Thomas Cook ist pleite:
600.000 Urlauber betroffen

Der älteste Touristikkonzern der Welt, Thomas Cook, ist pleite: Das britische Reiseunternehmen hat mit sofortiger Wirkung ein Konkursverfahren einleiten müssen. 600.000 Urlauber sind unmittlebar von der Insolvenz betroffen, darunter auch Österreicher. Was das nun für sie bedeutet.

von
Insolvenz - Thomas Cook ist pleite:
600.000 Urlauber betroffen

Rückholaktion für Urlauber

Die britische Flugbehörde CAA gab die Einstellung aller Flüge bekannt und kündigte eine Rückholaktion für mehr als 150.000 Briten an, die größte derartige Aktion in der Geschichte des Landes. Die Rückholaktion trägt nach BBC-Angaben den Codenamen "Matterhorn". In der Nacht seien bereits die ersten Flugzeuge zu verschiedenen Zielen gestartet, um britische Urlauber nach Hause zu holen.

Dutzende Flugzeuge im Konzern sind zudem für den deutschen Ferienflieger Condor im Einsatz. Dieser teilte in der Nacht auf seiner Website mit, seine Flüge fänden planmäßig statt. Bei der deutschen Bundesregierung sei ein Überbrückungskredit beantragt worden.

»Wir werden unser Bestes tun, um sie nach Hause zu holen«

Der britische Premierminister Boris Johnson hat indes den gestrandeten Urlaubern die Hilfe seiner Regierung versprochen. "Wir werden unser Bestes tun, um sie nach Hause zu holen. Es wird Pläne dafür geben, wenn es notwendig wird", sagte Johnson. Er äußerte sich der Nachrichtenagentur PA zufolge in der Nacht zum Montag noch vor der Einstellung des Unternehmensbetriebs an Bord einer Regierungsmaschine auf dem Weg nach New York. "Der Staat muss auf die eine oder andere Weise eingreifen, um gestrandeten Urlaubern zu helfen."

Nach Angaben der britischen zivilen Luftfahrtbehörde sind 150.000 britische Touristen im Ausland von dem Aus betroffen. "Es ist eine sehr schwierige Situation, und natürlich sind unsere Gedanken bei den Kunden von Thomas Cook, den Urlaubern, die Schwierigkeiten haben könnten, nach Hause zu kommen", sagte Johnson.

Österreich-Kunden bekommen Geld zurück

Sollte die Insolvenz des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook auch auf Österreich überschwappen, würden die österreichischen Kunden ihr Geld zurückbekommen. Reiseveranstalter müssen sich hierzulande für den Insolvenzfall absichern. Abwickler für die Thomas Cook Austria ist Allianz Worldwide Partners (AWP P&C S.A.). Konsumentenschützer Peter Kolba rät Touristen, sich dort zu melden.

Eine Insolvenz auch in Österreich hält der Experte des Verbraucherschutzvereins (VSV) für wahrscheinlich. Thomas Cook selbst weist auf seiner österreichischen Website darauf hin, dass derzeit "letzte Optionen" ausgelotet würden. "Sollten diese scheitern, sehen wir uns gezwungen einen Insolvenzantrag zu stellen", heißt es. Den Verkauf von Reisen hat das Unternehmen eingestellt. Die Durchführung bereits gebuchter Reisen wird nicht gewährleistet.

Laut Kolba sind etwa 10.000 bis 15.000 österreichische Touristen betroffen. Im Falle einer Insolvenz können sich diese ihr Geld zurückholen. Sollte die Reise aufgrund der Pleite gar nicht mehr angetreten werden können, erstattet der Versicherer den Reisepreis zurück, so Kolba. Tritt die Insolvenz ein, wenn man sich bereits im Urlaub befindet, hat man Anspruch darauf, rasch und kostenlos in die Heimat gebracht zu werden. Betroffene müssen ihre Ansprüche binnen acht Wochen ab Eintritt der Insolvenz beim Abwickler anmelden.

Die heimischen Flughäfen sind aktuell nicht unmittelbar von der Pleite betroffen. "Es gibt keine direkten Flugverbindungen von Thomas Cook oder Condor ab Wien", sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann am Montag. In Innsbruck sucht man derzeit aber unter Hochdruck nach Ersatzflügen für das Wintergeschäft, das im Dezember anläuft.

Der heimische Reiseveranstalter Verkehrsbüro und der zu ihm gehörende Vermittler Ruefa bemühen sich um Lösungen für verunsicherte Urlauber der Reisegruppe Thomas Cook. Kunden, die heute oder morgen abfliegen, sollten sich unbedingt mit ihren Ruefa-Beratern in Verbindung setzen. Pauschale Aussagen, dass Reisende an den beiden Tagen nicht befördert werden könnten, seien nicht zulässig. Ruefa ersuchte am Montagnachmittag in einer Aussendung die Urlauber, auf jeden Fall zum Flughafen zu fahren und vor Ort zu sehen, ob die Reise angetreten werden könne. Damit sei die sogenannte "Reisebereitschaft" seitens der Kunden sichergestellt. Gleiches gelte für Reisende, die schon am Urlaubsort sind und die Heimreise antreten wollen. Weiters gelte dies für Abreisen zu einem späteren Zeitpunkt, wird betont. Hier evaluiere das Krisenteam von Ruefa laufend die Situation und melde sich bei den Kunden, sollten Reisen nicht durchgeführt werden können.

Konzernchef entschuldigt sich bei Kunden und Angestellten

Konzernchef Peter Fankhauser sprach in einer Erklärung von einem "tiefen Bedauern", dass man keine Lösung für die Rettung des Konzerns gefunden habe. Zwar sei eine Einigung bereits zu einem großen Teil ausgearbeitet worden. Zusätzliche Forderungen in den letzten Tagen der Verhandlungen hätten sich am Ende jedoch als "unüberwindbare Herausforderung" erwiesen. Fankhauser entschuldigte sich bei "unseren Millionen Kunden und Tausenden Angestellten, Zulieferern und Partnern". Die Konzernspitze hatte für Sonntagabend Verhandlungen mit Banken, Gläubigern und der Regierung angesetzt. Banken hatten zuletzt zu einem schon ausgehandelten 900 Millionen Pfund (1,02 Mrd. Euro) schweren Rettungspaket weitere 200 Millionen Pfund gefordert.

Thomas Cook war durch eine milliardenschwere Abschreibung auf ein Tochterunternehmen und ein schwächeres Reisegeschäft ins Schleudern geraten. Zudem litt der Konzern mehr als Rivalen wie TUI und unter der mit Brexit und schwächerem Pfund einhergehenden Reiseunlust der Briten. Größter Aktionär ist die chinesische Fosun-Gruppe.

Thomas Cook war 1841 gegründet worden und betreibt Hotels, Ferienressorts, Airlines und veranstaltet Kreuzfahrten. Von den 105 Flugzeugen im Konzern fliegen 58 für Condor. Weltweit hat Thomas Cook rund 21.000 Mitarbeiter in 16 Ländern. Davon sind etwa 4.500 in Deutschland bei Condor beschäftigt.