Theater als einfaches Abbild der Zeit

„Antigone.requiem“ von Thomas Köck im Akademietheater

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Theaterkritik - Theater als einfaches Abbild der Zeit

Der Oberösterreicher Thomas Köck zählt zu den gefragten Dramatikern der jungen Generation. „Eine Rekomposition nach Sophokles“ nennt er seine Bearbeitung des Antigone-Stoffes. Am Strand vor Theben liegen die Toten in Leichensäcken. Kreon verbietet deren Bestattung, Antigone, seine Nichte widersetzt sich der Anordnung.

Lars-Ole Walburg beschränkt sich in seiner Inszenierung von „Antigone.Requiem“ auf Peta Schickarts leerer Bühne auf reines, statisches Sprechtheater. In pausenlosen 180 Minuten wird eine düstere Welt betrachtet. Wie Twitter-Meldungen blitzen die Textpassagen auf, erzählen von den Toten, die wiederkommen (Antigone), von einem „maßgeschneiderten Slimfitsystem“, „Humankapital“ oder „postdemokratischer Message Control“ (Kreon). Angesichts des Dramas von Moria mutet das alles brandaktuell an. Aber gesehen hat man das alles schon viel stärker in Elfriede Jelineks Flüchtlingsdrama „Die Schutzbefohlenen“.

Der Text mutet wie ein blasses Abziehbild von Jelineks Drama an. Möglicherweise hätten Köcks Wortschöpfungen in einer anderen Form mehr Kraft ausstrahlen können, als Chorstück bestehen sie nur schwer. Das liegt jedoch nicht an den Schauspielern. Sarah Viktoria Frick zeigt Antigone als aufmüpfigen Teenager in Jeans-Latzhosen. Markus Scheumann ist ein verschlagener Kreon, Mavie Hörbiger macht aus der Botin eine Kunstfigur. Dorothe Hartinger, Branko Samarovski, Deleila Piasko und Mehmet Atesci geben ihr Möglichstes und das ist nicht wenig.

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