Tom Walek: "Am Berg
reden die Leut' mehr"

Der Ö3-Mikromann packt den Rucksack und geht mit Prominenten wandern

Tom Walek wechselt im August die Ö3-Show. Statt als Mikromann Passanten mit blöden Fragen in die Bredouille zu bringen, geht er mit Promis wandern. Im Oktober wird er zum zweiten Mal Vater. Tom Walek im Interview.

von Tom Walek © Bild: Tom Walek Pressefoto

News: Statt des morgendlichen Talks beim Frühstück laden Sie auf Ö3 jeden Sonntag im August einen Promi zur Bergpartie. Wie fühlen Sie sich nach der ersten Kletterstunde als männliche Claudia Stöckl?
Tom Walek: Männliche Claudia Stöckl, das klingt jetzt sehr lustig und charmant, aber ich würde mich nicht so bezeichnen, weil wir beide schon sehr unterschiedlich sind und bei der Handhabung der Gäste völlig anders agieren. Claudia interviewt ihre Gäste am Frühstückstisch. Meine Idee zu "Walek wandert" war: Gehen wir doch hinaus in die Natur, bewegen wir uns mit dem Promi, weil da stehen die Chancen gut, dass man Dinge erfährt, die mein Gast indoor vielleicht nicht erzählen würde. Das Wandern animiert die Leute, weil am Berg reden sie dann einfach mehr.

News: Wie kam es, dass Sie eine eigene Sendung machen und Stöckl nicht "normal" vertreten, wie Peter L. Eppinger oder Andi Knoll es taten?
Walek: Die Redaktion hat nach Ideen für die Zeit während Claudias Urlaubsabsenz gesucht. Da habe ich sehr vorlaut vorgeschlagen, ich könnte mir ein paar Promis schnappen und mit denen wandern gehen. Meine Idee ist sofort mit Begeisterung aufgenommen worden. Voraussetzung jedoch war, dass ich gute Leute zum Wandern und Talken aufstelle. Und die haben wir Gott sei Dank jetzt auch.

»Wenn ich wandere, denke ich gar nicht daran, den Promi reinzulegen«

News: Claudia Stöckl sagt, ihr Credo laute: "Fettnäpfchen stelle ich nicht auf." Sie treiben allerdings in Ihrem angestammten Berufsleben als Mikromann die Leute scharenweise in die Nichtwissensfalle. Wie verträgt sich dieser Gegensatz überhaupt?
Walek: Das geht eigentlich ganz gut. Wenn ich wandere, denke ich gar nicht daran, den Promi reinzulegen. In meiner Sendung geht's eher darum, Dinge unterhaltsam zu erleben und, das klingt fast ein bissel einfach, Spaß zu haben. Ich hab schon immer bei Ö3 mit Prominenten Dinge unternommen, die sonst keiner gemacht hat. Etwa mit dem Niki Lauda Parkhäuser vermessen. Ich war auch mit Peter Schröcksnadel fliegenfischen. Daher war die Idee zu "Walek wandert" gar nicht so weit weg. Ich kann das also schon sehr gut trennen, einerseits Leute reinzulegen, andererseits mit Prominenten auf den Berg zu gehen.

News: Wie hat sich Ihr erster Gast, Thomas Muster, geschlagen? Er hat jedenfalls, deutlich hörbar, lauter geschnauft als Sie.
Walek: Das große Thema war: Thomas Muster schnauft wie früher am Tennisplatz. Ich glaube, dass das einfach seine Art und Weise ist, wenn er sich bewegt. Er hat "off records" gesagt, dass er unsere Wanderung quasi als kleine Trainingseinheit angesehen hat, weil er ja 20 Kilo abgenommen hat.

Tom Walek
© Tom Walek Pressefoto

News: Setzen die Bergtouren einen gewissen Fitness-Level Ihrer Gesprächspartner voraus?
Walek: Nicht wirklich. Joggen oder Radfahren wäre schon eine andere Geschichte, aber wandern kann doch jeder. Der Fitnessgrad meines nächsten Gastes, Robert Palfrader, ist sicher ein ganz anderer als der von Thomas Muster, mit dem ich den Schöckl entlang der Lifttrasse raufgegangen bin. Ich weiß zumindest, dass Palfrader nicht Ausdauersportler des Jahres ist, aber dass er hie und da versucht, sich ein bissel zu bewegen. Das hat er mir im Vorfeld verraten. Mit ihm gehe ich im Grenzgebiet Oberösterreich - Steiermark, im Mooslandl, wandern. Das wird aber eher ein Spaziergang, wie der Robert betont hat.

News: Wer ist ein absoluter Wunschkandidat für Sie?
Walek: Ein Traum wäre natürlich der Dalai Lama. Aber das ist irrational.

News: Was sagen Sie zu Reinhold Messner?
Walek: Der wär was. Mich würde ja interessieren, was der Messner unter klassischem Wandern versteht, weil der ist ja auch keine 40 mehr und wird die Berge auch nicht mehr so raufhurteln wie früher.

News: Sie sind 43 - wäre "Walek wandert" nicht das bessere, weil erwachsenere Betätigungsfeld für Sie als der Mikromann?
Walek: Ob erwachsener, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall ist es auffälliger, weil es zwei Sendestunden sind und man so lange präsent ist. Das Feedback war jedenfalls sehr gut, die Hörer haben gesagt, es ist etwas Neues.

»Ab dem Zeitpunkt, wo's mir keinen Spaß mehr machen würde, hör ich auf«

News: Der Mikromann hat Sie populär gemacht - wie lange wollen Sie ihm die Treue halten?
Walek: Ich würde sagen, dass nicht alle Betätigungsfelder der gleichen zeitlichen Deadline unterliegen. Wäre ich Nachrichtensprecher, hätte ich vielleicht ein größeres Zeitfenster, in dem ich mich bewegen kann, als bei Comedy und Unterhaltung. Meines ist eh schon lang offen, wenn man bedenkt, dass ich den Mikromann schon 13, 14 Jahre mache. Und immer noch sehr gerne und immer noch mit sehr gutem Feedback. Ab dem Zeitpunkt, wo's mir keinen Spaß mehr machen würde, hör ich auf. Ich habe immer gesagt, bis 45 kann ich mir das locker vorstellen. Bis dahin hab ich noch ein bissel, wenn auch nicht mehr ewig. Ob ich im selben Alter wie Eberhard Forcher, der mit 60 noch immer "Solid Gold" moderiert, als Mikromann herumrenne, weiß ich nicht. Und ob dann Ö3 ein Format in der Form noch braucht.

News: Wer denkt sich die hinterhältigen Mikromann-Fragen aus?
Walek: Das überlegt sich die gesamte Ö3-Wecker-Redaktion mit mir. Da wird überlegt, was die Themen sind, zu denen wir einen guten Zugang haben, und natürlich gibt es Ereignisse, die man schon länger vorausplanen kann. Wir denken zum Beispiel jetzt schon nach, was wir zu Schulbeginn machen. Das ist zwar für die Schüler und Schülerinnen gedanklich noch weit weg, aber für uns ist das ungleich schneller da. Man kann die meisten Dinge nur zeitnah machen, wenn etwas wirklich "Talk of Town" ist.

Tom Walek
© Tom Walek Pressefoto

News: Die Antworten sind schrecklich decouvrierend, was das durchschnittliche Bildungsniveau der jungen Österreicher anbelangt. Das bestätigt anscheinend das schlechte Abschneiden beim Pisa-Test?
Walek: Ich würde das nicht so kritisch sehen. Für eine gute Mikromann-Folge muss ich bis zu 45 Kandidaten befragen, von denen bleiben dann sieben bis acht für die Champions League übrig, wie ich das nenne, wenn sie im Ö3-Wecker gesendet werden. Zehn bis 15 sagen: "Weiß ich nicht","Hab keine Ahnung","Keine Zeit", ein paar laufen vor mir weg, und der Rest checkt die Frage ungefähr. Wenn die ein Mikrofon vor der Nase haben, ist das für sie erschreckend. Und in der Sekunde, wo sie sich überlegen, hoffentlich sag ich nix Blödes, passiert das schon. Ich nehm die Leute schon in Schutz, weil sie eben in einer Ausnahmesituation sind. Andererseits interviewe ich Menschen zwischen 16 und 49 Jahren, die wahlberechtigt und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind. Dann verwundert's allerdings schon, wenn jemand nicht weiß, wie der Fluss heißt, der rund um die Donauinsel fließt.

News: Sind Sie nie beschimpft, bespuckt, bedroht worden?
Walek: Nein, wurde ich nie. Aber das hat sicherlich damit zu tun, dass ich die Leute gleich nach der Befragung in Ruhe lasse. Ich laufe niemandem nach. Ich könnte sogar Schulungen für all die Spendenbittsteller der verschiedensten Organisationen abhalten. Man muss Leute auswählen, die ein bisschen Zeit haben, etwa gerade auf die Straßenbahn oder den Bus warten oder im Einkaufszentrum verträumt in die Auslage schauen. Das sind super Kandidaten.

»Es hat mir schon immer Spaß gemacht, meine Grenzen auszuloten«

News: Themenwechsel. Woher rührt Ihr Hang zu sportlichen Extremtouren? Wie verrückt muss man sein, um mit Hermann Maier zum Südpol zu gehen, viermal den Ironman mitzumachen oder 50 Stunden ohne Schlaf auszukommen?
Walek: Verrückt würde ich das gar nicht nennen. Einerseits hatte ich schon als Kind einen Hang zu Lagerfeuerromantik. Auf der anderen Seite hat es mir schon immer Spaß gemacht, meine Grenzen auszuloten. Die Südpolexpedition war sicher das Extremste, was ich gemacht habe. Die Kälte, die Anstrengung, das Schlafdefizit. Trotzdem, wenn mich heute einer fragt, sag ich, das mach ich wieder. Die Chance, sich in der Antarktis zu bewegen und am südlichsten Punkt der Erde zu stehen, ist einfach toll. Das Rennen war allerdings ein Jolly- Kindercup im Vergleich zu dem, was die Herren Amundsen und Scott damals gemacht haben.

News: Ihre Frau ist ehemalige Triathletin. Würde auch ein unsportlicher Typ zu Ihnen passen?
Walek: Ich könnte mit einer Frau, die überhaupt keinen Sport betreibt und die sagt, sie trifft sich jeden Tag um zehn Uhr mit ihren Freundinnen auf ein Glasl Prosecco im Kaffeehaus, nie zusammen sein. Nicht dass ich das verurteile. Aber ich brauche jemanden, der sehr erdverbunden ist, Zugang zu für mich normalen Dingen hat. Veronika fischt zum Beispiel. Und wenn ich Kinder habe und ich denen diese Einstellung weitergeben will, ist es super, wenn die Mama einen Fisch aus dem Fluss ziehen kann und sagt, so schaut der Fisch aus und den behalten wir uns gleich für heute am Abend. Das ist halt ein anderes Erlebnis, als wenn ich mit meinem Kind in den Supermarkt gehe und sage, schau, der Käpt'n Iglo. Darum hab ich Gott sei Dank eine super Frau, die all diese Kriterien erfüllt.

News: Neben dem Sport bleibt aber bei Ihnen auch Zeit, für Nachwuchs zu sorgen.
Walek: Richtig und ganz wichtig. Mitte Oktober kommt unser zweites Kind. Unsere Tochter ist 14 Monate alt, und wir haben uns entschieden, relativ schnell hintereinander weiteren Nachwuchs zu kriegen. Weil zu viel Abstand zwischen den Kindern bekanntlich nicht sein soll.

News: Wie sind Sie zu Hause? Auch goschert oder ist da Schluss mit lustig?
Walek: Na ja, natürlich bin ich zu Hause insofern anders, weil ich da viel braver bin, als viele glauben, und ich natürlich im Haushalt mitarbeite. Das geht anders gar nicht, weil meine Frau im achten Monat schwanger ist. Und weil wir gerade übers Bergsteigen gesprochen haben: Ich bin der Familiensherpa, weil ich ständig Spielsachen von meiner Tochter ins Auto rein-und wieder raustrage, und das in rauen Mengen. Natürlich wissen meine Frau und ich, dass das Leben mit zwei Kindern noch anstrengender wird. Aber als Sportler nehmen wir die Herausforderung dementsprechend. Da ist gleich eine andere Dynamik dahinter und noch mehr Freude auf die Zeit zu viert.

News: Ihre Frau ist Zahnärztin. Darf Sie Ihnen die Zähne reißen, oder bemühen Sie bei Bedarf einen Kollegen von ihr?
Walek: Eine heikle Frage, weil mein Trauzeuge und bester Freund auch Zahnarzt ist. Meine Frau hat mir großzügigerweise freigestellt, wen ich künftig konsultieren will. Natürlich vertraue ich mittlerweile ihr. Zahn hat sie mir allerdings noch keinen gerissen. Das war nämlich, seit wir zusammen sind, noch nicht notwendig. Und wenn, hätte ich auch kein Problem damit.

News: Wie sehen Ihre nächsten Pläne aus, was haben Sie an sportlichen Verrücktheiten vor?
Walek: Ich glaube, Verrücktheiten, wie ich sie mit dem Hermann Maier gemacht habe, die wird's in Zukunft so schnell nicht wieder geben. Die würde ich mir dann als zweifacher Familienvater von der Verantwortung her ganz genau überlegen.

News: Hand aufs Herz: Juckt Sie denn gar keine Outdoor-Expedition?
Walek: Na ja, durch die Wüste wollte ich schon immer gehen. Aber ich werde bald zwei Kinder haben, mein Südpolkamerad Hermann Maier hat sogar schon drei. Da fehlt wohl die Zeit für Expeditionen. Mein einziges Großprojekt ist jetzt die Family.

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