Unersetzliche Ernährer

von Tiere - Unersetzliche Ernährer © Bild: News/Ian Ehm

Mit dünnen Stäben ausgestattet, klettern im Frühjahr Landarbeiter auf Bäume und betasten mit der Gerätschaft vorsichtig die Blüten. Keine Sektierer oder Baumanbeter sind da am Werk. Es sind Blütenbestäuber in der chinesischen Bergregion Sichuan. Seit fast 30 Jahren erledigen dort Menschen, was andernorts die Aufgabe von Bienen ist. Wegen des Einsatzes von Pestiziden in den Obstplantagen halten die örtlichen Imker ihre Honigbienen von den Blüten fern. Das Insektenschutzmittel würde die Völker ausrotten, so wie es mit den Wildbienen in der Region bereits geschehen ist.

Was in China Praxis ist, könnte bald in Österreich Realität werden, wenn der Einsatz von Pflanzengift in der Landwirtschaft nicht verboten wird. Naturschützer sind zu Recht in Aufruhr: Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger will den Einsatz von gifthaltigen Pflanzenschutzmitteln per "Notfallzulassung" erlauben. Das aber würde gegen die EU-Pestizidverordnung verstoßen, wie die Umweltschutzorganisation Global 2000 wissen lässt. Saatgutbeizmittel mit den Wirkstoffen Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam sind für die meisten Insektenarten tödlich. Unersetzliche Bestäuber wie Wildbienen, Hummeln oder Schmetterlinge werden damit vernichtet. Wird dem Einsatz von Giften, egal, ob in der Landwirtschaft, in öffentlichen Parks oder im eigenen Garten, kein Einhalt geboten, könnte das Aussterben von einer Million Arten aus dem Tier-und Pflanzenreich rascher Realität werden, als es eine Studie des Biodversitätsrats der Vereinten Nationen für die nächsten Jahrzehnte voraussagt. Was dann?

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