Triage: Eine Frage
über Leben & Tod

Die Coronavirus-Pandemie überfordert derzeit zahlreiche Krankenhäuser bis hin zu ganzen Gesundheitssystemen. Was steckt hinter dem Begriff der "Triage"?

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Coronavirus - Triage: Eine Frage
über Leben & Tod

In Ländern wie Italien hatten die Ärzte zu Beginn der Corona-Pandemie so viele schwerkranke Patienten, dass sie die sogenannte Triage anwenden mussten - ein System der Kategorisierung von Patienten, bei dem die hoffnungslosesten Fälle bei fehlenden Kapazitäten nicht mehr behandelt werden.

Der Begriff "Triage" leitet sich von dem französischen Wort "trier" ab, das "sortieren" oder auch "aussortieren" bedeutet. Entwickelt wurde die Triage von dem russischen Arzt Nikolai Pirogow, um im Krimkrieg (1853 bis 1856) mit der hohen Zahl verletzter Soldaten umzugehen.

Wann kommt Triage zum Einsatz?

Bis heute wird die Triage in außergewöhnlichen Situationen wie Naturkatastrophen, Unfällen mit zahlreichen Opfern und nach Anschlägen angewendet. Binnen kurzer Zeit werden Patienten nach der Dringlichkeit ihrer Behandlung eingeteilt. In der Fachliteratur wird hervorgehoben, dass "ein erfahrener Notfallarzt mit einer speziellen Zusatzausbildung" diese Aufgabe übernehmen sollte.

Im Fall der Coronavirus-Pandemie geht es bei der Triage in der Regel darum, wer bei einem Mangel an Intensivbetten und Beatmungsgeräten intensivmedizinisch behandelt wird. Dabei spielen in der Praxis außer dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und der Schwere seiner Symptome auch sein Alter eine Rolle.

Nach welchen Kriterien wird entschieden?

Das schilderte etwa Christian Salaroli, Arzt in einer Klinik im damals besonders stark von der Corona-Krise getroffenen Bergamo, im "Corriere della Sera": "Es wird entschieden nach Alter und Gesundheit. Wie in richtigen Kriegssituationen." Wegen des Mangels an Intensivbetten konnten nicht alle Covid-19-Patienten behandelt werden. "Wenn jemand zwischen 85 und 90 ernsthafte Atemaussetzer hat, ist es wahrscheinlich, dass wir nicht weiter machen", gab Salaroli damals offen zu.

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Der italienische Verband der Anästhesisten und Intensivmediziner veröffentlichte Anfang März Richtlinien für die Triage. Darin heißt es, dass als letzte Maßnahme ein Höchstalter für die intensivmedizinische Betreuung festgelegt werden müsse. Dass Alter allein ein zu simples Kriterium sein kann, wie Experten warnen.

»Wir gehen in die Medizin, um Menschen zu heilen. Nicht um Entscheidungen zu treffen, wer leben darf«

Philippe Devos, ein Anästhesist aus dem belgischen Lüttich, sagt, die Triage belaste Ärzte mit einem "riesigen moralischen Gewicht". "Wir gehen in die Medizin, um Menschen zu heilen. Nicht um Entscheidungen zu treffen, wer leben darf."

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