Das Aus für die
Autobahnvignette?

EU-Kommission will kilometerabhängige Maut

Die EU-Kommission möchte das Mautsystem reformieren. Vignettensysteme wie in Österreich müssten demnach geändert werden.

von Transport - Das Aus für die
Autobahnvignette? © Bild: Bernd Wüstneck/dpa

Die EU-Kommission hat am Mittwoch einen Vorschlag für eine europaweite kilometerabhängige Maut für Lkw und Pkw vorgelegt. Vignettensysteme wie in Österreich müssten demnach geändert werden. Zudem sollen die EU-Staaten einheitlich die Möglichkeit erhalten, Umwelt- und Staukosten in die Mautberechnung einzubeziehen.

Die EU-Staaten sollen weiter frei darüber entscheiden, ob sie ein Mautsystem einführen wollen, oder ob sie zusätzliche Umwelt- und Staukaufschläge verrechnen wollen. Ab 2024 sollen aber jene Länder, die über Mautsysteme verfügen oder solche einführen wollen, die neuen einheitlichen EU-Vorgaben erfüllen. Die EU-Kommission will dann, dass alle Mauten in Europa über digitale Systeme erfasst werden.

Gleichzeitig will die EU-Kommission schärfer gegen Lohndumping im Straßenverkehrssektor vorgehen. So sollen die Bestimmungen für Lkw-Fahrer im Zuge der EU-Entsenderichtlinie präzisiert werden. Sogenannte "nomadische Fahrer", die während ihrer Transporttätigkeit in Europa nicht mehr in ihr Herkunftsland zurückkehren, sollen unterbunden werden.

Pkw-Mautgebühren in Österreich

Betreffend die Maut geht die EU-Kommission von verschiedenen Optionen aus. So könnte eine Ausweitung der Straßenbenutzungsgebühren auf andere Teile des europäischen Straßennetzes und neue Verkehrsteilnehmer die Straßenbenutzungskosten ab 2025 um 198 Mio. bis 850 Mio. Euro jährlich erhöhen, heißt es in einem im Voraus zirkulierenden Entwurf. Die Transportkosten für den Frachtverkehr könnten zwischen 1,1 und 2,0 Prozent ansteigen, jene für den Personenverkehr unverändert bleiben oder um 1,3 Prozent anwachsen.

Die ÖVP-Europaabgeordnete Claudia Schmidt befürchtet durch die Umstellung der Autobahnmaut für Pkw auf ein streckenabhängiges System Milliardenkosten auf die Autofahrer zukommen. "Laut Asfinag wurden auf den österreichischen Autobahnen und Schnellstraßen im Vorjahr knapp 27 Milliarden Kilometer mit dem Pkw gefahren", erklärte sie. "Legt man die derzeit niedrigste Streckenmaut in der EU aus Frankreich mit sieben Cent pro Kilometer zugrunde, ergibt das Einnahmen für den Finanzminister von beinahe 1,9 Mrd. Euro. Derzeit liegen die Pkw-Mautgebühren in Österreich dagegen bei knapp 600 Mio. Euro pro Jahr."

Mehrkosten für Autofahrer, Jobverluste und Sozialdumping

Die heutigen Vorschläge der EU-Kommission für eine Neugestaltung des Mautsystems würden nicht nur Mehrkosten für Autofahrer bringen. Zusätzlich würden die Regeln für die Entsendung von Lkw-Fahrern zu Jobverlusten und Sozialdumping in Österreich führen, warnen Verkehrsminister Jörg Leichtfried, Sozialminister Alois Stöger (beide SPÖ) und Gewerkschaft. Die beiden SPÖ-Minister fordern, dass die Regelungen für die Entsendung von Beschäftigten in andere EU-Länder auch für Lkw-Fahrer gelten müssten. EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc hat vorgeschlagen, dass die Entsenderichtlinie, wonach ausländische Arbeitskräfte in Österreich auch österreichischen Mindestlohn erhalten und Sozialabgaben leisten müssen, erst ab dem dritten Tag anzuwenden ist. So lange blieben die Fahrer von den nationalen Mindestlohn- und Sozialvorschriften ausgenommen, kritisierte vida-Bundessekretär Karl Delfs. "Dadurch wird Sozialmissbrauch Tür und Tor geöffnet". Die EU-Kommission heble damit das österreichische Lohn- und Sozialdumpinggesetz aus.

Verkehrsminister will heimische Vignette verteidigen

Verkehrsminister Jörg Leichtfried sieht die Pläne der EU-Kommission kritisch: „Mit unserer Vignette haben Lenkerinnen und Lenker absolute Kostensicherheit. Sie kennen den fixen Betrag, den sie zahlen, und können damit unbeschränkt auf unseren heimischen Autobahnen und Schnellstraßen unterwegs sein. Die kilometerabhängige Maut bringt höhere Kosten. Das trifft vor allem unsere Pendlerinnen und Pendler, die auf das Auto angewiesen sind.“ Leichtfried plädiert dafür, dass die Mitgliedstaaten auch in Zukunft selbst über ihr Mautsystem entscheiden können, solange es fair und nicht diskriminierend ist.

Keine Verteuerung laut EU-Kommission

Die EU-Kommission hat versichert, dass ihr Vorschlag für eine neue europaweite Maut nicht zu einer Verteuerung für die Straßenbenutzer führen wird. So sehe der Vorschlag nicht vor, dass die EU-Staaten Mauten einführen oder die Gebühren anheben, erklärte die Kommission am Mittwoch. EU-Kommissionsvize Maros Sefkovic betonte, Null-Emissionen-Autos sollen sogar um 75 Prozent weniger Maut zahlen.

Mehrere Europaabgeordnete hatten befürchtet, das neue von der EU-Kommission angestrebte kilometerabhängige Mautsystem würde zu einer Verteuerung für die Autofahrer führen. In diesem Sinne äußerte sich auch Verkehrsminister Jörg Leichtfried, der die heimische Vignette verteidigen will. "Die kilometerabhängige Maut bringt höhere Kosten. Das trifft vor allem unsere Pendlerinnen und Pendler, die auf das Auto angewiesen sind", erklärte Leichtfried in einer Aussendung. Er plädierte dafür, dass die EU-Staaten auch in Zukunft selbst über ihr Mautsystem entscheiden können, solange es fair und nicht diskriminierend ist.

Eine Milliarde mehr für Österreich

Delfs sieht immerhin einen positiven Punkt in dem Vorschlag: Wenn Transportfirmen ihre Niederlassungen dort ansiedeln müssen, wo die Haupttätigkeit ihres Geschäftsfeldes stattfindet, dann könne nicht mehr von der Slowakei aus der österreichische Markt bearbeitet werden. Österreichische Firmen, die ihre Lkw in Osteuropa angemeldet ("ausgeflaggt") haben, sollten "den Weg zurück nach Österreich finden". Der Finanzminister könne dadurch über eine Mrd. Euro an Steuern einnehmen.

Zurück zum Nationalismus

Leichtfried und Stöger machen sich für eine Verschärfung der Entsenderichtlinie stark. "Der Arbeitsmarkt ist entscheidend dafür, ob die Menschen Vertrauen in die EU haben oder nicht. Unfaire Regeln und Arbeitsbedingungen in Europa führen zu Entsolidarisierung, zu Nationalismus und zu Alleingängen wie etwa dem Brexit", schreiben sie in einer Aussendung. Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Frankreichs Präsident Emanuel Macron hätten sich für eine Reform der Entsenderichtlinie und strengere Regelungen gegen Lohndumping ausgesprochen. "Umso unverständlicher erscheint Leichtfried und Stöger der heutige "gegenteilige Vorschlag" der EU-Kommission.

FPÖ: "Ein heimtückischer Anschlag der EU auf unsere Bürger"

FPÖ-Verkehrssprecher Georg Mayer wiederum sieht in dem Vorschlag eine "unbegründete und nicht notwendige Einmischung in innere Angelegenheiten" Österreichs. Am Ende werde "der österreichische Autofahrer und Steuerzahler die geplante Vereinheitlichung aus Brüssel bezahlen". Der Kärntner FPÖ-Obmann Gernot Darmann sieht in der vorgeschlagenen kilometerabhängigen Maut für alle Pkw "den nächsten heimtückischen Anschlag der EU auf unsere Bürger" verwirklicht. Für viele Pendler wäre dann der Weg in die Arbeit nicht mehr leistbar.

Kritik auch seitens ÖAMTC

Harsche Kritik kommt auch von den Autofahrerklubs ÖAMTC und ARBÖ. "Kilometerabhängiges Road Pricing hilft weder den Wenigfahrern noch der Umwelt", kritisiert Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung. Denn auch wer wenig fährt, würde dann mehr bezahlen. Die neue Maut diene nur dazu, die Staatskassen zu füllen. "Sozial schwache Personengruppen würde eine derartige Maßnahme übermäßig hart treffen", schreibt ARBÖ-Generalsekretär Gerald Kumnig. "Insbesondere für Pendler wäre dies eine enorme und untragbare Belastung".

Kommentare

Andrea Krenmayr

Lest ihr eure Artikel eigentlich auch mal selber durch? Hier steht in zwei Absätzen direkt untereinander zweimal derselbe Text...

"Die kilometerabhängige Maut bringt höhere Kosten. Das trifft vor allem unsere Pendlerinnen und Pendler, die auf das Auto angewiesen sind."

Österreich wird zugepflaster von LKWs und durchfahrenden Urlaubern und südl.Gastarbeitern!! Machen Strassen kaputt und hinterlassen ihren Müll, verpesten die Luft!!! Denen gehört das 10 fache an Maut aufgebrummt, aber unsere Verantwortlichen schauen wie immer zu!!!!

strizzi1949

Jetzt reichts aber! Diese EU, die nicht einmal fähig ist, sich einheitlich um Flüchtlinge zu kümmern, soll sich aus den innerstaatlichen Dingen heraushalten! Es gibt nicht einmal einheitliche Verkehrsregeln in der EU, aber das Mautsystem wollen sie bestimmen! Das gehört auf das Schärfste abgelehnt!

Stossdämpfer werden derart beansprucht damit auch die Werkstätten was verdienen!! Wenn man den Belag auch für höhere Geschwindigkeiten mit Geld ausbauen könnte, das geht natürlich nicht, denn bald sind wir auf jeder Freilandstraße schneller unterwegs und das auch noch kostenfrei (noch, bei der EU weiß man ja nie)!!

Für die unzumutbaren Fahrbahnzustände ist es sowieso eine Frechheit auch nur einen Cent dafür zu bezahlen!! Was wird mit den Geldern gemacht, naja am liebsten wo es nur geht auf vier Fahrspuren ausbauen und alle paar Kilometer eine Asfinag Haltestelle eröffnen, bei der man sich Getränke usw. kaufen kann und wieder löhnt!! Hauptsache die Fahrbahnen schauen aus wie ein "Fleckerlteppich" und die

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