Tobias Moretti: Vom Rex-Herrl zum Jedermann

Kaum ein Schauspieler ist derart präsent in deutschsprachigen Theater-, Kino- oder Fernsehproduktionen wie Tobias Moretti. Und der in den 1990er Jahren mit der TV-Serie "Kommissar Rex" einem Millionenpublikum bekannt gewordenen Star ist bis heute ein leidenschaftlicher Schauspieler.

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    Moretti in seiner wohl bekanntesten TV-Rolle: Als Kommissar Richard Moser, dem Herrl von Rex. (1996)

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    1996

    Tobias Moretti im Film "workaholic", 1996.

Die Entscheidung im Jahr 2017, die vermutlich bekannteste Rolle in der österreichischen Theaterlandschaft zu spielen, habe er sich "nicht leicht gemacht", sagte Moretti schon bei seiner viel beachteten Präsentation. "Aus meiner Mischung von Faszination, Angst und Überlebenstrieb entstand die Lust, mich mit diesen Versen auseinanderzusetzen", schreibt Moretti im Nachwort seiner kürzlich im Haymon Verlag erschienenen Bearbeitung des für die Salzburger Festspiele so zentralen Textes von Hugo von Hofmannsthal.

"Ungeheures Zugpferd"

Im August 2018 musste Moretti wegen einer Lungenentzündung an fünf Abenden vom Spielen des "Jedermanns" absehen und Philipp Hochmair den Vortritt lassen - umjubeltes Comeback inklusive. 2019 stieg der Publikumsliebling, den Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler als "ungeheures Zugpferd" pries, wieder in den Ring im Kampf um und mit Liebe, Tod und Teufel. Dieser war 2019 erstmals auch ein Stück weit ein innerfamiliärer - gab doch mit Gregor Bloeb sein Bruder den Guten Gesellen/Teufel in Michael Sturmingers Inszenierung. Die Doppelrolle bekleidete auch Moretti bereits zwischen 2002 und 2005 unter Jürgen Flimm.

Geboran als Tobias Bloeb

Am 11. Juli 1959 in Gries am Brenner (Tirol) als Tobias Bloeb geboren, studierte Moretti zunächst Musik an der Wiener Musikuni. Den Namen Moretti (der Familienname seiner Mutter) nahm er an, als er 1984 in Italien arbeitete. Nach seiner Theaterausbildung an der Otto Falckenberg Hochschule München (1981 bis 1984) wechselte er noch während seines ersten Engagements am Staatstheater Hannover zu Frank Baumbauer ans Residenztheater München und in die Münchner Kammerspiele, von wo aus er eine steile Bühnenkarriere startete. Seit einigen Jahren führt der Schauspieler auch erfolgreich Regie, unter anderem im Theater an der Wien.

Von Rex an die Burg

Unter Neo-Intendant Martin Kusej wurde der Tiroler, der sich auch als Landwirt betätigt, erst vor kurzem zum Mitglied des Burgtheaterensembles - als ältester Neuzugang. Mit Kusej verbindet Moretti eine langjährige Bühnenzusammenarbeit - so etwa auch in der Salzburger Festspiel-Inszenierung von "König Ottokar", die bis 2009 auch am Burgtheater lief. Seinen gefeierten "Faust" gab Moretti dort von 2009 bis 2012. Am Haus am Ring debütierte er bereits im Jahr 1995, gewissermaßen am Höhepunkt des Serienerfolgs als Kriminalinspektor Richard Moser im Tandem mit dem Polizeihund Rex.

Moretti und das Fernsehen

Dem Fernsehen verdankt Moretti auch seine bis heute ungebrochene breite Popularität. In Felix Mitterers "Piefke-Saga" spielte er Anfang der 1990er Jahre den im breiten Dialekt parlierenden Zillertaler Bauerbuben Joe. Ebenfalls für ein Millionenpublikum gab er den Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer ("Die Freiheit des Adlers", 2002) unter der Regie von Xaver Schwarzenberger. Zu seinen jüngeren Kinofilmen zählen unter anderen "Jud Süß - Film ohne Gewissen", "Das finstere Tal", "Hirngespinster", "Der Vampir auf der Couch", "Das ewige Leben" oder Stefan Ruzowitzkys "Die Hölle - Inferno". Moretti war auch in Wolfgang Murnbergers "Achterbahn" in der ORF-Landkrimi-Reihe im TV-Einsatz.

Vielfach ausgezeichnet

Für sein Wirken wurde Moretti bereits vielfach ausgezeichnet: So erhielt er unter anderem den Bayerischen Filmpreis (1995 und 2014), die Silver Tulip (1997), den Bayerischen Fernsehpreis (1999) sowie den Grimme-Preis (2000, 2002). Den Fernsehpreis "Romy" hat Moretti in vielfacher Ausführung mit nach Hause genommen (zuletzt 2017). Für "König Ottokar" wurde er 2006 mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste geehrt. 2014 erhielt er den Deutschen Filmpreis und im Frühjahr 2015 den Großen Schauspielpreis der Diagonale. 2015 bekam er den "Bambi" als bester Schauspieler für "Das Zeugenhaus".

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