Roxette-Sängerin
Marie Fredriksson ist tot

Die Roxette-Sängerin Marie Fredriksson starb im Alter von 61 Jahren.

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Marie Fredriksson ist tot. Die Roxette-Sängerin starb laut schwedischen Medienberichten im Alter von 61 Jahren. Ihr Management bestätigte die Berichte kurz darauf.

"Mit großer Trauer müssen wir mitteilen, dass einer unserer größten und beliebtesten Künstler weg ist", schrieb Managerin Marie Dimberg.

DieBand gab die traurige Nachricht auch auf ihrem offiziellen Instagram-Kanal bekannt. Die 61-Jährige sei am Morgen des 9. Dezembers ihrem 17 Jahre währendem Krebsleiden erlegen, heißt es in der verlinkten Meldung des Managements.

Fredriksson wurde am 30. Mai 1958 in Südschweden geboren, wo sie auch ihren künftigen Band-Kollegen Per Gessle kennenlernte. Nach ihrem erfolgreichen Solo-Debüt im Jahr 1984 schloss sie sich zwei Jahre darauf mit Gessle zu Roxette zusammen. Gemeinsam schafften sie mit der Debüt-Single "Neverending Love" und dem darauf folgenden Album "Pearls of Passion" den Durchbruch in Schweden, die internationale Karriere folgte erst mit der Single "The Look" aus dem zweiten Album "Look Sharp!" im Jahr 1989. Zu den weiteren bekannten Roxette-Songs zählen etwa "Listen To Your Heart", "It Must Have Been Love" oder "Joyride".

»Die Zeit vergeht so schnell«

"Die Zeit vergeht so schnell. Es ist noch nicht lange her, dass wir Tage und Nächte in meinem kleinen Apartment in Halmsted verbracht haben, wo wir Musik hörten, die wir liebten und unmögliche Träume miteinander teilten. Und welchen Traum konnten wir schließlich miteinander teilen!", heißt es in einem Statement von Per Gessle.

Blick auf Fredrikssons Leben

Roxette-Sängerin Marie Fredriksson hatte alles: Reichtum, Berühmtheit, eine liebende Familie. Doch dann, im September 2002, bricht "die Hölle los", wie die Schwedin in ihrer jetzt auf Deutsch erschienenen Biografie "Listen to my heart" schreibt. Ihr wird plötzlich schwarz vor Augen, die Ärzte finden den Grund dafür: einen Hirntumor.

Viele Jahre kämpft der Star gegen den Krebs an, findet für eine Weile sogar zurück auf die Bühne. Von ihrem Kampf erzählt die 58-Jährige in dem Buch, das gemeinsam mit der Journalistin Helena von Zweigbergk entstanden ist. Während Fans der Popband jedes Wort aufsaugen dürften, könnten sich neutralere Leser mit der überschwänglichen Lobeshymne auf die Sängerin schwertun.

Die Schwedin von Zweigbergk hat Fredriksson für das Projekt fast zwei Jahre lang immer wieder getroffen, die Kapitel sind abwechselnd aus ihrer Perspektive und der der Roxette-Sängerin geschrieben. Die Zeit hat von Zweigbergk zum Fan der "unermüdlichen Kämpferin" gemacht, sie schwärmt auf vielen Seiten von der Energie des Superstars. "Sie ist der großzügigste und mutigste Mensch, den ich kenne", zitiert die Journalistin Fredrikssons Freundin Marika Erlandsson. Andere Wegbegleiter preisen die Popikone als "großes Vorbild", "Quelle der Inspiration", "Naturgewalt" und "beste Sängerin Schwedens".

»Schon früh merkte ich (...), dass ich die Menschen berührte«

Fredriksson selbst ist nicht minder von ihren Qualitäten überzeugt. "Schon früh merkte ich (...), dass ich die Menschen berührte", schreibt sie an einer Stelle. An einer anderen: "Es fühlt sich anmaßend an zu behaupten, man habe gewusst, dass man mal ein Weltstar wird. Aber ich wusste, dass ich das Zeug dazu hatte."

Doch die Sängerin lässt auch die dunklen Kapitel ihres Lebens nicht aus. Fredriksson wächst mit vielen Geschwistern im südschwedischen Schonen auf, der Familie mangelt es an Geld. Als sie sieben Jahre alt ist, stirbt ihre Schwester Anna-Lisa bei einem Unfall, der Vater ertränkt seinen Kummer darüber im Alkohol. Er stirbt mit 67 Jahren nach einem Herzinfarkt, erlebt den Erfolg seiner Tochter nicht. Die genießt den ungewohnten Reichtum, kauft sich teure Kleidung. Doch auf Tourneen fühlt sie sich oft einsam und gestresst, trinkt zuviel.

»Ich hasste jede Sekunde dieses Daseins«

Darüber, wie ihr während der Krankheit zumute ist, berichtet Fredriksson schonungslos offen. Wie hässlich sie sich fühlt, weil ihr Gesicht durch das Cortison aufgedunsen ist. Wie verzweifelt sie ist, dass sie kaum sprechen kann. Sie habe Jahre voller Leere, Depression und Einsamkeit erlebt. "Ich büßte meine Identität ein. Wurde Krebs. Mehr war ich nicht mehr. Und ich hasste jede Sekunde dieses Daseins."

Auch ihre Familie belastet die Krankheit. Die Schwedin fühlt sich als schlechte Mutter, weint mit ihrem Mann "Micke" in der Küche, als die beiden Kinder Josefin und Oscar nicht im Raum sind: "Unsere Tränen fielen leise in die Suppenteller." Ihren Mann lernt sie 1991 in Australien lieben, es dauert gerade einmal 48 Stunden, bis er ihr einen Heiratsantrag macht. Spontan sagt die impulsive Sängerin Ja. "Er war der Richtige, das wusste ich. Auf ihn hatte ich gewartet."

Abschied vom Tourleben

Mit ihrem Bandkollegen Per Gessle habe sie dagegen nie mehr als Freundschaft verbunden, beteuert Fredriksson in der Biografie. Als sie ihn kennenlernt, hält sie ihn für ein "Muttersöhnchen". Die beiden sind sehr unterschiedlich, er pedantisch, sie wild, aber sie finden über die Musik zusammen. Dass er wieder auf Tour gehen will, als sie ihren Krebs überwunden hat, ist für sie die "beste Medizin".

© AFP PHOTO / PATRIK STOLLARZ Die Roxette Frontfrau im Jahr 2011

Aber in letzter Zeit habe sich ihr Verhältnis abgekühlt, erzählt Fredriksson, wofür sie ihm die Schuld gibt: "Per Gessle ist häufig in der digitalen Welt unterwegs, weshalb unser Kontakt immer schlechter und schlechter wird. (...) Früher hatten wir einen viel besseren Draht, wir haben mehr gelacht, waren herzlicher."

Mit ihm als Roxette auf der Bühne stehen kann die Sängerin nicht mehr, die Schmerzen in ihrem Bein, dem Fuß - Folgen ihrer Krankheit - sind zu groß. Dem Tourleben sagt die Band im April nach 30 Jahren Adé, gemeinsam Musik machen wollen Gessle und Fredriksson aber weiter. Von Zweigbergk ist bei einem ihrer letzten Auftritte dabei. Als Fredriksson am Ende davon singt, wie sie durchs Leben gerannt ist, fängt es hinter den Lidern ihrer Co-Autorin "an zu brennen".

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