ja nicht in der Art über Politik, wie es etwa 'House of Cards' macht", betonte Sutherland. "Bei uns geht es eher um die Reaktion auf Situationen, in denen man sich wiederfindet. Und die sind wiederum weit weg von jeglicher vernünftigen Perspektive."

Übertreibung war als Stilmittel ja schon immer ein wesentliches Merkmal von "24", wie auch Devane zu bestätigen weiß. "Wenn es kompliziert wird, taucht Jack auf. Und jeder weiß, was passiert, wenn Jack auf der Bildfläche erscheint." So dürften zu den rund 270 Menschen, die Bauer bis dato auf dem Gewissen hat, noch einige dazu kommen. "Bisher waren es mehr als ein Dutzend", umriss Sutherland die Dreharbeiten zur neunten Staffel, die aktuell bei den Folgen sieben und acht stehen. "Bei zwölf Episoden ist die Erzählweise deutlich konzentrierter. Dadurch ist auch die Action größer geworden, was wiederum die Opferzahl nach oben treibt."

"Zweck heiligt die Mittel"

Von seinem "Der Zweck heiligt die Mittel"-Ansatz hat sich der mittlerweile geächtete Geheimagent jedenfalls keine Spur entfernt. "Ich habe mir vor Drehbeginn die erste Episode der ersten Staffel nochmals angesehen. Da ist Jack noch so voller Hoffnung und sieht auch wesentlich jünger und glücklicher aus", lachte Sutherland. Doch Jahre später sei die Figur zerbrochen an ihren Verlusten. "Er muss sich vor dem Land verstecken, für das er - aus seiner Perspektive - alles geopfert hat. Er ist wirklich zornig. Und dennoch kann er angesichts der Gefahr, der der US-Präsident ausgesetzt ist, seinen Frust beiseiteschieben."

Wie vermutet ist es nämlich nicht Bauer, der es auf Heller abgesehen hat. Um das seinen Mitspielern klar zu machen, braucht es aber einiges an Überzeugungskraft. Auch bei Chloe O'Brian, dargestellt von Mary Lynn Rajskub. Sie ist neben Sutherland die längst dienende Darstellerin im "24"-Universum. "Mittlerweile arbeitet Chloe für eine Organisation, die man mit Wikileaks vergleichen könnte. Sie ist eine Außenseiterin, eine Rebellin geworden, und nähert sich dem Denken von Jack an", skizzierte Rajskub den vollzogenen Wandel der IT-Spezialistin. "Sie hat sich gegen alles gewandt, was sie früher ausgemacht hat."

Graue Figur von Tate Donovan

Neu hinzugestoßen ist Tate Donovan, der als Mark Boudreau die rechte Hand des US-Präsidenten gibt und nicht gut auf Bauer zu sprechen ist, hat er doch dessen ehemalige Flamme Audrey Raines (Kim Raver) geheiratet. "Aber eigentlich bin ich weder ein Böser noch ein Guter. Es ist eine von Grautönen geprägte Figur. Wobei ich durchaus ziemlich zwielichtige Sachen mache", so Donovan über seine "kleine, aber sehr komplexe Rolle".


Bis sich die eigentlichen Hintergründe der Anschlagspläne herausschälen, darf bei "Live Another Day" wohl mit etlichen Twists gerechnet werden. Dass auch die Hauptcharaktere vor einem schnellen Ende nicht gefeit sind, ist etwa Rajskub nur zu bewusst. "Natürlich habe ich Angst, dass die Autoren Chloe sterben lassen. Ich kenne die letzten Episoden noch nicht, also bin ich ziemlich nervös. Ich hoffe nicht, dass es sie treffen wird. Aber irgendjemand wird wohl gehen müssen." Für die weltweite Fangemeinde dürfte also genügend Diskussionsstoff vorhanden sein, wenn Jack Bauer wieder zu heroischen Taten anhebt.

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