Tiroler Wirtschaftskammer-Chef Bodenseer vor Rückzug

Erneuerung an der Kammerspitze nun auch in Tirol: Kammerchef gibt Druck des Wirtschaftsbund nach.

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Tiroler Wirtschaftskammer - Tiroler Wirtschaftskammer-Chef Bodenseer vor Rückzug

Der Chef der Tiroler Wirtschaftskammer, Jürgen Bodenseer, tritt nun doch früher ab, als er dies ursprünglich vorhatte: Noch vergangenen Woche hatte er gegenüber News bekräftigt, im Juni 2019 sein Amt so übergeben zu wollen, dass sich sein Nachfolger für die Kammerwahl 2020 einarbeiten könne. Jetzt will er sein Amt bereits am 14. November 2018 zurücklegen.

Dies ist das Ergebnis einer Krisensitzung von Spitzenvertretern des Tiroler ÖVP-Wirtschaftsbunds (WB) und der ebenfalls von der ÖVP dominierten Wirtschaftskammer (WK) Anfang dieser Woche. Ab Jänner 2018 wird sich eine Arbeitsgruppe des Wirtschaftsbunds mit der Suche nach einem möglichen geeigneten Nachfolger bzw. einer Nachfolgerin beginnen. Der oder die soll dann im Oktober 2018 gewählt werden.

Schadenersatzklage

Der Entscheidung vorangegangen war massiver Druck seitens des Wirtschaftsbunds auf Bodenseer, der in einer Auseinandersetzung rund um die fristlose Entlassung des früheren WB-Direktors Helmut Kern gipfelte. WB-Chef Franz Hörl, der Bodenseer in dieser Funktion vor eineinhalb Jahren nach einer Kampfabstimmung ablöste, drohte diesem eine 400.000-Euro-Schadenersatzklage an, wie News in der Ausgabe 46 berichtete. Diese Summe muss der WB Kern im Zuge eines Vergleichs zahlen, weil die fristlose Entlassung wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei Sonderzahlungen nicht gerechtfertigt war. Hörl gab allerdings an, die Fristlose lediglich auf Grund von „falscher Informationen von Bodenseer“ ausgesprochen zu haben. Kern hatte seinerseits Emails von Bodenseer vorgelegt, wonach dieser von den Zahlungen gewusst und sie sogar mehrfach genehmigt hatte.

Bodenseer, der schon in den vergangen Jahren zunehmend umstritten und mit Rücktrittsforderungen konfrontiert war, sagt, dass er nun einen Schlussstrick unter die „vom Wirtschaftsbund mit Forderungen, Klagedrohungen usw. inszenierte Sache“ ziehen wollte: „Mir fällt kein Stein aus der Krone, wenn ich statt 2019 schon früher übergebe und dadurch Ruhe in die Wirtschaftkammer bringe, weil die Menschen draußen nicht zwischen Wirtschaftbund und Kammer unterscheiden.“

Generationswechsel

Hörl wiederum sagt, dieser Schritt sei „wichtig für die weitere Interessensvertretung der Unternehmerinnen und Unternehmer – auch mit Blick dafür, dass ein Generationenwechsel stattfindet und die bestmögliche Person für das Amt gefunden wird.“ Immerhin gebe es auch an der ÖVP-Spitze und in der Wirtschaftskammer Österreich einen Erneuerungsprozess.
Als weiteres Ergenis des Kompromisses dürfte somit wohl auch die 400.000-Euro-Klage gegen Bodenseer vom Tisch sein. Für den WB ist das sogar noch ein Geschäft: Immerhin hatte der geschasste Ex-WB-Direktor Kern ursprünglich Ansprüche in Höhe von 800.000 Euro geltend gemacht.

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