So retten Sie Ihr Geld

Seit Jahren leiden Sparer unter den niedrigen Zinsen. Wie holt man trotzdem das Beste aus seinen Ersparnissen heraus? Mit diesen Tipps behalten Sie den Überblick

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Tipps - So retten Sie Ihr Geld

Sicher ist sicher: In kaum einem anderen Land ist die Scheu vor riskanteren Geldanlagen so groß wie in Österreich. Das hat eine groß angelegte Konsumentenumfrage der Bank ING-Diba in 13 europäischen Ländern sowie in Australien und in den USA ergeben. Nach wie vor fühlen sich die Österreicher beim klassischen Sparkonto und bei Immobilien am wohlsten. Das Problem dabei: Ersteres bringt angesichts der jahrelangen Zinsflaute so gut wie nichts ein. Zweiteres kann sich bei Weitem nicht jeder leisten. Doch es gibt Auswege. Mit einigen Tipps retten Sie Ihr Geld aus der Nullzinsfalle.

Welche gängigen Anlageformen gibt es? "Prinzipiell kann man die Anlagemöglichkeiten in Sparanlagen und Wertpapiere unterteilen", sagt Christian Nemeth, Vorstandsmitglied und Chief Investment Officer bei der Zürcher Kantonalbank Österreich. Bei den Sparanlagen gibt es unterschiedliche Fristigkeiten und Bindungsdauern, bei den Wertpapieren kann man grob die beiden Anlageklassen Anleihen und Aktien unterscheiden. "Vereinfacht gesprochen bin ich beim Kauf einer Anleihe Kreditgeber eines Staates oder eines Unternehmens und bekomme dafür Zinsen", sagt Nemeth. Beim Erwerb einer Aktie beteiligt man sich an einem Unternehmen. Verdienen kann man entweder an der Dividende, also der Gewinnausschüttung, oder bei einem Verkauf, wenn der Kurs in der Zwischenzeit gestiegen ist.

Eine Frage des Risikos

Beide Anlageklassen können direkt über einzelne Wertpapiere gehalten werden oder indirekt, indem man einen Investmentfonds erwirbt, der wiederum in einzelne Aktien oder Anleihen investiert. "Aus Risikosicht gelten Aktien aufgrund ihrer größeren Schwankungsbreite als riskanter als Anleihen", sagt Nemeth, "sie haben aber auch ein höheres Ertragspotenzial." Ähnlich sieht das Luc Truyens, CEO der ING-Diba Austria: "Ein rascher und rentabler Vermögensaufbau ohne jeglichem Risiko ist nicht möglich." Wie viel Risiko man tatsächlich eingehen will, sollte man sich vorher allerdings gut überlegen.

Aufgrund des aktuellen niedrigen Zinsumfelds ist die Rendite in den sichereren Anlageformen schwindend gering. "Wenn man sein Renditepotenzial verbessern möchte, muss man renditestärkere, aber damit auch riskantere Anlageklassen beimischen", sagt Nemeth. "Als Anleger ist dabei aber immer darauf zu achten, dass das Gesamtrisiko der Veranlagung mit der Risikobereitschaft und der Risikotragfähigkeit übereinstimmt." Das heißt im Klartext: Geld, das man in absehbarer Zukunft fix braucht, sollte man nicht in ein Anlageprodukt stecken, bei dem man es verlieren kann oder das nur über lange Zeiträume hinweg rentabel ist.

Auch im Anlagebereich gilt es, den Hausverstand einzuschalten. Kann man das jeweilige finanzielle Risiko nicht tragen, sollte man die Finger davon lassen. Denn nur auf die Chancen einer Anlageform zu schauen, ist zu wenig. Kleinanleger sollten sich außerdem mehrere Angebote einholen und diese in puncto Kosten, Ertrag, Ausstiegs-und Kündigungsmöglichkeiten sowie Risiken prüfen. Auf keinen Fall sollte man vorschnell Verträge abschließen, erklärt Christian Prantner, Finanzexperte der Arbeiterkammer Wien (AK).

Bevor man sich für eine Anlageform entscheidet und etwas unterschreibt, sollte man sich nie scheuen, viele Fragen zu stellen. Und hier gilt es, in der Vorbereitung einiges zu beachten. Am wichtigsten ist es, immer die Gesamtstruktur einer Veranlagung im Auge zu haben. "Bei einem Haus brauche ich vor dem Baubeginn auch einen genauen Plan, bei der Anlage spricht man entsprechend von Vermögensarchitektur", erklärt Nemeth. Die Auswahl der einzelnen Anlageformen erfolgt dann erst im zweiten Schritt. Wenn ein Anleger nicht über die notwendigen Kenntnisse von dieser Planung verfügt, empfiehlt es sich, hier einen Berater beizuziehen.

Sparen und mehr

Wer sich nach wie vor nicht über das klassische Sparen hinaustraut, kann trotzdem etwas tun, um am Ende des Tages besser auszusteigen: Onlinesparen, also die Onlineverwaltung des Sparguthabens, bringt tendenziell mehr als das gute alte Sparbuch, erklärt Prantner. Abhängig vom Geschäftsmodell der Bank und von der Bindungsdauer werden unterschiedliche Zinssätze angeboten. "Die Bäume wachsen hier aber nirgendwo in den Himmel", sagt Nemeth. Bei auffällig hohen Verzinsungsangeboten sollte man auf die Bonität des Anbieters achten. Für Großsparer empfiehlt es sich, immer unter der maximalen Summe von 100.000 Euro pro Bank zu bleiben. Dann sind sie nämlich durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt.

Neben dem Sparbuch ist der klassische Bausparer besonders für Jüngere nach wie vor gut geeignet. Die Rendite wächst derzeit zwar auch nicht in den Himmel. Etwas mehr als ein reines Sparkonto wirft der Bausparvertrag aber üblicherweise trotzdem ab. Außerdem eignet sich das Bausparen für jene Bankkunden, bei denen Sicherheit an erster Stelle steht. Wichtig für die Entscheidung ist allerdings die sechsjährige Bindung. Denn einen Bausparvertrag vorzeitig aufzulösen, wird teuer, erklärt AK-Experte Prantner.

Will man mehr Rendite, kann man überlegen, in Anleihen zu investieren. Hier unterscheidet man zwischen fix und variabel verzinsten Papieren. Das Risiko hängt davon ab, wer die Anleihe begeben hat. Ist das ein solider Staat wie Deutschland, gilt das Investment als sicher. Der Ertrag ist freilich geringer. Stammt die Anleihe von einem Unternehmen mit nicht allzu hoher Bonität, ist die Gewinnerwartung höher. Allerdings ist dann das Risiko größer, einen Verlust einzufahren. Geht das Unternehmen pleite, sieht man bestenfalls einen Teil seines Geldes wieder.

Vorgaben schriftlich fixieren

Beim Beratungsgespräch sollten die Vorstellungen und Wünsche des Kunden schriftlich fixiert werden, rät Prantner. Wichtig sei, den Mechanismus bei Anleihen zu kennen: Steigen die Zinsen, fallen die Kurse. Damit sinkt der Weiterverkaufswert, was einen Ausstieg erschwert. Allzu stark beworbene Anleihen mit höherer Verzinsung seien mit Vorsicht zu genießen, sagt Prantner.

Bessere Ertragschancen als Anleihen - allerdings unter höherem Risiko -bieten Aktien. Hier sollte man sich von vornherein darauf einstellen, dass die Entwicklung nicht geradlinig verläuft. Man müsse einen längeren Anlagehorizont berücksichtigen, sagt Nemeth, und als Anleger auch mal ein schlechtes Jahr aushalten, um langfristig Früchte ernten zu können.

"Wer nicht viel Spielgeld hat, sollte nicht in Aktien investieren", meint Prantner: "In der Veranlagungspyramide stehen Aktien in puncto Risiko weit oben." Sein gesamtes Vermögen sollte man daher nicht in Aktien stecken. Um das Risiko von Aktieninvestments zu reduzieren, empfiehlt es sich auch, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das Portfolio sehr breit aufzustellen. "Wenn ich unterschiedliche Regionen und Branchen in meinem Portfolio habe, bin ich nicht so stark von einzelnen Entwicklungen abhängig", sagt Nemeth. Für jene, die Angst beim Einstieg haben, empfiehlt es sich, gestaffelt über einen längeren Zeitraum zu investieren.

Eine Alternative bieten Investmentfonds. Hier ist das Angebot jedoch sehr groß. "Fonds ist nicht gleich Fonds", sagt Prantner. Es gebe schwankungsarme Geldmarktfonds und am anderen Spektrum der Palette hochriskante Aktienfonds. Investments in Einzelaktien sollten Privatanleger jedenfalls den Profis überlassen oder als Hobby mit nur einem kleinen, begrenzten Betrag betreiben, sagt Nemeth.

Etwas für Geduldige

Als alternative Sparform gelten auch bestimmte Varianten der Lebensversicherung. "Für sehr langfristige Investments kann eine fondsgebundene Lebensversicherung interessant sein", sagt Nemeth. "Zu Beginn ist zwar vom eingesetzten Kapital die Versicherungssteuer zu bezahlen, dafür fällt im weiteren Verlauf aber keine Kapitalertragssteuer mehr an", erklärt Nemeth. Aber Achtung: Hier muss man eine Mindestbindungsfrist von 15 Jahren beachten. Wer vorher aussteigen will, zahlt meist drauf. Die Arbeiterkammer Oberösterreich warnt allerdings davor, das Risiko einer fondsgebundenen Lebensversicherung zu unterschätzen. "Ohne zusätzlich vereinbarte Garantien besteht die Gefahr des Totalverlustes." Derartige Produkte würden sich nur für risikobereite Anleger eignen, die sich Verluste leisten können.

Ebenfalls als langfristige Geldanlage gelten Immobilien. Beim Kauf einer Wohnung als reiner Anlageform muss sich der Anleger allerdings die Frage stellen, ob er die Suche nach einem Mieter, das Aufsetzen der notwendigen Verträge, die Versteuerung der Mieterträge und vieles mehr alleine bewerkstelligen kann. Üblich ist es daher, dass die Bank das übernimmt. Das Servicieren solcher sogenannter Vorsorgewohnungen kostet freilich Geld. Man sollte also auf die Kosten achten und diese gut vergleichen. Außerdem unterliegen auch Immobilienmärkte Zyklen, bei denen es nicht immer sicher ist, dass die Preise beziehungsweise der Wert der Immobilie steigen wird.

Generell sollte bei fremdfinanzierten Immobilieninvestments auf Zins-und Kostenunterschiede geachtet werden. Prantner verweist auf eine Untersuchung der Arbeiterkammer zu Hypothekarkrediten aus dem Vorjahr: Diese findet man unter www.arbeiterkammer.at.

Betrüger erkennen

In manchen Bereichen der Geldanlage besteht nicht nur das Risiko eines wirtschaftlichen Verlusts. Mitunter tummeln sich auch Betrüger auf dem Finanzmarkt, die versuchen, gutgläubigen Anlegern ihr Geld abzuknöpfen. Die Zahl dubioser Anbieter ist in Österreich nicht zu unterschätzen. 2016 hat die Finanzmarktaufsicht (FMA) zur Bekämpfung des unerlaubten Geschäftsbetriebes insgesamt 162 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Wer von einem ihm unbekannten Anbieter kontaktiert wird, sollte sofort einen Blick auf die Internetseite der FMA, www.fma.gv.at, werfen. Dort werden Warnmeldungen veröffentlicht. Gegebenenfalls sollte man von jeder Geschäftsbeziehung Abstand nehmen und unverzüglich die FMA informieren. Ein klassisches Warnsignal sind ungewöhnlich hohe Renditeversprechen. Die FMA kennt Fälle, bei denen zwei-oder dreistellige Renditen versprochen wurden. "Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist meistens auch nicht wahr", erklären die Vorstände Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Wer trotz Zinsflaute bei klassischen Sparprodukten bleiben möchte, könnte bei Online-Angeboten bzw. bei geförderten Produkten wie dem Bausparen gut aufgehoben sein. Wer ein etwas höheres Risiko eingehen möchte, sollte sich über Anleihen und Aktien informieren. Wichtig ist: nicht alles auf eine Karte setzen. Fondsvarianten können gerade Privatanlegern bei der Diversifizierung helfen. Immer gilt: nichts überstürzen, viele Fragen stellen und Angebote vergleichen.