Tiere leiden unter trockenem Frühling: Für viele Arten wird Dürre zum Existenzproblem

Nur der Borkenkäfer freut sich auf seine fette Beute Gelsen könnten in nächsten Wochen weniger stechen

Die anhaltende ungewöhnliche Trockenheit in diesem Frühjahr schädigt viele Tierarten, manche - darunter etwa Pflanzenparasiten - können aber auch profitieren. Am stärksten betroffen sind Gruppen, die im Zuge ihrer Entwicklung auf Wasser angewiesen sind. Aber auch der gefürchtete Borkenkäfer könnte heuer wieder verstärkt zuschlagen.

In Jahren mit durchschnittlichen Niederschläge ist der Frühling die Zeit, in der kleine Tümpel am ehesten mit Wasser gefüllt sind. Tümpel sind bei vielen Insekten und Amphibien mit wasserlebenden Larven besonders beliebt, vor allem weil sich in solchen Gewässern keine Fische befinden, die sich über den Nachwuchs hermachen. Gespeist werden solche Kleingewässer in erster Linie vom Wasser der Schneeschmelze und von den Frühjahrsregenfällen - beides ist jedenfalls im Flachland heuer weitgehend ausgeblieben.

Gelsen könnten heuer weniger stechen
Was Frösch, Kröte und Libelle an der Fortpflanzung hindert, wird Gartenparty- und Grillfans freuen. Denn mangels Tümpel und sonstiger Wasseransammlungen wird sich wenigstens in den kommenden Wochen die Gelsen-Plage in Grenzen halten. Auch die Mini-Vampire brauchen für die Brut idealerweise kleine Tümpel, Pfützen oder wenigstens eine mit Wasser gefüllte Reifenspur. Bei entsprechend hohen Temperaturen kann sich der Stechmücken-Nachwuchs dank der energiereichen Blutmahlzeit der Mutter innerhalb von Tagen zum geflügelten Insekt entwickeln, aber ohne Wasser geht nichts.

Noch nicht gefährdet ist laut der Vogelschutzorganisation BirdLife der Storchennachwuchs. Die Tiere haben bereits mit dem Brutgeschäft begonnen, aber mit den ersten geschlüpften Jungen ist erst Anfang Mai zu rechnen. Bleibt es bis dahin so trocken wie im vergangenen Monat, wird die beliebte Amphibien-Kost der Vögel knapp. Störche sind dabei allerdings flexibel und weichen zunehmend auf Kleinsäuger wie Mäuse aus, um den unersättlichen Hunger der Nachkommenschaft zu stillen. Schlimmer auf den Bruterfolg als Trockenheit wirken sich laut den Experten von BirdLife Kälte und Dauerregen während der Aufzucht der Jungen aus. Die kleinen Störchen können dann effektiv erfrieren.

Borkenkäfer freut sich über Trockenheit
Tiere, die weder für die Vermehrung noch für die Nahrungsaufnahme auf Wasser angewiesen sind, können von der derzeitigen Trockenheit sogar profitieren. Das gilt besonders für Kaltblüter, die bei ihrem Lebensrhythmus auf die Umgebungstemperaturen angewiesen sind. Noch mehr Freude am Regenmangel haben Pflanzenparasiten wie der gefürchteten Borkenkäfer. Der Trockenstress schädigt Bäume und setzt deren Abwehrmechanismen außer Gefecht. So ist es für die Käfer ein Leichtes, auch ansonsten gesunde Bäume zu befallen

Der Borkenkäfer hält die Forstwirte seit großflächigen Windwürfen im Jahr 2002 in Atem. Umgeworfene und liegen gelassene Stämme sind ein gefundenes Fressen für die Tiere und ihre Larven. Ist der so genannte Populationsdruck entsprechend hoch, werden zunehmend auch gesunde Bäume befallen. 2005 registrierte das Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landwirtschaft (BFW) mit 2,5 Millionen Festmeter Schadholz ein Rekordjahr, im Vorjahr war die Situation nur geringfügig bessern. Nach den Windwürfen durch den Sturm Kyrill im Jänner und die anhaltende Trockenheit ist eine weitere Zuspitzung der Lage zu befürchten.

Die Trockenheit vermindert die Abwehrkraft auch der gesunden Bäume gegen den Borkenkäfer. Mit genügend Wasser versorgt, kann ein Baum einen eindingenden Käfer mittels seines Harzes effektiv aus der Wunde schwemmen. Ohne Wasser kommt der Harzfluss allerdings zum erliegen, die Parasiten haben leichtes Spiel. Die Forstbetriebe arbeiten daher derzeit auf Hochtouren, um das Schadholz vom Jänner aufzuarbeiten. "Der Großteil des geworfenen Holzes ist bereits aufgearbeitet und wird laufend aus dem Wald geschafft", berichtete Felix Montecuccoli, Präsident der "Land&Forst Betriebe Österreich". Ein Problem dabei ist, dass die Aufnahmekapazitäten in den Sägewerken und bei der Papier- und Plattenindustrie an die Grenzen stoßen.

Parasiten erklimmen immer höhere Höhen
Der Borkenkäfer gilt als der gefährlichste Forstschädling in unseren Breiten. Insgesamt kennen die Zoologen rund 120 Arten. Die größten Schäden an Fichten richtet der so genannte Buchdrucker an, aber auch der Kleine Fichtenborkenkäfer und der Kupferstecher sind gefürchtet. Experten erwarten auch durch die Klimaerwärmung zunehmende Probleme mit dem Borkenkäfer. So ist die Befallsobergrenze von rund 1.200 Metern in den vergangenen Jahren auf 1.500 Meter gestiegen.

Um den Schädling einzudämmen, wird den Forstwirten penible Forsthygiene empfohlen, es soll möglichst kein Totholz im Wald verbleiben. Eine Ausnahme bilden so genannte Fangbäume. Dabei werden Stämme gezielt ausgelegt, um die Käfer aus der Umgebung anzulocken. Anschließend werden die Bäume mitsamt den Parasiten vernichtet.

(apa/red)