Die Kleinen waren
besser als die Großen

Gerfried Sperl zu den TV-Duellen rund um die Nationalratswahl 2017.

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TV-Duelle - Die Kleinen waren
besser als die Großen

Die Großen, Vertreter der Parlamentsparteien, diskutierten am Sonntag „Im Zentrum“ als wären sie vor Steuerberatern und Finanzexperten aufgetreten. Die Kleinen, derzeit nicht vertreten, stritten am Vormittag zur Zeit der „Pressestunde“ lebendiger, offener, konnten von einem größeren Teil des nicht so zahlreichen TV-Publikums verstanden werden.

Natürlich wurde auch bei den Vier-Prozent-Anwärtern um Details debattiert und manch populistischer Sager platziert. Aber drei von ihnen, die Ex-FPÖ-Politikerin Barbara Rosenkranz, der Ex-Grüne Peter Pilz und der KP-Chef Messner stellten die wachsende Schere zwischen Arm und Reich in den Mittelpunkt.
Rosenkranz nannte das FPÖ-Wirtschaftsprogramm „neoliberal“ (= Umverteilung zugunsten der Reichen), Pilz schoss sich auf die ebenso neoliberale ÖVP-Forderung ein, „einbehaltene Konzerngewinne“ nicht zu besteuern. Messner kritisierte prinzipiell, dass die Wirtschaft bestimme, was die Politik zu tun habe.

In der Abenddebatte argumentierte eigentlich nur der Grüne Werner Kogler ähnlich, indem er kritisierte, dass trotz Aufschwung die unteren zehn Prozent faktisch keine Einkommenszuwächse hätten: „Das real verfügbare Einkommen stagniert seit zehn Jahren.“

Dass SPÖ-Klubchef Schieder bemerkenswert zurückhaltend blieb, wie ein Sozialpartner argumentierte, war die eigentliche Enttäuschung. ÖVP-Wirtschaftsminister Harald Mahrer agierte gescheit , aber ähnlich wie sein Chef Sebastian Kurz: So als wäre die ÖVP in den letzten Jahren gar nicht in der Regierung gewesen.

Auch an diesem Sonntag zeigte sich wie seltsam dieser Wahlkampf läuft. Die Regierung besteht eigentlich nur aus Bundeskanzler Christian Kern, die ÖVP-Spitzenleute tun alle so, als wären sie nicht dabei (gewesen). Die FPÖ putzt sich ab und hofft auf die Vergesslichkeit der Wählerinnen und Wähler (siehe Hypo Alpe Adria-Skandal).

Gerfried Sperl
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