Eine Komödie
mit Schrecken

Barbara Frey inszenierte "Eine schöne Bescherung" von Alain Ackbourn.

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Theater-Kritik - Eine Komödie
mit Schrecken

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit trifft die Familie im Hause von Neville und Belinda zusammen. Jedes Jahr führt Onkel Bernard am dritten Weihnachtstag sein Puppentheater auf. Der Schrecken der Langeweile aller. Diesmal kommt auch noch ein Gast: Schriftsteller ist er, Clive heißt er. Seine kurze Vergangenheit hat er zu einem Roman verarbeitet. Und da ist noch der betagte Onkel Harvey, ein Filmjunkie und Waffennarr, ein leibhaftiger Repräsentant von Trumps Heutigem Amerika.

Bettina Meyer hat die Bühne des Burgtheaters in ein biederes, einstöckiges Haus verwandelt. Dort agieren die Besten des Ensembles und leisten Großartiges. Dass Ackbourn bittere Komödie dennoch nicht so richtig zündet, verwundert zunächst. Denn es ist alles da, Dialoge, die passen, komische Elemente und fulminante Szenen. Etwa wenn Michael Maertens seine Marionetten die Geschichte von drei kleinen Schweinchen, die ein Haus bauen wollen, in Szene setzt. Liebevoll, berührend ist das und wirklich komisch. Bis dahin aber sind fast zwei Stunden vergangen. Man erlebt mit dieser Familie die Spannungen, die Diskussionen über das Weihnachtsmahl und die Unzulänglichkeit der Paare, ihre Liebe zueinander einzugestehen. Jeder Dialog für sich funktioniert, aber der große Bogen fehlt. Frey dehnt das Geschehen, die Größe des Hauses lässt keine Intimität zu. Trotzdem möchte man es nicht versäumt haben, wie Nicholas Ofczarek den Part des passionierten Heimwerkers, den etwas ungeschickten Ehemann fein ziseliert. Das ist grandios! Katharina Lorenz ist ihm als Ehefrau Belinda, die ihrem biederen Dasein entkommen will eine kongeniale Partnerin. Dörte Lyssewski verleiht der einsamen Rachel, die sich von ihrem Gast, dem Schriftsteller Glück und Zuwendung erhofft, etwas von Tschechow‘scher Tragik.

Maria Happel zeigt das Psychogramm einer am Leben gescheiterten, die Halt in ihrer Ehe mit Bernard findet. Den zeigt Michael Maertens bewegend als linkischen Arzt, der sich irgendwie durch Beruf und Leben wurstelt. Fabian Krüger formt den Autor Clive hervorragend als einen, der es sich irgendwie richten will. Falk Rockstroh, der die Kinder, die nie zu sehen sind, mit Waffen versorgt, Tino Hillebrandt als braver Ehemann, aber gescheiterter Kleinunternehmer und Marie-Luise Stockinger komplettieren ein grandioses Ensemble. Diese Schauspielkunst ist es Wert, auch Längen und eine wenig aufregende Regie in Kauf zu nehmen.

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