Erster Tschernobyl-
Wodka produziert

Der erste Wodka aus Tschernobyl ist trinkfertig. Das hochprozentige Gebräu kommt tatsächlich aus der Sperrzone rund um das stillgelegte Kernkraftwerk. Was es mit diesem speziellen Wodka auf sich hat.

von Wodka © Bild: iStockphoto.com/igorr1

Wissenschaftliches Experiment

Mitten in der Sperrzone haben Wissenschaftler der britischen Universität Portsmouth ein Experiment gewagt: Sie haben dort Roggen angebaut und zusammen mit dem Wasser vor Ort daraus einen Wodka destilliert - den ersten Tschernobyl-Wodka mit dem klingenden Namen "Atomik grain spirit" (übersetzt bedeutet das so viel wie: "Atomare Getreide-Spirituose") Bisher gibt es nur eine Flasche, wie Teamleiter und Universitätsprofessor Jim Smith gegenüber "BBC" berichtet. Das soll sich aber ändern.

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Der Wodka ist das erste Erzeugnis aus der Zone rund um das stillgelegte AKW. Der Roggen wurde auf einem Bauernhof innerhalb des Sperrgebiets kultiviert, um Alkohol zu produzieren. Das Universitätsteam arbeitet und forscht schon seit Jahren auf dem verstrahlten Land, um zu untersuchen, wie sehr sich die Region mittlerweile von der nuklearen Katastrophe erholt hat.

Pripyat town, Chernobyl Nuclear Power Plant Zone
© Shutterstock.com/Oriole Gin Innerhalb der Sperrzone hat die Natur das Land zurückerobert

Ist der Wodka verstrahlt?

Seit dem Reaktorunfall im Jahr 1986 mit seinen tragischen Folgen hat die Natur das Terrain in der Sperrzone wieder zurückerobert. Auch zahlreiche Wildtiere wie Hirsche und Rehe, Wölfe, Füchse und Wildpferde haben sich in der menschenarmen Region angesiedelt.

Mit dem neuen Wodka wollen die Wissenschaftler nicht nur Forschungszwecken gerecht werden, sondern auch den umliegenden ukrainischen Bewohnern helfen, die immer noch unter den Nachwehen der Katastrophe leiden. Das Getränk selbst sei nicht radioaktiver als jeder andere Wodka, wie Smith versichert. Durch die Destillation sei es möglich, das Produkt komplett aufzureinigen, selbst wenn das verwendete Wasser leicht kontaminiert ist. Die Grenzwerte seien laut analytischem Labor jedenfalls nicht überschritten worden.

Für den guten Zweck

Für die künftige Wodka-Produktion wurde bereits eine eigene Firma, die "Chernobyl Spirit Company" gegründet. 500 Flaschen sollen noch 2019 hergestellt werden. Die finanziellen Einnahmen aus dem Projekt sollen laut Universitätsteam vor allem den teils verarmten, ukrainischen Gemeinden rund um die Sperrzone zugutekommen. Denn das Problem in dem Gebiet sei inzwischen weniger die Strahlung. Vielmehr mangele es an einer angemessenen Ernährung, guten medizinischen Einrichtungen und Arbeitsplätzen.

Fruchtige Note

Und wie schmeckt der Wodka aus Tschernobyl? Das alkoholische Getränk soll mehr wie ein Getreidebrand als ein Wodka schmecken, mit einem hohen Anteil an fruchtigen Noten.