Piefke-Saga auf
den Galápagos

Düsteres Auswanderer-Drama neu aufgerollt von Felix Mitterer

Felix Mitterer rollt den Fall des 1934 auf mysteriöse Weise zu Tode gekommenen Arztes und Philosophen Friedrich Ritter in seinem düsteren Auswanderer-Drama in „Galápagos“ neu auf. Stephanie Mohr hat die Uraufführung am Theater in der Josefstadt inszeniert.

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Galapagos © Bild: Moritz Schell

Friedrich Karl Ritter (1886- 1934) gab es tatsächlich. Im September des Jahres 1929 ließ sich der deutsche Arzt und Philosoph mit seiner Gefährtin Dore Strauch auf der Insel Floreana, die zum Archipel der Galápagos im Pazifik gehört, nieder. Er stilisierte sich zu einer Art „Robinson“ und vermarktete seine Erfahrung weltweit in Zeitungsartikeln. Damit weckte er nicht nur das Interesse an seiner Person, sondern auch an der Wildnis. Bald folgten deutsche Aussteiger seinem Vorbild. Und bald kamen mehr aus Europa. Ritters heile Zweisiedlerwelt gehörte rasch der Vergangenheit an. Doch der Pioniergeist der ersten Einwanderer musste bald dem Kampf um Ländereien und Macht weichen. Eines Tages fand man drei Leichen am Strand.
Am 21. November kam auch Friedrich Ritter um. Wie der überzeugte Vegetarier aber an einer Vergiftung durch eingelegtes Hühnerfleisch starb, ist bis heute ein Rätsel.

Galapagos
© Moritz Schell

Thomas Bernhard, Jean-Paul Satre und Agatha Christie

Was zunächst wie „ ein Auswanderer-Drama anmutet, das Stephanie Mohr nach Mitterers legendärerer Fernseh-Serie „Die Piefke-Saga“ stylt, birgt aber mehr. Neben der Robinsonade Ritters, wird auch die Geschichte eines Besessenen erzählt. Ritter will um jeden Preis ein philosophisches Werk nach den Theorien Nietzsche und Lao Tse zu verfassen. Sein Gegenüber ist die geduldige, kranke Frau. Dieses Szenario könnte aus einem Stück Thomas Bernhards stammen, die Konfrontationen der Einwanderer aber erinnern an eine beklemmende Gesellschaftsstudie von Sartre. „Die Hölle sind die anderen“ schwingt gleichsam als Subtext mit, wenn eine selbsternannte Baronin (Ruth Brauer-Kvam) ihren Terror ausspielt. Und wenn der Polizist Felipe Pasmino seine Ermittlungen anstellt, geht er dabei vor wie Agatha Christies genialer Detektiv Hercule Poirot.

Galapagos
© Moritz Schell

Regisseurin Stephanie Mohr versucht alle diese Facetten zu bedienen. Das aber ist zu viel. Zudem wird das Geschehen auch noch Rückblenden dargestellt, was in manchen Momenten Verwirrung und Längen erzeugt. Reduktion herrscht hingegen auf Miriam Buschs Bühne, die mit zerknüllten Zeitungen und wenigen Abbildungen, die auf überdimensionalen Rollos gezeigt werden, für Beklemmung sorgt. Raphael von Bargen und Eva Mayer verstören als das Forscherpaar, das in einer seltsamen Herr-Knecht-Symbiose miteinander verbunden scheint. Peter Scholz und Pauline Knof überzeugen als deutsche Auswanderer. Ruth Brauer-Kvam, Roman Schmelzer, Matthias Franz Stein, Ljubisa Lupo Grujcic formieren ein ausgewogenes Ensemble.

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