Figaros letzter Akt

Oper: Herbert Föttinger inszeniert „La mère coupable“ von Milhaud

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Mere coupable © Bild: Herwig Prammer

„Die schuldige Mutter oder der andere Tartuffe“ nennt Beaumarchais den dritten Teil seiner „Figaro“-Trilogie. Zwanzig Jahre sind seit dem „tollen Tag“, also seit „Figaros Hochzeit“, vergangen. Die Gräfin hat mit Cherubin, dem Pagen des Grafen, einen Sohn gezeugt, gibt den aber als eheliches Kind aus, Cherubin ist im Krieg gefallen. Graf Almaviva hat ein Mädchen namens Florestine adoptiert, verheimlicht aber, dass sie seine leibliche Tochter ist, die einer Affäre entstammt.
Man lebt in Frankreich, ein Freund des Hauses Begearss will sich mit dem Vermögen des Grafen bereichern und das vermeintliche Mündel Florestine heiraten. Die aber liebt Leon.

Beaumarchais nennt das Werk „Die schuldige Mutter oder der andere Tartuffe“. Wie bei Moliere, schleust sich ein Mann in eine Familie ein, spielt die Mitglieder gegen einander aus und will sich bereichern. Am Ende legt Figaro dem Unhold das Handwerk. Milhaud vertonte das Werk mit Witz und Esprit.

Herbert Föttinger verlegt das Geschehen aus der Zeit nach der französischen Revolution in eine Hotelhalle im Stil der Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts (Bühne: Walter Vogelweider). Mittels vier Aufzügen pendelt man zwischen dem, was wirklich im Spiel geschieht, und dem Unbewussten. Jedes Familienmitglied wird von zwei Darstellern gezeigt, mittels stummer Rollen werden die Fantasien und Ängste sichtbar gemacht. Das wirkt klug und schlüssig, macht das Werk verständlich und überhöht es über das Niveau der Komödie.

Dass Föttinger das Geschehen mit der Trauerfeier für den ersten Sohn der Almavivas, der bei einem Duell gefallen ist, mit Mozarts „Trauermusik“ einleitet, wirkt.

Gesungen wird vor allem von Aris Argiris (Figaro), Angelika Kirchschlager (Suzanne) und Frederike Kampmann (Florestine) fabelhaft. Stephan Loges ist ein ausdrucksstarker Intrigant Begearss, Markus Butter (Graf) und Mireille Delunsch (Gräfin) wirken vor allem darstellerisch.
Leo Hossein führt das ORF-Radio-Symphonieorchester souverän.

Weitere Vorstellungen:
12., 15. und 17. Mai.

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