James Gandolfinis Paraderolle

Vor einem Jahr starb der Ausnahme-Schauspieler. Seine größte Rolle im Check.

Schon mehrmals wurden die „Sopranos“ zur besten TV-Serie aller Zeiten gekürt. Doch die Freude darüber ist nach wie vor getrübt seit James Gandolfinis überraschendem Tod im letzten Jahr. Vor genau einem Jahr, am 19. Juni starb der Ausnahme-Könner in Rom. Gandolfini verkörperte die Rolle des Tony Soprano so eindringlich wie kaum zuvor je ein Mafia-Boss gespielt wurde. Allen voran war es Gandolfini, der die Serie so außergewöhnlich machte. Sky zeigt in Memoriam an den Schauspieler alle "Sopranos"-Staffeln noch einmal. NEWS.AT hat die große Serie des Ausnahmetalents unter die Lupe genommen.

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Zum Todestag - James Gandolfinis Paraderolle

Worum geht es?

Tony Soprano ist ein moderner Familienvater: Er hat Stress im Job, Stress mit seinen pubertierenden Kindern, Stress mit der Ehefrau und hin und wieder auch Stress mit seinen Seitensprüngen. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Tony Soprano Boss ist – und zwar Mafia-Boss. Er ist das Oberhaupt des italo-amerikanischen Clans im nördlichen New Jersey und dabei machen ihm sämtliche Machenschaften zu schaffen. Weshalb er von Panik-Attacken geplagt wird und regelmäßig eine Psychotherapeutin aufsucht.

Und außerdem?

Tony Soprano hat es nicht einfach. Zunächst muss er sich seinem Onkel, Corrado „Junior“ Soprano unterordnen, dem Boss der Mafia im nördlichen New Jersey. Was nicht immer so einfach ist, denn „Junior“ ist alt und ein wenig senil. Im Laufe der sechs Staffeln gibt Corrado darum auch das Zepter an seinen Neffen, Tony, von vielen „T“ genannt, weiter - und schießt diesen in weiterer Folge sogar an. Tony überlebt das Attentat, aber die Szene zeigt beispielhaft, wie kaum eine andere, seine Schwäche. Er ist wohl einer der mächtigsten Männer im Staat, aber er ist verwundbar und zwar an allen Ecken und Enden. Intrigen außerhalb als auch innerhalb seines Clans lauern auf den „Mobster“, was diesem auch bewusst ist.

Neben den „beruflichen“ Machenschaften hat „T“ aber auch noch im privaten Bereich zu kämpfen. Seine intelligente wie aufmüpfige Teenager-Tochter Meadow, sein nicht ganz so intelligenter dafür aber zu Depressionen neigender Sohn Anthony Junior („A.J“) und auch seine Frau Carmella, der die außerehelichen „Geschäfte“ ihres Gatten näher gehen als seine wirklichen Geschäfte, machen dem ohnehin schon von Sorgen geplagten Tony zu schaffen. Verständlich, dass dies für einen einzigen Mann zuviel ist, auch einem von der Statur eines Tony Soprano. Darum häufen sich bei diesem wohl die Panik-Attacken und der Mafiosi beschließt, sich Rat und Tat bei Jennifer Melfi, einer Psychotherapeutin, zu holen. Wöchentlich werden in Sitzungen private, wie auch berufliche Ängste und Ärgernisse analysiert. Klar dass bei dieser Offenheit Melfi dem Mafiosi nicht lange abnimmt, nur im „Abfallmanagement“ tätig zu sein, wie dieser anfänglich behauptet.

Wer spielt mit? (Star-Faktor)

Der Star-Faktor war bestimmt nicht der ausschlaggebende Punkt für den Erfolg der „Sopranos“. James Gandolfini wurde erst durch die Serie zum Star und blieb auch eher ein Kult-Star seiner Fangemeinde, denn ein massentauglicher Superstar. Auch Edie Falco gelang mit ihrer Darstellung der Carmella Soprano erst der Durchbruch. Sie ist seit 2009 als Titelfigur in der Serie „Nurse Jackie“ zu sehen. Bereits vor den „Sopranos“ einen Namen in Hollywood gemacht hat sich Lorraine Bracco (Dr. Jennifer Melfi). Sie erhielt für ihre Darstellung der Mafia-Gattin in „Good Fellas“ 1990 eine Oscar-Nominierung. Auch Steve Van Zandt, Darsteller von Tonys Consigliere Silvio Dante, war ebenfalls kein Unbekannter – allerdings im Musik-Business. Er war und ist Mitglied von Bruce Springsteens E Street Band.

Fazit:

Tony Soprano war James Gandolfinis Paraderolle. Der viel zu früh verstorbene Schauspieler verlieh der Figur des Mafiabosses erstmals eine menschliche und damit verletzliche Seite. Trotz seinen Rollen als betrügerischer Ehemann, nicht besonders guter Vater, Boss von krummen Machenschaften bis zu jener als Mörder schafft es Gandolfini -umgeben von einem auch sonst grandiosen Cast -, dass der Zuschauer Tony Soprano dennoch sympathisch findet und sich in die eine oder andere seiner Rollen hineinversetzen sowie sogar mitfühlen kann. Diese vielseitige und ganz und gar nicht eindimensionale Darstellung der Figur des Mafiabosses als Mensch gab es vor den „Sopranos“ wohl nur im Autorenkino und prägt bis heute die TV-Serienlandschaft. Und auch wenn sich viele Serien ein Beispiel an den „Sopranos“ genommen haben, ist die von ihnen gelegte Latte immer noch verdammt hoch bis teilweise unerreicht.

Weitere Info:

Sopranos Staffel 1 Cover
© Warner Home Video

Anlässlich des 1. Todestages von James Gandolfini präsentiert Sky den Schauspieler in seiner berühmtesten Rolle als Mafiaboss Tony. Ab Montag 23. Juni wiederholt Sky alle sechs Staffeln, montags bis freitags, in Doppelfolgen auf Sky Atlantic HD .

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