Diese Tiere können
nicht ohne einander

Vom Faultier bis zum Frechdachs: Skurrile Lebensgemeinschaften aus der Tierwelt

Gleich und gleich gesellt sich gern. Doch manchmal sind es gerade die Unterschiede, die zwei Partner zum perfekten Team machen. Das gilt übrigens auch für die Tierwelt, in der man auf die verblüffendsten Lebensgemeinschaften stößt. Wir verraten Ihnen, warum der Frechdachs gerade einen Vogel als engen Verbündeten hat, ohne wen das Faultier bald sein letztes bisschen Attraktivität verlieren würde und warum eine Qualle nicht ohne ihren persönlichen Steuermann auskommt.

von Faultier © Bild: iStockphoto.com

1. Der Honigdachs und der Honiganzeiger

Es gibt kaum ein Tier, mit dem es der Honigdachs nicht aufnehmen würde. Sogar Löwen soll besagter Bewohner der afrikanischen Steppe einschüchtern können. Kein Wunder, dass der flinke Vierbeiner den Beinamen Frechdachs trägt. Was aber noch lange nichts über seine Kooperationsbereitschaft mit anderen Steppenbewohnern aussagt. Und schon gar nicht, wenn er selbst einen gehörigen Nutzen aus der Zusammenarbeit zieht.

Zwei Honigdachse kämpfen gegen Hyenen
© Corbis Nicht umsonst wird der mutige Honigdachs auch Frechdachs genannt

So folgt der Honigdachs dem Ruf des Honiganzeigers. Hier handelt es sich um einen Vogel, der Bienennester aus weiter Ferne erkennen, sich dummerweise aber keinen Zugang zu deren Inhalt verschaffen kann. Am Zielort angelangt beginnt der Dachs also, das Nest freizulegen. Er gräbt und gräbt, um zum süßen Honig zu gelangen. Dabei fällt natürlich auch die eine oder andere Bienenlarve ab, über die sich wiederum der Vogel freut. Schließlich ziehen beide mit gefüllten Mägen von dannen.

2. Boxerkrabbe mit Anemonenhandschuhen

Woher die Boxerkrabbe ihren Namen hat, liegt wohl auf der Hand: An ihren Scheren trägt sie kleine Seeanemonen, die sie wie einen winzigen Boxer aussehen lassen. Und wie Sie wahrscheinlich schon vermutet haben, dienen die Handschuhe nicht als modisches Accessoire. Vielmehr sichern sie der Krabbe laut "www.aquariaworld.co.uk" ihr Überleben. So werden Feinde mithilfe der Nesseln der Anemonen in die Flucht geschlagen.

Zwei Boxerkrabben auf dem Meeresgrund
© Corbis Die Anemonen lassen die Krabben wie kleine Boxer aussehen

Die Anemone wiederum wird für ihre Unterstützung im Kampf um Leben und Tod mit Essensspenden belohnt. Wobei "belohnt" vielleicht nicht das richtige Wort ist. Ganz freiwillig gibt die Krabbe ihr Futter nämlich nicht ab. Allerdings können Sie sich vielleicht vorstellen, dass die Nahrungsaufnahme mit Handschuhen wie diesen nicht immer so einfach ist. Patzen steht daher auf der Tagesordnung der Krabbe. Und nicht selten bleibt auch das eine oder andere Stückchen an den Tentakeln der Anemone hängen, die sich über die willkommene Mahlzeit freut.

3. Der Pistolenkrebs und die Wächtergrundel

Der Pistolenkrebs sieht nicht besonders gut, ist dafür aber ein begnadeter Höhlenbauer. Die Wächtergrundel – hier handelt es sich um einen Fisch – ist mit guten Augen ausgestattet, zählte bei der Vergabe der bautechnischen Fertigkeiten aber offensichtlich zu den Letzten in der Warteschlange. Daher zieht sie kurzerhand beim Pistolenkrebs ein. Praktisch für den ansonsten wehrlosen Fisch. Doch was hat der Krebs von dieser Lebensgemeinschaft außer einen Gefährten, den er nicht sieht?

Pistolenkrebs
© Corbis Mit seinen Scheren kann der Pistolenkrebs einen lauten Knall erzeugen

Wir wollen es Ihnen verraten: Mit seinen langen Fühlern steht der Krebs laut einem Bericht auf "wwf.at" in ständiger Verbindung zu seinem Mitbewohner, der, sobald sich ein Feind nähert, seine Flossen bewegt. Der Krebs nimmt die Bewegung als Warnung wahr und zieht sich sofort in seine Höhle zurück. Bleibt nur noch die Frage, woher der Pistolenkrebs seinen Namen hat. Ganz einfach: Wenn er seine Scheren blitzschnell zusammenklappt, bildet sich eine Gasblase, die, wenn sie gleich darauf wieder zerplatzt, nicht nur einen lauten Knall erzeugt, sondern auch Angreifer tödlich verletzen kann.

4. Das Faultier und der Faultierzünsler

Das Faultier nimmt es mit der Fellpflege nicht besonders genau. So wachsen früher oder später auf dem meist feuchten Fell des trägen Baumbewohners Algen und Moose. Darüber wiederum freuen sich die Faultierzünsler. Dabei handelt es sich um eine spezielle Mottenart, die im Fell des Faultiers lebt und sich an dem hier gedeihenden Grünzeug ebenso wie an Hautschuppen labt. Wie praktisch für das Faultier! Und natürlich auch für die Motten.

Faultierbaby und Faultiermutter
© Corbis Das Faultier hält nicht besonders viel von aktiver Fellpflege

Dabei ist die Fellpflege ein Leben lang gesichert. Denn wenn das Faultier etwa einmal pro Woche den Boden aufsucht, um hier sein Geschäft zu verrichten, nutzen die Motten die Gelegenheit, um auf der Hinterlassenschaft des Baumbewohners ihre Eier abzulegen. Die Larven wiederum ernähren sich von den Ausscheidungen, bis sie, frisch geschlüpft, beim nächsten Besuch des Faultiers ihr Quartier wechseln und die neue Generation der moosfressenden Fellpfleger stellen.

5. Die Bullhornakazie und ihre Ameisen

Zugegeben, die Akazie zählt definitiv nicht zum Reich der Tiere. Dennoch: Diese Lebensgemeinschaft hat so etwas Hinterhältiges, dass wir sie Ihnen nicht vorenthalten wollen. Der Baum bietet den Ameisen Wohnraum und nährt sie mit seinem süßen Nektar. Die Ameisen wiederum schlagen Insekten wie Grashüpfer oder Zikaden, die sich gerne an den Blättern der Akazie laben würden, in die Flucht, indem sie sie beißen und anschließend vom Baum schubsen. Gemein, oder?! Doch den richtig fiesen Part übernimmt hier der Baum.

Sehen wir uns die Sache daher genauer an: Besagte Baumbewohner leiden laut "spiegel.de" an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Sie sind nicht in der Lage, Zucker abzubauen. Praktischerweise ist der Nektar der Akazie zuckerfrei und damit die einzige Nahrung, die die Ameisen vertragen. Ihre Unverträglichkeit kommt aber nicht von irgendwoher. Vielmehr ist der Baum, genauer gesagt der Nektar, der wahre Übeltäter. Einmal gefressen, sind die Tiere nicht mehr in der Lage, andere Nahrung zu sich zu nehmen, und damit ein Leben lang von ihrem Wirten anhängig, den sie, um ihr eigenes Überleben zu sichern, fortan auf Gedeih und Verderb verteidigen.

6. Ameisen und ihre "Milchkühe"

Doch nicht immer sind die Ameisen die Opfer. Ein genauerer Blick lässt sogar Parallelen zum menschlichen Dasein erkennen: So sind Ameisen dafür bekannt, Blattläuse wie Milchkühe zu halten. Morgens bringen sie die Läuse zum Fressen nach draußen, abends holen sie sie wieder in ihren Bau. Und zwischendurch tätscheln sie den Hinterleib ihrer Nutztiere, damit sie auch ja genügend Milch geben. Mit Milch meinen wir einen süßlichen Saft, der für die Ameisen der reinste Leckerbissen ist.

Ameise und Blattläuse auf einem Stiel einer Pflanze
© Corbis Eine Ameise mit einer Herde Blattläuse

Als Gegenleistung bewachen die Ameisen ihre Milchkühe und halten potenzielle Angreifer auf Distanz. Marienkäfer etwa, die zu den natürlichen Fressfeinden der Blattlaus zählen, werden mit einer Ladung Ameisensäure in die Flucht geschlagen. Und ob Sie's glauben oder nicht: Auch Entführungen durch andere Ameisenstämme würden auf der Tagesordnung der Blattläuse stehen, würden diese nicht von ihren Ameisen tunlichst bewacht.

7. Der Kurzschwanzkrebs und die Furchenqualle

Zum Abschluss noch eine Lebensgemeinschaft aus dem Meer: Die Furchenqualle wird bis zu einem Meter groß. Ihre Tentakel sind, wie bei Quallen so üblich, mit Nesseln besetzt. Was dem Meeresbewohner aber fehlt, sind Augen. Eine ziemlich ungünstige Voraussetzung, wenn es darum geht, Feinde auszumachen, um in der Folge vor ihnen zu flüchten.

Halb so wild! Denn genau hierfür hat die Furchenqualle ihren Partner, den Kurzschwanzkrebs. Dieser wohnt quasi auf der Qualle und bestimmt ihren Kurs, indem er sich auf ihr in die gewünschte Richtung bewegt. Nähert sich also ein Feind, leitet der Krebs die notwendige Kursänderung ein. Als Gegenleistung findet er unter dem Schirm der Qualle Schutz. Außerdem ernährt er sich von den Parasiten und Algen, die sich auf seinem Träger festgesetzt haben. So wird die Qualle nicht nur vor Angriffen bewahrt, sondern auch schön sauber gehalten.

Kommentare