Heim-EM ohne Werner Schlager

"Ich bin nicht wirklich zum Trainieren gekommen" - aber kein Rücktritt

von Werner Schlager © Bild: GEPA/Kelemen

Doch aktuell fühlt sich der Familienvater außerstande, gegen die Asse des europäischen Kontinents konkurrenzfähig zu sein. "Ich bin nicht wirklich zum Trainieren gekommen", erklärte Schlager der APA - Austria Presse Agentur. "Im Leistungssport geht das nicht mehr. Es wird natürlich immer schwieriger, auf dem erwarteten Niveau zu spielen." Nur bei guter Verfassung hätte Schlager eine Nennung verantworten können.

Damit geht eine stolze Serie zu Ende, denn zuletzt war Schlager 1988 (!) in Paris nicht bei Europameisterschaften dabei. Es folgten ab 1990 in Göteborg 15 EM-Teilnahmen in Folge, ab 1998 in Eindhoven holte der ehemalige Weltranglisten-Erste bis 2011 in Danzig zehn Mal in Folge immer zumindest eine EM-Medaille. Schlager war an 18 von bisher 30 bzw. 60 Prozent von ÖTTV-Spielern gewonnenen EM-Medaillen beteiligt (Einzel, Doppel., Mixed, Team).

Zuletzt ist zwar vereinzelt versucht worden, den Niederösterreicher umzustimmen, doch sein Entschluss war seit Wochen festgestanden. "Zuletzt habe ich im Mai bei der WM gespielt", gestand Schlager ein. Nach seinem Out in Runde zwei gegen den Deutschen Patrick Baum an der Stätte seines Triumphes zehn Jahre davor habe er nach Auskunft von Teamkollegen auch noch nach seiner Rückkehr aus Paris kurz trainiert, dann aber nicht mehr.

"Ich bin ziemlich im Stress"

Seine Funktion als Sportlicher Leiter der WSA sowie seine aus Lebensgefährtin Bettina, dem viereinhalbjährigem Nick und der 14 Monate alten Nea bestehenden Familie hat ihn in Folge jedoch zeitlich voll gefordert. "Ich bin ziemlich im Stress", meinte Schlager auch am Freitag exakt zwei Wochen vor dem EM-Auftakt. "Derzeit ist die Energie nicht da, mich dem Sport zu widmen. Und ich bin auch kein Zauberer und keine Maschine."

Daher hat der Gewinner im Einzel einer EM-Silber- (2009) und von drei EM-Bronze-Medaillen (2002, 2008, 2010) seinen EM-Platz geräumt. Wenn er ihn in Anspruch hätte nehmen wollen, hätte er ihn aufgrund seines Status in Tischtennis-Österreich auch bekommen. "Aber da muss man dementsprechend fair sein und eine gewisse Ehrlichkeit haben." Satt Schlager rückt der 19-jährige Simon Pfeffer ins ÖTTV-Aufgebot nach.

Der Rest der österreichischen Truppe setzt sich bei den Herren aus den auch für den Mannschaftsbewerb nominierten A-Kader-Leuten Robert Gardos, Chen Weixing, Daniel Habesohn, Stefan Fegerl und Feng Xiaoquan sowie aus den B-Kader-Spielern Dominique Habesohn, Martin Heimberger, Dominique Plattner und Martin Storf zusammen. Pfeffer wie der für das Doppel nominierte Stefan Leitgeb sind C-Kader-Spieler.

Eingebürgertes Damen-Doppel

Bei den ÖTTV-Damen sind nur vier Aktive genannt, da Li Qiangbing im Sommer Mutter geworden ist. In Einzel und Mannschaft kommen Ex-Europameisterin Liu Jia, Amelie Solja und Sofia Polcanova sowie Karoline Mischek zum Einsatz. Im Doppel tritt nur das Duo Polcanova/Solja an. Um die uneingeschränkte Spielberechtigung der beiden eingebürgerten Spielerinnen beim Heim-Event hatte der ÖTTV lange und letztlich erfolgreich gekämpft.

Dass auch Schlager noch einmal bei einem Großevent zu sehen sein wird, scheint möglich. Der fünffache Olympia-Teilnehmer zählt sich sportlich nicht zum alten Eisen. Schlager: "Ich denke, dass ich noch ganz vorne mitspielen kann. Ich habe erst wieder eine Einladung für ein Einladungsturnier im Frühjahr angenommen, möchte wieder spielen." Vor der Paris-WM hatte Schlager zuletzt im Oktober bei der EM in Dänemark gespielt.


Der österreichische Kader für die Tischtennis-EM:
4. bis 13. Oktober im Schwechater Komplex Multiversum/Werner Schlager Academy (WSA):

HERREN:
Mannschaft (5): Robert Gardos, Chen Weixing, Daniel Habesohn, Stefan Fegerl, Feng Xiaoquan
Einzel (10): Gardos, Chen, Da. Habesohn, Fegerl, Feng, Dominik Habesohn, Martin Storf, Martin Heimberger, Dominique Plattner, Simon Pfeffer. Ersatz: Stefan Leitgeb.
Doppel (5): Gardos/Da. Habesohn (TV), Do. Habesohn/Heimberger, Pfeffer/Leitgeb, Plattner/Storf, Fegerl/Feng

DAMEN:
Mannschaft und Einzel (je 4): Liu Jia, Amelie Solja, Sofia Polcanova, Karoline Mischek
Doppel (1): Polcanova/Solja

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