Traiskirchen: Kritik an "ernsthaften
Menschenrechtsverletzungen"

Bericht von Amnesty International fällt ein vernichtendes Urteil

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Asyl - Traiskirchen: Kritik an "ernsthaften
Menschenrechtsverletzungen"

Unterkunft

Die Leiterin des Amnesty-Teams, Daniela Pichler, zeigte sich betroffen darüber, wie die Asylwerber in der "enormen Hitze" im Schatten Zuflucht suchen. "Es gibt keine angemessene Unterkunft für die Flüchtlinge", 1.500 Menschen mussten zum Zeitpunkt der Prüfung im Freien schlafen, so Pichler. Auch vor dem Zentrum, in Parks oder auf dem Bahnhof nächtigen die Asylwerber. Zwar seien es seit dem Aufnahmestopp etwas weniger, die bereits beim Besuch angekündigten Busse seien aber kein Ersatz: Sie kommen einer "unmenschlichen Behandlung gleich".

Im Bericht wird auch hinterfragt, warum auf den vorhandenen Freiflächen der Betreuungsstelle keine weiteren Zelte aufgestellt wurden, um zumindest die völlige Obdachlosigkeit von bis zu 2.000 Asylwerbern zu vermeiden.

Frauen, die mit Kindern und Ehemann gekommen sind, würden oft getrennt werden und verzichten daher auf einen Platz in einem der Häuser, um bei ihrer Familie bleiben zu können. Auch Männer, die alleine mit ihren Kindern kommen, haben dieses Problem.

Ein Vater, der mit seinem 12-jährigen Sohn in die Betreuungsstelle Traiskirchen gekommen ist, zeigte Amnesty anhand der „Klienten-Karten“, dass sein Sohn und er verschiedenen Häusern zugeteilt worden wären. Die beiden haben sich daher gezwungen gesehen, im Freien zu übernachten, um zusammenbleiben zu können.

Verpflegung

Für die Essensausgabe stehen zwei Speisesäle zur Verfügung, einer mit 280, der andere mit 140 Plätzen. Nach Angaben der Asylwerber dauert das Anstellen zum Essen zwei Stunden. Unbegleitete minderjährige Jugendliche werden nicht besonders berücksichtigt, sondern sind, da sie nach Auskunft von Beamten des Innenministeriums als schwierig angesehen werden, zum Schluss an der Reihe. Wer nicht rechtzeitig da ist, bekommt nichts mehr zu essen. Vielfach erzählten Asylwerber, dass das Essen anlässlich des Amnesty-Besuches deutlich besser war als sonst.

Zusätzlich müssen sich die Asylwerber für die Ausstellung der für sie sehr wichtigen Identitätskarten stunden- oder tagelang anstellen, wodurch oft die Essensausgabe verpasst werde. Laut Pichler gibt es nur einen Drucker hierfür. Ein Problem, das sich rasch lösen ließe, so die Teamleiterin.

Medizinische Versorgung

"Elend" und die ungeschützt der Hitze ausgelieferten Menschen, das waren auch die Eindrücke des medizinischen Experten Siroos Mirzaei. Für die tausenden Flüchtlinge, teils mit traumatischen Kriegserfahrungen, stehen insgesamt nur vier Ärzte und drei Psychologen zur Verfügung. Den Ärzten bleiben nur wenige Stunden pro Tag für die Behandlung kranker Flüchtlinge, denn die meiste Zeit werde für die Erstuntersuchung aufgewendet. Manche würden sich auch nicht in die Ordination trauen, da sie befürchten, aufgrund einer Krankheit nicht in Privatunterkünfte zu kommen, stellte Mirzaei fest. Die psychologische Betreuung sei "völlig unzureichend", so der Experte weiter.

Mirzaei kritisierte vor allem auch die radiologische Untersuchung zur Altersfeststellung, denn diese sei "unzuverlässig" und sehr teuer. Das hierfür aufgewendete Geld wäre besser in der Betreuung aufgehoben, meinte er. "Die medizinische Versorgung in Traiskirchen ist derzeit mangelhaft."

Sanitäranlagen

Auch die Sanitäranlagen sind in einem schlechten Zustand. In einer Toilette "schwammen Exkremente", auch war der Boden nass, so Mirzaei. Auch er sah aufgrund der gemeinsamen Duschen die Menschenwürde von Frauen verletzt: "Die Probleme wären leicht zu lösen."

Die Nassräume sind offiziell nach Geschlecht getrennt. Anlässlich des Besuchs von Amnesty war jedoch ein Raum mit Toiletten und Duschen für Männer und Frauen gekennzeichnet. Die Duschnischen sind voneinander abgetrennt, haben allerdings keinen Vorhang und sind direkt zu den Fenstern ausgerichtet, also von außen einsehbar. Nach Angaben von zahlreichen Asylwerbern werden die Duschen und Toiletten sowohl von Männern als auch von Frauen genutzt. Frauen verzichten daher oftmals auf das Duschen oder lassen jemanden Wache stehen.

Unbegleitete Minderjährige

Eine besonders prekäre Situation stelle jene der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge dar. "Sie sind derzeit nicht ausreichend geschützt in Traiskirchen, sondern de facto vollkommen sich selbst überlassen", kritisierte Pichler und ortet eine Verletzung der UN-Kinderrechtskonvention. Viele erzählten der Hilfsorganisation, dass sie über keine Information verfügen würden, an wen sie sich wenden können oder wer ihre Ansprechperson ist. Von Personen der Jugendwohlfahrt hatten sie noch nie gehört. Nach Angaben der Kinder und Jugendlichen sind keine Freizeitangebote in der Betreuungsstelle bekannt und sie wissen nicht, wie es weitergeht. Vor allem Letzteres belastet sehr viele der Jugendlichen.

Auch für eine weitere besonders schutzbedürftige Gruppe - die Frauen - bestehe kein ausreichender Schutz in Traiskirchen. So gebe es etwa unter den Obdachlosen Schwangere oder Frauen mit neugeborenen Kindern.

Linktipp

Hier gibt es den vollständigen Bericht zum Download

Kommentare

Ivoir

Hier wurde gar nichts kritisiert oder aufgedeckt, was wir selbst nicht schon lange wissen. Das Problem ist die Politik, die vor Wahlen steht, und aus Angst vor Stimmenverlust ihre eigenen immer hochgehaltenen und von den Wählern geschätzten Ideologien über Bord wirft.

Brum melden

und die Skinhead-Tante kann das beurteilein????

Nudlsupp melden

JA kann Sie. Daran ändern auch Ihre unqualifizierten, primitiven persönlichen Angriffe nichts.

Rumor13 melden

Beurteilen kann jeder Wappler.
Nur bekommt der rasierte Kuckuck auch noch Geld dafür.
Das Boot ist übervoll.Macht endlich die Grenzen dicht !!

Ivoir
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Rumor13 hätt'st was gscheits glernt, brauchadst ned so neidisch sein.

bin mir sicher die menschen die dort vor ort arbeiten geben ihr bestes, aber das hautproblem ist die überfüllung! wenn ich in ein haus, das z.b. 4 mietwohnungen beinhaltet, 20 familien einziehen lasse und es dort dann drunter und drüber geht, dann kann ich auch nicht die hausverwaltung dafür verantwortlich machen....

Patzelt ein Synonym für Unfähigkeit und ein Unzufrieden sein mit sich und seinem Leben wagt es einmal mehr als Österreich Beschmutzer aufzutreten. Oder hat jemand etwas von Patzelt über die Verbrechen des IS gehört. Nein natürlich nicht. Da ist ihm sein kleines, unbedeute4ndes Leben viel zu wichtig. Da ist nur zu sagen: Was kümmert es den Mond, wenn ihn die Schakale anheulen!

rrrudi05 melden

Amnesty International ist wie der Name schon sagt eine Internationale Organisation, sie sollte ihre Position nicht nur dazu nützen Österreich als säumig in allen Belangen hinzustellen,sie sollten vielmehr die Länder die sich bislang weigerten Flüchtlinge aufzunehmen dazu zu bewegen ihre Haltung zu ändern. Das sich Flüchtlinge das Land aussuchen können wo sie um Asyl ansuchen ist keinesfalls

rrrudi05 melden

in der Genfer Konvention festgeschrieben. Also liebe Kommisionsmitgleder, auf in besagte Länder und Überzeugungsarbeit leisten. Ist sicher schwieriger als zu kritisieren.

11223344 melden

gute idee, aber wenn sich schon die eu gegen eine flüchtlingsquote stellt was soll dann ia schaffen. da kritisieren sie lieber

11223344 melden

weiters bin ich auch der meinung dass niemand mit gewalt hier behalten wird, sie können es ja auch woanders versuchen

Ingrid Bruckl
Ingrid Bruckl melden

ähm u warum kommen dann alle zu uns meine herren u damen von Amnesty International ??? mindestsicherung von 825 €

also sooo schlecht dürfte österreich dann auch nicht sein wenn alle zu uns oder nach deutschland wollen oder??? immer diese meckerei von diesen eierköpfen. WIR; der steuerzahler kommen dafür auf.

annas
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bevor man Flüchtlinge nach Austria lotst, bzw. reinlässt, sollte man sich schon vorher fragen : wo kommen die unter und vor allem WIE, hm..... ich bin nicht dafür, jetzt haben wir den Salat, und vor allem : WIE geht das weiter .......

Peter Geiseder
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Ich habe es schön langsam Satt mit sogenannten Gutmenschen die eigentlich wacker an dem Elend der Asylanten verdienen. Wo sind die Gestze gegen Schlepper eine hochkriminelle Organisation die Milliarden verdient, die Rechtsanwälte die Unterkunftgebenden alles Personen die am Elend verdienen. Sauberes Europa pfui Teufel und unsere alten Leute und Invaliden, klein Pensionisten die bleiben alle übrig

annas
annas melden

sehr gut herr geiseder, meine hochachtung

Ivoir
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@Peter Geiseder Kennen Sie da einen Konkreten Fall? Es gibt nahezu für alle Problemfälle eine Anlaufstelle, bei der je nach Schwere geholfen werden kann. Das sich so manche zu schade sind diese in Anspruch zu nehmen, kann man nicht anderen vorwerfen. Und ein Österreich internes Versagen auf die Flüchtlinge zu adaptieren ist schon sehr schwach gedacht.

Rumor13 melden

Ich kenne genug ganz konkrete Fälle,Du Sozialromantiker !!
Aber die werden eben nicht im Inlandsreport oder Am Schauplatz vom parteinahen ORF gezeigt........

Unikat82 melden

@Ivoir: schon mal versucht mit € 810,- Nettogehalt im Monat um Mietzinsbeihilfe an zu suchen?
ich kenne leider viele menschen, die am rande der Armut driften und Probleme haben überhaupt satt zu werden.

des weiteren, die Sanitärräume sind sicher nicht in verschmutzem Zustand aufgestellt worden, wer hat die dreckig gemacht?

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