Nordkorea: Zettelt
Trump einen Krieg an?

US-Präsident droht Kim Jong-un mit "Feuer, Wut und Macht"

US-Präsident Donald Trump hat den gefährlichen Konflikt mit Nordkorea durch seine Drohung mit "Feuer, Wut und Macht" weiter angefacht. Nur Stunden nach seiner beispiellosen Warnung an Machthaber Kim Jong-un drohte Nordkoreas Militär mit einem Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam.

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Konflikt - Nordkorea: Zettelt
Trump einen Krieg an?

Die Kriegsrhetorik weckte Ängste vor einer unkalkulierbaren Eskalation oder gefährlichen Fehleinschätzung, die einen gewaltsamen Konflikt mit Hundertausenden Toten auf der koreanischen Halbinsel auslösen könnte.

Extreme Wortwahl

Während sich Nordkoreas Propaganda gewöhnlich drastischer Formulierungen bedient, kennen derart streitlustige Äußerungen durch einen amerikanischen Präsidenten kaum Präzedenzfälle. Ähnlich hatte sich nur US-Präsident Harry Truman 1945 bei der Mitteilung über den Abwurf der Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima geäußert, als er die Kapitulation der Japaner forderte, wie US-Medien hervorhoben. Er drohte ihnen sonst mit "einem Regen der Zerstörung aus der Luft, wie ihn die Erde noch nicht gesehen hat".

Mit der extremen Wortwahl des US-Präsidenten wuchs die Sorge, dass sich beide Kontrahenten weiter aufschaukeln. Beobachtern in Seoul fiel auf, dass die Drohung Nordkoreas mit einem Angriff auf die Pazifikinsel Guam zumindest gemessen an der üblichen, wilden Kriegspropaganda fast differenziert wirkte. Die Drohung war auch keineswegs neu und schon früher ähnlich geäußert worden.

»Es wird nie eine Zeit geben, in der wir nicht die mächtigste Nation der Welt sein werden.«

Nach seiner scharfen Warnung hat Trump noch einmal nachgelegt: "Mein erster Befehl als Präsident war, das nukleare Arsenal zu erneuern und zu modernisieren", schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. "Jetzt ist es weit stärker und kraftvoller als jemals zuvor." Der Präsident fuhr fort: "Hoffentlich werden wir diese Macht nie nutzen müssen. Aber es wird nie eine Zeit geben, in der wir nicht die mächtigste Nation der Welt sein werden."

Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam?

Die Streitkräfte zögen eine solche Attacke "auf Guam ernsthaft in Erwägung", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Der Plan zum Angriff könne "jederzeit" ausgeführt werden, sobald Kim Jong-un die Entscheidung dazu treffe, sagte ein Militärsprecher. Die USA sollten ihre "rücksichtslosen militärischen Provokationen" unterlassen, so dass man nicht "gezwungen" sei, eine "unvermeidliche militärische Entscheidung" zu treffen.

Der verbale Schlagabtausch ist der vorläufige Höhepunkt der Krise, die durch Nordkoreas Tests mit Interkontinentalraketen eskalierte. Die Sorge über Pjöngjangs Fortschritte mit Nuklearsprengköpfen wächst. Die USA und Japan gehen davon aus, dass Nordkorea inzwischen in der Lage ist, Raketen mit Miniatur-Atomsprengköpfen zu bestücken - auch Interkontinentalraketen, die die USA erreichen könnten. Allerdings wiesen Experten darauf hin, dass es nicht allein um die Verkleinerung der Sprengköpfe geht, sondern auch darum, dass sie auch den Wiedereintritt der Rakete in die Erdatmosphäre überstehen.

Seine Drohungen rechtfertigte Pjöngjang mit einer Mobilisierung des Atomwaffenarsenals sowie Raketentests durch die USA und Übungen mit Langstreckenbombern über Südkorea. Es sieht seine strategischen Waffen als "ein wichtiges militärisches Mittel, um entschlossen den politischen und wirtschaftlichen Druck der USA sowie deren militärische Drohungen zu kontern". Die Frage sei, "ob nur die USA die Option eines von ihnen so genannten 'Präventivkriegs' haben".

Angesichts der Drohungen der USA mit einer "militärischen Option" kündigte ein nordkoreanischer Militärsprecher laut KCNA an, auf einen möglichen "Präventivkrieg" der USA mit einem "grenzenlosen Krieg" zu reagieren, der "sämtliche Stützpunkte des Gegners ausrotten wird, auch auf dem US-Festland".

Südkoreaner noch gelassen

Trotz der neuen Spannungen zeigten sich viele Südkoreaner gelassen. Die Regierung in Seoul gab keine Warnmeldung heraus. Auch das öffentliche Leben in der besonders von Nordkoreas Artillerie bedrohten Hauptstadt ging wie gewohnt seinen Gang. "Nordkorea droht ja immer wieder damit, aber am Ende ist nie etwas passiert", sagte die 26-jährige Jeon Hae-in in Euijeongbu, einem Vorort von Seoul, nur rund 30 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt: "Bei Trump ist es ein bisschen anders. Ihm würde ich alles zutrauen."

»Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht bereit zum Handeln sind«

Kritik an Trumps feuriger Wortwahl hagelte es auch in den USA. Der außenpolitisch profilierte republikanische US-Senator John McCain mahnte Trump zur Zurückhaltung. "Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht bereit zum Handeln sind", sagte der Republikaner dem US-Radiosender KTAR. "Und ich bin nicht sicher, dass Präsident Trump bereit zum Handeln ist." Trump bringe die USA damit nur näher an eine ernste Konfrontation. Andere Kritiker warnten, Trump setze die Glaubwürdigkeit der USA aufs Spiel.

Historiker wiesen darauf hin, dass US-Präsidenten gewöhnlich behutsam mit ihrer Sprache umgehen, um eine Krise nicht unnötig anzufachen. Auch sinke Trump auf das Niveau des nordkoreanischen Machthabers, wenn er sich im Ton an die Nordkoreaner anlehne. Während einige aber auch eine "Botschaft der Abschreckung" sahen, fürchteten andere einen "gefährlichen Pfad", den Trump beschreite. Unklar blieb, ob Trump spontan geredet oder seine Formulierung geplant hatte.

Die EU verfolgt die eskalierenden Spannungen zwischen den USA und Nordkorea "mit großer Sorge", wie eine EU-Kommissionssprecherin am Mittwoch in Brüssel sagte. Die EU habe wiederholt das nordkoreanische Nuklear- und Raketenprogramm scharf verurteilt. Dieses stelle eine Verletzung der in UNO-Resolutionen ausgedrückten internationalen Verpflichtungen durch Nordkorea dar.

Chinas Rolle im Konflikt

Die täglich wachsende Eskalation wird von China mit großer Sorge verfolgt. Peking will die Kontrahenten an den Verhandlungstisch bringen, indem die USA ihre Manöver mit Südkorea einstellen und Nordkorea sein Atom- und Raketenprogramm aussetzt. Trump solle auf Kim Jong-un zugehen und die Sicherheitsinteressen Nordkoreas berücksichtigen, fordert Peking. Die USA wie auch Nordkorea lehnen diesen "zweigleisigen Ansatz" aber ab.

"Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist sehr gefährlich", sagte der Experte Zhang Liangui von Pekings Parteihochschule. Nordkorea betrachte sich selbst bereits als Atommacht und wolle sich das nicht mehr nehmen lassen. Pjöngjang komme aber der "roten Linie" der USA sehr nahe, wonach es nicht die Sicherheit der USA bedrohen dürfe. Wegen der Fortschritte in Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm "tickt die Uhr", da die Sanktionen nicht wirkten.

Experte: Keine Gefahr für Krieg

Trotz gegenseitiger Drohungen sieht Nordkorea-Experte Eric Ballbach keine "unmittelbare Gefahr" für einen Krieg zwischen Nordkorea und den USA. Ein Militärschlag gegen Nordkorea wäre aus mehreren Gründen nicht unproblematisch, sagte der Experte von der Freien Universität Berlin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Zum einen sei unklar, wo genau sich die nukleare Infrastruktur Nordkoreas befinde. "Wir wissen, dass sie unterirdisch positioniert ist", so Ballbach. "Ein Präzisionsschlag wäre nur sinnvoll, wenn wir den genauen Standort kennen."

Zweitens würde es sich um einen Krieg in einer der wirtschaftlich dynamischsten Regionen der Welt handeln. Das hätte Einfluss weit über die ostasiatische Region hinaus, "wo sich ja die Wirtschaftsräume Südkoreas, Japans, Chinas und strategisch betrachtet auch der USA überschneiden".

Drittens müsse man im Fall einer Militäraktion davon ausgehen, dass Nordkorea entsprechend zurückschlägt. Angesichts der Tatsache, dass Nordkorea einen Großteil seines Militärapparats entlang der südkoreanischen Grenze stationiert hat, könne man sich ausmalen, was das für dramatische Folgen - auch menschliche Verluste - nach sich ziehen würde, so Ballbach.

Kommentare

Mailyn P.

Bislang waren die USA die einzigen die Atomwaffen gegen Menschen eingesetzt haben.
Kim Jong-un sollte daher gut aufpassen, dass es bei der nächsten Militärparade nicht plötzlich hell wird am nordkoreanischem Himmel.

Wenn 2 Irre streiten, dann muss die Welt immer mit einem Krieg rechnen!

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